Die Zeiten, als es an den Anlagemärkten fast nur aufwärts ging, sind vorläufig vorbei. Die Corona-Krise bescherte den Börsen weltweit Kurseinbrüche. Das erste Quartal 2020 war für Anleger daher verlustreich – besonders für solche mit einem hohen Aktienanteil im Portfolio.
Eine andere grosse Schockwelle liegt noch gar nicht so lange zurück. Die Schweizerische Nationalbank löste sie Mitte Januar 2015 aus, als sie überraschend den Euro-Kurs freigab. Wer in Euro oder anderen Fremdwährungen investiert war, erlitt starke Verluste.
Ist es für Anleger in solchen Krisenzeiten sinnvoller, statt auf passive Indexfonds auf aktiv geführte Anlagefonds zu setzen? Aktive Fonds beschäftigen Spezialisten, die laufend Unternehmen und Märkte analysieren und dann die ihrer Meinung nach vielversprechendsten Titel auswählen. Sie sind allerdings teurer als Indexfonds (siehe Kasten «Fondskosten»). Ihr Ziel: Sie wollen besser sein als der Marktdurchschnitt. Deshalb sollen sich Verluste in Grenzen halten, wenn es rasant abwärts geht.
Passive Indexfonds haben keine aktive Fondsleitung und wollen nicht besonders schlau sein. Sie geben nur möglichst genau die durchschnittliche Entwicklung eines bestimmten Marktsegments wieder – etwa der grössten Schweizer Unternehmen, die im Aktienindex SPI enthalten sind. Somit machen sie auch eine Abwärtsspirale voll mit.
Ali Masarwah von der renommierten Fondsanalyse-Firma Morningstar hört oft das Argument von Fondsmanagern: Indexfonds hätten es in Boomperioden leicht, gut abzuschneiden – wie bei Flut alle Boote nach oben getragen würden. In Zeiten der Krise aber zeige sich die wahre Qualität der aktiven Fondsmanager. Masarwahs Urteil: «Das klingt gut, stimmt aber nicht.» Jedenfalls nicht aus der Sicht der Anleger im Euro-Raum. Zu diesem Schluss kommt der Experte in einem Beitrag auf Morningstar.ch. Er verglich dabei die Renditen von Obligationen-, Misch- und Aktienfonds mit der Referenzwährung Euro in der Zeit der Corona-Krise von Mitte Februar bis Ende März und in den letzten fünf Jahren.
Abwärtsstrudel erfasste aktive Fonds stärker als passive
Doch was gilt aus Sicht der Schweizer Anleger? Können die aktiven Fonds-Manager im hiesigen Fondsmarkt zeigen, dass sie gerade in schwierigen Zeiten ihr Geld wert sind – also eine bessere Rendite herausholen als die günstigen Indexfonds?
K-Geld hat bei fünf grossen Anlagegebieten die durchschnittlichen Renditen der aktiven Fonds mit jenen eines gängigen Indexfonds verglichen. Die Tabelle weist die Renditen für zwei Zeitperioden aus: für das erste Quartal 2020 mit dem starken Abwärtsstrudel wegen des Coronavirus. Und für die rund fünf Jahre seit Anfang 2015, womit auch die Eurokurs-Freigabe durch die Nationalbank abgedeckt ist.
Fazit: Die Anlageprofis der aktiven Fonds blieben übers Ganze hinter den Indexfonds zurück – ob im ersten Krisenquartal 2020 oder seit Anfang 2015. Beispiel Franken-Obligationen: Im ersten Quartal 2020 fuhren die aktiven Fonds im Durchschnitt eine Minusrendite von 3,5 Prozent ein. Der entsprechende Indexfonds CSIF Bond Switzerland AAA-BBB Blue machte auch Verluste, mit minus 2,7 Prozent aber klar weniger. Seit Anfang 2015 ergab sich beim Indexfonds ein Plus von 3,2 Prozent, bei den «Aktiven» nur magere 0,3 Prozent.
Der K-Geld-Vergleich zeigt zudem: Aktive Fonds schlossen im ersten Quartal 2020 nur bei den Immobilienfonds besser ab. Hier wiesen sie «nur» ein Minus von 4,6 Prozent aus – im Vergleich zu minus 5,3 Prozent bei den Indexfonds.
Auch wenn die «Aktiven» insgesamt meist schlechter abschnitten, gibt es unter ihnen herausragende Fonds. Die aktiven Fonds leiden allerdings an einem Grundproblem: Sehr oft können Produkte, die während einer gewissen Zeit brillieren, ihre Leistung nicht aufrechterhalten. Sie sinken unter vergleichbare Indexfonds oder stürzen sogar regelrecht ab.
Aber auch das Umgekehrte kann passieren. Beispiel MV Immoxtra Schweiz (CH0042616521): Dieser aktiv geführte Immobilienfonds verlor von Anfang 2011 bis Ende 2014 immer mehr an Wert. In der gleichen Zeit legten die an der Schweizer Börse kotierten Immobilienfonds um rund 25 Prozent zu. Doch völlig überraschend erwirtschaftete er ab Anfang 2015 bis Ende des ersten Quartals 2020 die weitaus beste Rendite aller Immofonds.
Fondskosten: Gravierende Unterschiede
Die Kosten, die direkt dem Fondsvermögen belastet werden, variieren je nach Fonds stark – vor allem zwischen den teuren aktiven und den passiven Indexfonds. Zwei Beispiele: Es gibt rund 300 Fonds für Franken-Obligationen. Kein einziger aktiver Fonds, den gewöhnliche Anleger kaufen können, kostet weniger als 0,5 Prozent pro Jahr. Dem teuersten werden jährlich 1,6 Prozent belastet. Zum Vergleich: Bei den Indexfonds für Franken-Obligationen belaufen sich die Kosten bloss auf 0,15 bis 0,31 Prozent.
Bei Aktienfonds sind die Kostenunterschiede noch grösser. Beispiel «Aktien Welt»: Die Mehrzahl der «Aktiven» kostet über 1 Prozent, manche sogar über 2 Prozent. Bei den Indexfonds betragen die Kosten 0,1 bis 0,6 Prozent.
Fondswahl: Das sollten Sie beachten
1. Wenn Sie möglichst wenig Zeit für Ihre Geldanlagen aufwenden möchten, kaufen Sie am besten nur Indexfonds oder Produkte wie jene von Avadis, die grösstenteils Indizes folgen.
2. Macht Ihnen die Suche nach Fonds mit Spitzenrenditen Spass, benutzen Sie am besten das Internetportal der Fondsanalyse-Firma Morningstar.ch: Dort auf «Tools» und «Fonds Screener» beziehungsweise «ETF Screener» klicken. Die verschiedenen Anlagegebiete finden Sie dann unter «Morningstar Kategorien».
3. Haben Sie aktive Fonds im Depot, sollten Sie sie überwachen – und auswechseln, wenn die Leistung längere Zeit nicht mehr stimmt.