Geldmarkthypotheken waren in der Vergangenheit fast immer die günstigste Form, Wohneigentum zu finanzieren. Bei diesem Hypothekenmodell setzt sich der zu zahlende Zinssatz aus dem Referenzzinssatz Libor (London Interbank Offered Rate) und einer Gewinnmarge der Bank zusammen. Ende 2021 ist aber voraussichtlich Schluss mit dem Libor. In der Schweiz soll er durch den Saron (Swiss Average Rate Overnight) ersetzt werden.
Viele Banken vergeben Libor-Hypotheken jetzt nur noch mit maximal zwei Jahren Laufzeit oder bis spätestens Ende 2021. Das zeigt eine Umfrage von K-Geld bei elf grossen Banken (Tabelle im PDF). Die Credit Suisse, die Zürcher und die Berner Kantonalbank etwa gewähren nach eigenen Angaben nur noch Zweijahresverträge. Migros-Bank, Postfinance und UBS bieten eine Laufzeit von maximal drei Jahren.
Einige Banken drängen Kunden zu Festhypotheken
Zurzeit ist noch unklar, ob und wie aus dem Saron ein neuer Referenzzinssatz für Hypotheken gebildet wird. Trotzdem sind die Banken nicht gezwungen, das Angebot für Geldmarkthypotheken einzuschränken. Raiffeisen und Valiant zum Beispiel bieten weiterhin Libor-Hypotheken mit fünfjähriger Laufzeit an. Sie räumen sich in den neuen Verträgen das Recht ein, bei Bedarf einen neuen Referenzzinssatz festzulegen. Kunden, die mit der künftigen Lösung nicht einverstanden sind, könnten dann in ein anderes Hypothekenprodukt wechseln.
Fest steht: Solange die Nationalbank an den Negativzinsen für den Schweizer Franken festhält, wird sich für Wohneigentümer mit Geldmarkthypotheken kaum etwas ändern – egal, wie sich der neue Referenzzinssatz berechnet. Denn bei einem negativen Referenzzinssatz verwenden die Banken als Basis für die Zinsberechnung ohnehin 0 Prozent. Darauf schlagen sie ihre Marge.
Laut Adrian Wenger, Hypothekarexperte beim VZ Vermögenszentrum, drängen verschiedene Banken die Kunden dazu, statt einer Libor- eine Festhypothek abzuschliessen. Grund: Daran verdienen sie mehr. Wenger erwartet, dass einige Banken die Einführung des Saron sowie die Masse von Geldmarkthypotheken, die Ende 2021 gleichzeitig ausläuft, dazu nutzen, ihre Gewinnmarge zu erhöhen. Wenger rät Wohneigentümern deshalb, weiterhin auf Libor-Hypotheken zu setzen und ein Finanzinstitut zu wählen, das 5-jährige Rahmenverträge anbietet.