Aktiv oder passiv? Die Fonds-Welt ist zweigeteilt: Es gibt aktiv verwaltete Fonds und Indexfonds. Ihre Merkmale, kurz zusammengefasst:
- Die aktiv verwalteten Fonds wollen eine möglichst hohe Rendite erzielen, d. h. besser sein als der Marktdurchschnitt und die Konkurrenz. Sie beschäftigen Finanzexperten, die Unternehmen und Märkte studieren und die ihrer Meinung nach vielversprechendsten Titel auswählen.
- Die passiv verwalteten Indexfonds sind erst in den letzten Jahren gross aufgekommen und meist an der Börse kotiert (ETF – Exchange Traded Funds). Sie wollen nicht besonders schlau sein, sondern möglichst genau ein ganzes Marktsegment repräsentieren – zum Beispiel die grossen Schweizer Unternehmen, wie sie im Aktienindex SMI enthalten sind.
Die Verfechter der bei- den Fonds-Typen sind sich spinnefeind. Es herrscht ein Kampf um Marktanteile, Kommissionen und Boni.
Beide Lager behaupten, dass die Anleger mit ihren Fonds besser bedient sind. Bis anhin war dies ein Glaubenskrieg. Denn die meisten in der Schweiz zugelassenen Indexfonds gab es noch nicht lange genug, um einen gültigen Vergleich zu erlauben. Ein, zwei Jahre reichen dazu nicht. Doch nun ist ein 5-Jahres-Vergleich möglich.
Was sofort ins Auge sticht: Die Renditen der Indexfonds innerhalb eines Anlagegebiets unterscheiden sich nur wenig. Dies bedeutet: Es spielt keine grosse Rolle, welchen Fonds Anleger auswählen. Beispiel: Aktien der Schweizer Standardwerte – also grosser, etablierter Firmen wie Nestlé, Swatch Group und Swisscom. Drei mindestens fünf Jahre alte ETF sind im Angebot. Sie verzeichneten ab 2007 bis Ende 2011 einen durchschnittlichen Jahresverlust von 5,1 bis 5,8 Prozent. Noch geringer sind die «Rendite»-Unterschiede bei den Indexfonds «Aktien Welt» oder «Schwellenländer» (siehe Tabelle).
Ganz anders die aktiv verwalteten Fonds: Das Rendite-Gefälle ist riesig. Somit ist für die Anleger ganz entscheidend, welchen Fonds sie im Depot haben. Wieder das Beispiel «Aktien Schweizer Standardwerte»: Der beste aktiv verwaltete Fonds erzielte 2007 bis 2011 eine Durchschnittsrendite von 0,8 Prozent pro Jahr. Anleger, die in der ganzen 5-Jahres-Periode dabei waren, konnten ihr Kapital somit leicht vermehren. Der schlechteste Fonds hingegen wies seit 2007 im Durchschnitt ein Minus von 12,7 Prozent pro Jahr aus. Von jedem investierten Franken blieben am Ende also nur 51 Rappen übrig.
Aktiv verwaltete Fonds sind kostenintensiv
Ob Schweizer Standardwerte, Aktien Welt oder Schwellenländer – nur eine Minderheit der aktiv verwalteten Fonds schnitt besser ab als die entsprechenden Indexfonds. Etliche weitere kamen etwa auf die gleiche Rendite. Die grosse Mehrheit aber wurde von den «Passiven» abgehängt.
Der Grund: Die aktive Fondsverwaltung mit ihren Firmen- und Marktanalysen ist kostenintensiv. Die Gebühren zulasten der Fonds – in der Fachsprache TER (Total Expense Ratio) genannt – betragen meist deutlich mehr als 1 Prozent pro Jahr, manchmal sogar mehr als 2 Prozent. Das ist vier-, fünfmal so viel wie bei Indexfonds. Die Grosszahl der aktiven Fondsverwalter holt aber keine Rendite heraus, die die hohen Kosten wettmachen würde.
Kein Problem, so könnte sich der Anleger sagen, ich kaufe einfach nur jene aktiv verwalteten Fonds, die in Rendite-Vergleichen obenausschwingen. Doch so einfach ist es leider nicht.
Rückblende in die Jahre 2002 bis 2006: Damals machte die Fonds-Boutique Braun von Wyss & Müller Furore. Ihr Classic Global Equity Fund steigerte den Wert seiner Anteile in den fünf Jahren um total 125 Prozent. Das war rund sieben Mal so viel, wie die Aktien weltweit im Schnitt zulegten. Von über 200 Fonds der Kategorie «Aktien Welt» rangierte er unter den besten fünf.
Anleger, die aufgrund dieses Leistungsausweises Anfang 2007 einstiegen, freuten sich nur bis Mitte Jahr. Von da an ging es mit dem Classic Global Equity Fund rasant bergab. Bis im Frühling 2009 gingen über 70 Prozent des Kapitals verloren. Seither entwickelt er sich zwar wieder überdurchschnittlich. Trotzdem waren seine Anteile Ende 2011 rund 46 Prozent weniger wert als Anfang 2007.
Einige wenige Fonds glänzen über Jahre
Der Classic Global Equity Fund ist keine Ausnahme. Es kommt oft vor, dass ein Top-Fonds in der nächsten Zeitperiode nur unter «ferner liefen» figuriert. Das bedeutet aber nicht, dass Anleger generell die Finger von aktiv verwalteten Fonds lassen sollten. Denn es gibt einige wenige, die über eine lange Zeit brillieren.
Beispiele aus der Fonds-Rangliste «Aktien Welt» (siehe Seite 39): Carmignac Investissement, M&G Global Basics und Skagen Global, die unter den Top Ten der Zeitspanne 2007 bis 2011 erscheinen. Sie gehörten schon 2002 bis 2007 zu den besten zehn. Bei den Aktien Schweiz Standardwerte trifft dasselbe für den Raiffeisen Futura Swiss Stock zu.
Die Mehrrenditen, die die wenigen Perlen erzielen, können extrem hoch sein. Seit seiner Gründung 1997 erwirtschaftete Skagen Global durchschnittlich über 13 Prozent Rendite pro Jahr, während die Börsen weltweit 0,4 Prozent pro Jahr nachgaben.
Es kann sich also für die Anleger lohnen, die Fonds-Ranglisten zu studieren. Allerdings gilt auch für Fonds wie den Skagen Global: Die frühere Rendite ist keine Garantie für die Zukunft. Anleger, die aktiv verwaltete Fonds kaufen, müssen diese laufend verfolgen und – wenn die Leistung längere Zeit nicht mehr stimmt – auswechseln. Wer diesen Aufwand scheut, ist mit Indexfonds besser bedient.
Fonds-Anlagen: Aktiv oder passiv? Sechs Tipps für Investoren
1. Indexfonds erzielen eine höhere Rendite als die meisten anderen Fonds. Wenn Sie möglichst wenig Zeit für die Fondsauswahl aufwenden möchten, kaufen Sie am besten nur Indexfonds.
2. Macht Ihnen die Suche nach Fonds mit Spitzenrenditen Spass, helfen
Ranglisten, wie sie K-Geld publiziert (Seiten 39).
3. Die besten aktiv verwalteten Fonds schlagen zwar die Indexfonds. Oft können sie aber ihre Leistung nicht lange aufrechterhalten, stürzen zum Teil sogar ab. Haben Sie «aktive» Fonds im Depot, sollten Sie sie ständig überwachen.
4. Wegen des erhöhten Risikos sollten Sie nie Ihr ganzes Geld in bloss ein, zwei aktiv verwaltete Fonds investieren.
5. Kombinieren Sie beide Fonds-Typen – stecken Sie Ihr Geld z. B. zu zwei Dritteln in Indexfonds, zu einem Drittel in «Aktive».
6. Banken schwatzen den Kunden gern teure hauseigene Fonds auf. Doch das sind selten Top-Fonds. Lassen Sie sich nur Fonds ins Depot legen, die in unabhängig erstellten Fondsvergleichen in der Spitzengruppe figurieren.