Der Rentner Erwin Freund aus Maur ZH (Name geändert) erhielt einen Anruf eines Markus Bosch aus Küsnacht ZH. Dieser erzählte Freund, es stünden schlimme Zeiten bevor, Geld werde massiv an Wert verlieren. Er habe eine Lösung für dieses Problem: Seine MHB Group AG aus Appenzell Innerrhoden betreibe «klassischen, physischen Metallhandel».
Bosch erzählte, die MHB sei an der Global Metals AG in Luzern «still beteiligt». Bei einem Investment von mindestens 20'000 Franken erhalte Freund eine garantierte Jahresrendite von 6 Prozent. Ab 100'000 Franken seien es gar 8 Prozent. Mit seinem Geld helfe Freund der Global Metals AG, ihr Handelsvolumen zu erweitern. Das Gold werde von der Firma Safeguard AG im Zollfreilager im Flughafen Zürich sicher gelagert.
Einige Tage nach diesem Telefonat und der Zusendung der Unterlagen rief Bosch erneut an. Erwin Freund erinnert sich: «Er war so aufdringlich, dass ich das Gespräch schliesslich als beendet erklärte und das Telefon aufhängte.» Als Rentner mit etwas Erspartem sei er vorsichtig. Freund will von K-Geld wissen, wie seriös das Ganze sei. Die versprochenen Renditen seien schon «verlockend».
Anleger erlitten Verluste von über 50 Millionen Franken
Markus Bosch nennt sich beim Internetportal Tiktok «König des Goldes». Er ist kein Unbekannter. Als Aktienverkäufer der Zürcher Global Equity Associates AG (GEA) kontaktierte er in der Vergangenheit als Teil einer Verkäufergruppe Rentner und machte ihnen hochriskante Aktien der inzwischen bankrotten Pharmafirma Amvac AG schmackhaft. Die Investoren verloren dabei mindestens 55 Millionen Franken. Den Chef der GEA verurteilte das Strafgericht Zug erstinstanzlich wegen Gehilfenschaft zu gewerbsmässigem Betrug zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe (K-Geld 5/2022).
Nach der GEA heuerte Bosch bei der Venstone AG in Zürich an. Auch diese drehte Kleinanlegern in der Schweiz massenhaft Aktien von Firmen wie Screen24 AG oder Hyposcout AG an und kassierte Provisionen zwischen 30 und 50 Prozent (K-Geld 4/2018). Beide Firmen existieren nicht mehr, die Investoren verloren auch hier ihr ganzes Geld (K-Geld 1/2023).
Nun verspricht Bosch hohe Renditen auf Gold. Doch niemand weiss, wie sich der Goldpreis in Zukunft entwickelt. Die Renditeversprechen können höchstens eingehalten werden, wenn der Goldpreis weiter stark steigt. Das bedeutet: Wer bei der nicht börsenkotierten MHB Group AG Aktien kauft, geht ein grosses Risiko ein.
Erwin Freund sieht deshalb von einem Investment bei der MHB Group ab. Markus Bosch und die MHB Group verzichteten auf eine Stellungnahme.
Die Tricks der Telefonverkäufer
K-Geld liegen interne Leitfäden der MHB Group AG vor, die deren Angestellten helfen sollen, potenzielle Kunden zu Investments zu verleiten. Die Leitfäden zeigen, wie sich Tele-fonverkäufer das Vertrauen möglicher Kunden erschleichen wollen.
- Trick 1, Geschäftsbeziehung vortäuschen: «Guten Tag (...) Wir hatten vor längerer Zeit einmal Kontakt miteinander betreffend des Projekts (XYZ). Sie haben mir gesagt ich solle mich melden, wenn ich ein neues interessantes Projekt habe (...).»
- Trick 2, vorsichtige potenzielle Kunden einseifen: «Wenn ich Ihnen jetzt sage, ich bin Anlageberater, läuten bei Ihnen vermutlich die Alarmglocken?» Unabhängig von der Antwort gehts weiter: «Ich bin kein Lügner, ich bin Anlageberater und will Sie als Kunde gewinnen. Vermutlich interessiert es Sie, wie ich das schaffe?»
- Trick 3, Vertrautheit schaffen: «Ich bin mir bewusst, Sie werden sicher nicht aufgrund meiner netten Stimme von heute auf morgen ein Investment machen!!!! (...) Abwarten, bis der Kunde mitredet, nachfragt, zum Beispiel, wer sind wir genau, wo sind wir zu Hause, was machen wir, und so kurz Smalltalk führen)!!!»
- Trick 4, das Blaue vom Himmel versprechen: Bei Verkaufsgesprächen für Hyposcout etwa lautete das Versprechen: «Unsere Analysten erwarten eine Rendite zwischen 50 und 100 Prozent pro Jahr. Das ist im heutigen Tiefzinsumfeld natürlich eine Supermöglichkeit.»