Verschiedene Fonds von Swisscanto, der Fondsgesellschaft der Kantonalbanken, haben seit Mitte Jahr die Verwaltungsgebühren fürs Management gesenkt. Diese Kosten kennen die Anleger kaum: Die Verwaltung des Fonds belastet sie jeweils direkt dem Fondsvermögen. Die Kosten sind somit im Kurswert der Anteile versteckt – und reduzieren ihn.
Aus den Verwaltungskosten wurden jeweils auch die Kickbacks an die Banken bezahlt, die Retrozessionen. Swisscanto belohnte damit die Banken für den Verkauf der Fondsanteile an die Kunden. Und das nicht schlecht, wie die von Swisscanto publizierten Zahlen nun zeigen: Die Kosten machten 40 Prozent der dem Fonds belasteten Verwaltungsgebühren aus.
Die 3a-Sparer wussten von diesen Retrozessionen bisher nichts – sonst hätten wohl viele ihren rechtlichen Anspruch auf Rückerstattung der Kickbacks gegenüber ihrer Bank geltend gemacht. Denn die ist verpflichtet, Retrozessionen den Kunden herauszugeben. Das hat das Bundesgericht zuletzt 2012 festgehalten. Und die Finanzmarktaufsicht Finma verlangt dies seither ebenfalls von den Banken.
Die Swisscanto-Fonds haben sich nun mit den Abnehmer-Banken darauf geeinigt, die Fonds in der dritten Säule auch ohne Retrozessionen anzubieten. Deshalb senken die Swisscanto-Fonds nun die Verwaltungsgebühren nach eigenen Angaben um den Anteil der früher bezahlten Retrozessionen. Über alle sechs 3a-Vorsorgefonds von Swisscanto schwanken die Verwaltungskosten neu zwischen 0,53 und 0,7 Prozent des Fondsvermögens. Bisher zahlten die Sparer indirekt 0,9 bis 1,2 Prozent.
Fallen bei Banken Kickbacks weg, zahlen 3a-Sparer die Rechnung
Zugleich verlangen die Depotbanken mehr Geld: Den Wegfall der Kickbacks der Fondsverwaltungen kompensieren sie mit Depot- und Transaktionsgebühren von den Vorsorgesparern. So zahlen diese bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) neuerdings jährlich 0,3 Prozent Depotgebühr. Bisher war das kostenlos. Und für den Kauf und Verkauf von Fondsanteilen erhebt die Bank eine Transaktionsgebühr von neu 0,65 Prozent (K-Geld 4/2014).
Damit wird 3a-Sparen deutlich teurer, wie folgendes Beispiel zeigt: Ein Selbständigerwerbender beauftragt seine Bank, für 10 000 Franken Fondsanteile des Swisscanto BVG 3 Portfolio 45 zu kaufen. Das kostet neu 65 Franken. Am Ende des Jahres fällt eine Depotgebühr an, je nach Depotwert. Beträgt er Ende Jahr 11 000 Franken, sind das 33 Franken. Dazu kommt die Verwaltungsgebühr, die der 3a-Fonds dem Vermögen direkt belastet – in diesem Fall Fr. 71.50.
Insgesamt zahlt der ZKB-Kunde nun Fr. 169.50. Bisher wurde dem Fonds Ende Jahr einzig eine Verwaltungskommission von 1,1 Prozent belastet. Der Kunde zahlte somit 121 Franken bzw. rund 30 Prozent weniger als im neuen Gebührenmodell.
Doch die meisten Selbständigerwerbenden haben in der dritten Säule sehr viel mehr angespart. Bei einem Vorsorgeguthaben von z. B. 200 000 Franken zahlt ein Fonds-Kunde bei der ZKB neu Ende Jahr allein unter dem Titel Depotgebühr 600 Franken.
Die ZKB ist kein Einzelfall. Die Bank Coop, eine Tochter der Basler Kantonalbank BKB, führte auf Mitte Jahr ebenfalls neue Gebühren für Vorsorgefonds ein. Ebenso die Staatsbanken der Kantone Basel, Bern, Graubünden, Luzern, Schaffhausen und Schwyz. Die Thurgauer Kantonalbank wird sie ab Jahresbeginn 2015 belasten. Der gleiche Schritt steht bei der Freiburger Kantonalbank zur Diskussion.
Am teuersten ist die Schaffhauser Kantonalbank mit 0,58 Prozent Depotgebühr auf dem Wertschriftenbestand.
Die Berner, Bündner, Luzerner und Schwyzer Kantonalbanken führten zudem Gebühren beim Kauf von Fondsanteilen ein, die Bündner KB auch Verkaufsgebühren. Die Thurgauer KB verlangt ab Januar 2015 Kauf- und Verkaufsgebühren. Die Berner Kantonalbank langt dabei am kräftigsten zu: Im Normalfall berechnet sie 1,5 Prozent auf das Auftragsvolumen.
Raiffeisen verlangt schon seit längerem Kaufgebühren von 0,46 bis 1 Prozent, je nach Fondsart und Auftragsvolumen. CIC Schweiz führt per Neujahr eine jährliche Depotgebühr von 0,5 Prozent ein.
Die Glarner, Obwaldner, St. Galler und Urner Kantonalbanken lassen sich von Swisscanto weiterhin Retrozessionen zahlen. Denn Swisscanto bietet weiter auch Vorsorgefonds im Kickback-Modell an.
Grossbanken: Keine Depotgebühren, dafür hohe Verwaltungskosten
Grossbanken wie Credit Suisse und UBS verzichten bei 3a-Fondskonten auf Depotgebühren. Dafür belasten sie diesen Kunden Verwaltungskosten – und zwar nicht wenig: Die «All-in-Fees» bei den 3a-Fonds der Credit Suisse betragen 0,78 bis 1,4 Prozent pro Jahr und damit im Extremfall mehr als das Doppelte der neuen Verwaltungskommission der Swisscanto-Fonds.
Die hohen Kosten kann man umgehen, indem man die Vorsorgefonds verkauft und das Geld auf ein 3a-Konto transferiert. Die Zinsen halten sich dort zwar in engen Grenzen. Aber immerhin müssen Anleger keine zusätzlichen Kosten zahlen und vermeiden das Risiko von Kursverlusten auf Fondsanteilen. Das 3a-Konto kann man jederzeit auf diejenige Bank zügeln, die am meisten Zins zahlt.
Vorsorgefonds: Die Gebührenmodelle im Vergleich
Swisscanto-BVG-3-Portfolio-45-Fonds bei der Zürcher Kantonalbank: Kosten im ersten Jahr für eine Anlage von 10 000 Franken. Angenommener Depotwert am Ende des Jahres: 11 000 Franken. Die Gebühren steigen von 121 auf rund 170 Franken