Schweizer Aktien haben von Ende Februar 2009 bis Ende Februar 2018 eine Wertsteigerung von 180 Prozent verzeichnet. Ein noch höheres Plus verzeichneten zum Beispiel die US-Aktien: Ihr Wert hat sich verdreifacht. Dividenden immer mitgerechnet.
Doch wie geht es jetzt weiter? Wie sind die Prognosen auf längere Sicht?
USA: Die Börsenkurse sind den Gewinnen davongelaufen
Nach dem neunjährigen Höhenflug sind viele Börsen hoch bewertet. Vor allem auch jene der USA. Sie machen 60 Prozent der weltweiten Aktienwerte aus. Das Verhältnis von Börsenkurs und Gewinn je Aktie (KGV) liegt im Durchschnitt der amerikanischen Börsen bei 26. In den vergangenen 150 Jahren betrug es durchschnittlich rund 15.
Noch markanter präsentiert sich die Überbewertung, wenn man das nach Nobelpreisträger Robert Shiller benannte KGV betrachtet. Das Shiller-KGV beruht auf dem durchschnittlichen inflationsbereinigten Gewinn der letzten zehn Jahre. Es wird weitherum als aussagekräftiger angesehen als das normale KGV. Es ist im Fall der USA mit 32 rund doppelt so hoch wie im historischen Durchschnitt. Die Kurse sind den Gewinnen gleichsam davongelaufen.
Kapitalmarktforscher wiesen nach: Wenn Aktienmärkte in der Vergangenheit teuer waren, fielen die Renditen in den Folgejahren meist tiefer aus als im historischen Durchschnitt. Günstige Börsen zogen hingegen in der Regel eine überdurchschnittliche Wertentwicklung nach sich.
Der deutsche Vermögens- verwalter Starcapital schaute sich die Aktienmärkte von 17 Ländern an und fragte sich: Welche Renditen resultierten in der Vergangenheit in den darauffolgenden 15 Jahren, wenn die Bewertungen gleich hoch waren wie heute?
Nebst dem Shiller-KGV zog Starcapital auch das Kurs-Buchwert- Verhältnis (KBV) als Bewertungsmassstab heran. Es setzt den Aktienkurs in Relation zum Buchwert einer Aktie. Der Buchwert umfasst das gesamte Vermögen eines Unternehmens (Immobilien, Maschinen, Finanzanlagen usw.), abzüglich der Schulden.
Mittelwerte haben nur eine beschränkte Aussagekraft
Aufgrund dieser Erfahrungswerte berechnete Starcapital das Rendite- potenzial der verschiedenen Aktienmärkte für die kommenden 15 Jahre. Die mittlere Prognose für Schweizer Aktien (siehe Grafik im PDF): 5,3 Prozent pro Jahr – unter der Annahme, dass die Dividenden wieder investiert werden (aber ohne Kosten). Das ist höher als bei US-Aktien, aber etwa im Einklang mit dem weltweiten Durchschnitt.
Mit diesen Renditen liesse sich gut leben. So liegen die 5,3 Prozent der Schweiz nur etwa 1,5 Prozentpunkte unter dem historischen Durchschnitt.
Doch solche Mittelwerte haben nur eine beschränkte Aussagekraft. Und das nicht nur, weil Vergangenheitswerte in die Zukunft übertragen werden. Sondern auch, weil die Bandbreite der möglichen vorausberechneten 15-Jahres-Renditen gross ist. Entsprechend sind künftig auch Aktienrenditen möglich, die deutlich über oder auch weit unter dem prognostizierten Mittelwert liegen.
Für den Schweizer Aktienmarkt geht Starcapital vom Indexstand des Swiss Market Index (SMI) aus, dies per Ende Februar 2018 (rund 8900). Das Unternehmen macht folgende Prognosen für den SMI-Indexstand in 15 Jahren (siehe Grafik im PDF):
Bei einem mittleren Verlauf steht der Index in 15 Jahren bei 19 300 Punkten.
Mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit endet er nach 15 Jahren in einer Bandbreite von 14 700 bis 27 500 Punkten.
Mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit endet er zwischen 11 600 und 39 200 Punkten.
Im schlimmsten Fall, dem Worst Case Szenario, steht der SMI in 15 Jahren bei gerade mal 5800 Punkten.
Langfristig sind Aktien immer rentabel
Es gibt viele Methoden, künftige Renditen abzuschätzen. Diejenige von Starcapital (siehe Grafik) ist nur eine davon. Die Resultate fallen entsprechend unterschiedlich aus. Man sollte deshalb allen prognostizierten Prozentzahlen und Indexständen mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen.
Seit es die entsprechenden Statistiken gibt, waren Aktien langfristig die mit Abstand rentabelste Anlageklasse. Das dürfte in Zukunft nicht anders sein. Es gibt jedoch gute und schlechte Investitionszeitpunkte. Bei den zurzeit hoch bewerteten Börsen sollte man tendenziell unterdurchschnittliche Renditen erwarten.
Aktien eignen sich am besten für einen Vermögensaufbau über Jahrzehnte. Insbesondere mit regelmässigen Einzahlungen, zum Beispiel mit einem Sparplan für die Altersvorsorge. Damit gleichen sich günstigere und weniger günstige Investitionszeitpunkte aus.
Beträgt der Anlagehorizont nur 10 oder 15 Jahre, sollte man sich bewusst sein, dass die Bandbreite möglicher Renditen gross ist. Da kommt es darauf an, ob Anleger eher Chancen wahrnehmen oder Risiken vermeiden wollen. Verluste sollten sie verkraften können.
Jetzt Aktien abbauen in der Meinung, sie günstiger wieder kaufen zu können, ist keine gute Idee. Zahlreiche Studien bewiesen, dass Hin und Her auf die Länge meist die Rendite schmälert.