Es ist ein beruhigender Gedanke: Egal, was passiert, man ist umfassend versichert. So wirbt etwa ein Produktemanager der Zürich-Versicherung in der Zeitung des Hauseigentümerverbandes, die Versicherung «Hausrat All Risk» komme für Schäden des Hausrats aller Art auf, ohne dass eine Zusatzversicherung nötig sei. Dabei handelt es sich also um eine Alternative zur normalen Hausratversicherung. Eine All-Risk-Police bringt angeblich einen «Rundumschutz», unabhängig von der Schadenursache. Auch wer aus Unachtsamkeit etwas kaputt mache, werde entschädigt.
Ein Blick in die allgemeinen Versicherungsbedingungen der All-Risk-Versicherung der Zürich zeigt aber: Von einem «Rundumschutz» kann keine Rede sein. Unter dem Titel «Einschränkungen des Versicherungsumfangs» sind etliche Ausschlüsse aufgeführt. Entsteht ein Schaden nicht plötzlich, sondern allmählich, etwa durch Licht oder Luftfeuchtigkeit, zahlt die Versicherung nicht. Dasselbe gilt bei Abnützung oder Materialermüdung. Auch ein Schaden, der ohne äussere Einwirkung entsteht, etwa durch ein inneres Betriebsversagen eines Gerätes, ist nicht gedeckt. Verursachen Ungeziefer oder Nagetiere einen Schaden, ist das zwar eine äussere Einwirkung – aber auch dann zahlt die Versicherung nichts. Dasselbe gilt, wenn die Katze das Sofa zerkratzt oder der Hund den Teppich zerbeisst. Auch Schäden durch Regen und Schnee sind nicht gedeckt, sofern sie durch offene Fenster oder Öffnungen im Dach entstehen. Die All-Risk-Versicherung zahlt nicht einmal, wenn ein Sportgerät im «wettkampfmässigen Einsatz» kaputtgeht.
Nur für Leute mit «gehobenem Hausrat»
Es braucht also viel Glück im Unglück, dass die All-Risk-Versicherung einen Schaden tatsächlich übernimmt. Andrea Roth, Versicherungsexpertin beim Vermögenszentrum VZ in Zürich, kennt einen Fall, in dem sich die All-Risk-Deckung für den Versicherten lohnte: Bei einem Unfall auf einer Velotour brach der Karbonrahmen des Fahrrads eines Kunden. Den Schaden in der Höhe von 6000 Franken übernahm die Versicherung.
Das Beispiel zeigt auf, für wen eine solche Versicherung am ehesten infrage kommt. Sie «richtet sich an Personen, die über einen gehobenen Hausrat verfügen», schreibt die Zürich. Gemäss Andrea Roth ist dies bei einem Paarhaushalt mit einer 4,5-Zimmer-Wohnung der Fall, sofern deren Hausrat mindestens 130000 Franken wert ist. Allerdings gibt es Obergrenzen, was die Deckung einzelner Objekte betrifft. So sind bei der Zürich Wertsachen wie etwa edle Uhren im Verlustfall nur bis zu einer Schadensumme von 30000 Franken versichert.
Neben der Zürich verkaufen auch Versicherer wie die Allianz oder die Axa All-Risk-Policen. Bei der Helvetia ist die Versicherung erst ab einer Versicherungssumme von 400000 Franken erhältlich. Der Deckungsumfang ist bei allen Gesellschaften ähnlich. Bei den Prämien gibt es ein grosses Sparpotenzial, wie ein Beispiel zeigt: Ein Paar, das zur Miete in einer 4,5-Zimmer-Wohnung in Zollikon ZH lebt und einen Hausrat im Wert von 150000 Franken besitzt, zahlt bei der Allianz eine Jahresprämie von 772 Franken. Zum Vergleich: Die Zürich verlangt dafür 786, die Axa gar 1219 Franken.
Alternative: Zusatz bei normaler Hausratpolice
Deutlich günstiger ist die entsprechende Jahresprämie für eine normale Hausratversicherung mit Grunddeckung: Die Allianz verlangt 411 Franken, bei der Zürich sind es 437, bei der Axa 471 Franken. Eine kostengünstige Alternative zu einer All-Risk-Versicherung ist die Erweiterung einer Hausratversicherung mit gezielten Zusatzdeckungen. Sinnvoll ist zum Beispiel ein Elektrokasko-Zusatz. Macht etwa ausgeschüttetes Wasser einen Laptop funktionsuntüchtig, zahlt die Hausratversicherung nichts. Ein ElektrokaskoZusatz für 100 Franken im Jahr kann sich also unter Umständen lohnen.
VZ-Epertin Andrea Roth empfiehlt, vor der Wahl einer Hausratversicherung genau abzuklären, was man wirklich braucht, und entsprechend gezielte Zusatzdeckungen abzuschliessen. Von Paketen rät sie ab: «Damit zahlt man oft Leistungen, die man gar nicht braucht.»