Die «Superannuation» ist in Australien das Gegenstück zur Pensionskasse in der Schweiz. Und da Australier gerne abkürzen, wird sie lässig nur «Super» genannt. Seit 1992 ergänzt sie die staatliche Altersrente. 9 Prozent des Verdienstes zahlen Arbeitgeber in die «Super», die Arbeitnehmer können freiwillig aufstocken. Im Ruhestand wird dann ausbezahlt. Tönt eigentlich super.
Trotzdem hat es aktuell etwa 16 Milliarden australische Dollar an «Super»-Kapital, das die Eigentümer vergessen haben. Die australischen Pensionskassen verlieren ständig Kunden. Aus vielen Gründen: Australien kennt keine Meldepflicht und der Kontinent ist gross. Vor allem Grossstädter wechseln häufig Job, Wohnsitz oder Bundesstaat, wo neue Arbeitgeber wieder andere «Super» bestücken. Ausserdem springt etwa jeder fünfte Berufstätige oft zwischen kurzfristigen Jobs hin und her. Jedesmal mit einer neuen «Super». Dann gibt es noch Leute wie mich, die überwiegend freiberuflich verdienen. Diese rund 2,4 Millionen Gelegenheits-Rentenzahler verlieren leicht den Überblick über ihr Pensionsgeld.
Die verlorenen 16 Milliarden Dollar liegen auf Konten der Steuerbehörde. Dort landet dieses Geld, von dem niemand weiss, ob es je seine Eigentümer findet – weil sie umgezogen sind oder vergessen haben, wo vor 20 Jahren die «Super»-Beiträge aus ihrem Studentenjob eingezahlt wurden. Selbst den Behörden scheint das peinlich zu sein. Sie helfen inzwischen mittels staatlicher Websites bei der Suche nach verlorenem Geld.
Ich selbst habe auch eine «Super». Ganze 760 Dollar flossen 2008 aus einem kurzzeitigen Job in den Fonds von Sun-Super. Das ist die Pensionskasse, in die mein damaliger Arbeitgeber die Beiträge einzahlte. Doch da ich seitdem nichts mehr in die «Super» eingezahlt habe, sind inzwischen nur noch rund 550 Dollar übrig. Denn jedes Jahr werden gut 60 Dollar Verwaltungsgebühr fällig. Der Zinsgewinn gleicht das längst nicht aus. Viel dürfte am Ende nicht übrig bleiben – wenn überhaupt. Trotz dieser Minirente schickt mir Sun-Super alle sechs Monate Statusmeldungen, Prognosen und weiteres Papier. Das kostet natürlich: Bäume, Porto und mich die gute Laune. Aber Aussteigen gibts nicht.
Als ich neulich eine Mitarbeiterin von Sun-Super bat, mein Geld doch lieber sinnvoll zu spenden, winkte sie ab: Das sei leider unmöglich. Die 60 Dollar Verwaltungsgebühr pro Jahr findet die Pensionskasse wahrscheinlich auch super.