In den Chefetagen weiss man genau, wie es um die eigene Firma steht. Geschäftsleitungsmitglieder und Verwaltungsräte verfügen gegenüber Aussenstehenden über einen Wissensvorsprung. Aktionäre sollten deshalb gewarnt sein, wenn Führungsverantwortliche im grossen Stil Wertschriften der eigenen Gesellschaft auf den Markt werfen.
Solche Verkäufe versuchen sie diskret abzuwickeln. Börsenkotierte Unternehmen sind aber verpflichtet, Käufe und Verkäufe von Aktien der eigenen Unternehmung durch Mitglieder von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat zu melden.
Chef-Transaktionen zu deuten, ist oft schwierig
Auf der Website der Börse werden diese Transaktionen veröffentlicht: www.six-swiss-exchange.com/News/ Veröffentlichte Meldungen / Management-Transaktionen. Käufer und Verkäufer bleiben anonym, aber die Gesellschaft wird mit Namen genannt.
Im letzten Jahr stechen zum Beispiel hohe Aktienverkäufe durch Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder des Pharma- und Gesundheitsunternehmens Galenica ins Auge. Allein seit der Generalversammlung im Mai wurden um die 27000 Aktien im Gesamtwert von rund 34 Millionen Franken abgestossen. Etwa zwei Drittel dieser Verkäufe dürften auf das Konto von Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod gehen. Die Generalversammlung räumte ihm das Recht ein, von bisher gesperrten 40000 Aktien die Hälfte zu verkaufen.
Verkäufe durch das Management können, müssen aber nicht auf einen Vertrauensverlust ins eigene Unternehmen hindeuten. Das zeigt das Beispiel Leonteq: Verwaltungsräte beziehungsweise Geschäftsleitungsmitglieder des Finanzdienstleisters verkauften in der zweiten Jahreshälfte 2015 knapp 100000 eigene Aktien im Wert von knapp 17 Millionen Franken. Ein Alarmzeichen? Offenbar nicht. Denn in der gleichen Periode erwarben Topleute von Leonteq eigene Aktien – 14 792 Titel im Wert von gut 3,3 Millionen Franken.
Die Veröffentlichung der Management-Transaktionen könnte Hinweise über den Gesundheitszustand eines Unternehmens geben. Die Transaktionen zu deuten, ist aber oft schwierig. So haben etwa im August 2015 Santhera-Manager Aktien im Wert von mehr als 6 Millionen Franken abgestossen. Das sei kein Zeichen für schlechte Nachrichten, sagt Thomas Meier, Konzernchef des Medikamenten-Entwicklers. Er persönlich habe weder Optionen noch Aktien verkauft.
Optionsrechte sind häufig der Grund für Aktienverkauf
Nach Meiers Darstellung versuchte die Gesellschaft in Zeiten der Not, als Santhera ums Überleben kämpfte, die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten. Sie gab ihnen deshalb Optionen auf eigene Aktien aus. Jetzt, da es Santhera wieder besser geht, übten einige Führungspersonen von Santhera die Optionen aus und machten die Aktien zu Geld.
Das Ausüben von Optionsrechten ist oft der Grund für den Verkauf eigener Aktien. Das hat vor allem damit zu tun, dass Manager heute teils mit gesperrten Aktienoptionen entschädigt werden. Rebeca Garcia, Sprecherin der Bank Vontobel, nennt Gründe, weshalb Führungskräfte auch immer wieder Aktien der eigenen Gesellschaft abstossen: Sie brauchen Geld, um ihre Steuern zu bezahlen. Sie wollen ihre Hypotheken amortisieren. Oder sie wollen ihr privates Wertschriftendepot diversifizieren, also einem Klumpenrisiko mit Aktien des eigenen Unternehmens entgegenwirken.