Zum Jahresende haben Verkäufer von Säule-3a-Policen Hochsaison. Der Köder: Die vor Ende Dezember einbezahlten Beiträge kann man auf der Steuererklärung vom Einkommen abziehen. Das wissen auch die «Finanzberater» der Pegasos Finance GmbH aus Geroldswil ZH. Sie versuchen, über Callcenter Termine zu vereinbaren. Den Angerufenen sagt man, sie hätten an einer Umfrage oder an einem Wettbewerb teilgenommen. Dann wird ein Termin für einen Besuch vor-geschlagen. In Internetforen wird dieses Vorgehen teils als «aufdringlich» und «aggressiv» bezeichnet.
Unter den Angerufenen war im November auch eine Mitarbeiterin von K-Geld. Ihr wurde eine «unabhängige» Finanzberatung angeboten. Sie vereinbarte einen Termin.
Beim Hausbesuch erwies sich der Pegasos-Berater als versierter Versicherungsverkäufer. Er sprach von einer Einkommenslücke bei einem allfälligen Unfall oder einer Krankheit, ohne dabei nach dem Einkommen oder dem Vermögen der vierköpfigen Familie zu fragen. Diese Lücke müsse man abdecken. Den Hinweis, dass für diesen Fall eine Versicherung bestehe, überging er. Dann malte er punkto AHV- und Pensionskassenrenten schwarz. Diese würden künftig nur noch 30 bis 40 Prozent des Einkommens absichern. Diese Prognose wagte er, ohne nach der Pensionskasse des erwerbstätigen Ehepaars zu fragen.
Laut dem Vertreter ist daher die 3. Säule wichtig. Er empfahl eine Vorsorgepolice. Damit sei eine Rendite von bis zu 4,7 Prozent möglich und der Erwerbsausfall bei Unfall oder Krankheit sowie ein Todesfallkapital versichert. Bei einem weiteren Termin legte der Vertreter zwei Policen der Swisslife mit 21 Jahren Laufzeit und jährlicher Prämie von 3408 Franken vor: eine mit garantierter Summe von 57 865 Franken im Erlebensfall sowie eine Fondspolice. Dabei wird das eingezahlte Geld in Anlagefonds investiert.
K-Geld zeigte die Policen dem Vorsorgefachmann Karl Flubacher vom VZ Vermögenszentrum. Für ihn ist klar: «Eine seriöse Vorsorgeberatung sieht anders aus.» Dazu wäre eine Analyse der finanziellen Verhältnisse nötig. Abgeklärt werden müssten etwa Einkommen, Vermögen und Verpflichtungen wie Miete oder Hypotheken. Zudem müsste man mit einem Kontoauszug von Ausgleichskasse und Pensionskasse prüfen, welche Leistungen bei Krankheit oder Unfall bereits versichert sind. «Sonst besteht die Gefahr einer Überversicherung», sagt Flubacher. Versicherte zahlten dann Prämien für eine Leistung, die sie im Schadenfall nicht erhalten.
Flubacher kritisiert auch die empfohlenen Policen. So sei nicht klar, welcher Anteil der Einzahlungen für Verwaltungskosten, Prämien der Risikoversicherungen und Provisionen verwendet würden und welcher Teil aufs Alterssparen entfalle. Und: Wer nur Policen der Swisslife vorlege, sei nicht unabhängig, sondern ein Verkäufer dieser Firma.
Hände weg von Sparversicherungen
K-Geld rät aus folgenden Gründen von Sparversicherungen ab:
- Bei 3a-Sparversicherungen landet nur ein Teil der einbezahlen Prämien effektiv im Spartopf. Den Rest zahlt der Kunde für Risikodeckung, Verwaltungskosten und hohe Provisionen. Bei Fondspolicen machen die Kosten bis zu einem Viertel der Prämien aus.
- Das mitversicherte Todesfallkapital ist für junge Kunden ohne Unterstützungspflicht unnötig.
- Wer eine solche Police abschliesst, verpflichtet sich, jedes Jahr bis zum Rentenalter einen festen Geldbetrag zu zahlen. Steigt jemand vorher aus der Sparversicherung aus, verliert er viel Geld. Der sogenannte Rückkaufswert ist in der Regel viel kleiner, als wenn die Sparprämie auf ein Konto einbezahlt würde.
- Wer Risiken wie Todesfall oder Erwerbsunfähigkeit versichern will, sollte das separat mit einer reinen Risikoversicherung machen. Das ist viel günstiger – und man kann die Deckung jederzeit den geänderten persönlichen Verhältnissen anpassen.