Raiffeisen hat die neue Marktnische zuerst entdeckt. Im Dezember 2012 lancierte die Bank den Indexfonds Pension Growth (ISIN CH0189322339). Sein Merkmal: ein hoher Aktienanteil von rund 67 Prozent. In diesen Fonds kann investieren, wer im Rahmen der 3. Säule Geld für das Alter spart.
In den Fondsunterlagen steht: «Geeignet für Anleger mit hoher Risikobereitschaft.» Auf der siebenstufigen Risikoskala findet sich der Pension Growth auf Stufe 5. Das bedeutet, dass der Fonds im Vergleich zu anderen Fonds zwar höhere Erträge erzielen kann, der Anleger aber gleichzeitig ein höheres Risiko eingeht. Er muss mit starken Wertschwankungen rechnen, also mit Ausschlägen nach oben und nach unten.
Für das Jahr 2014 weist der Raiffeisenfonds eine stolze Wertsteigerung von 7,9 Prozent aus. 2015 ging es in die Verlustzone: minus 4,2 Prozent. Der höchste Monatsverlust seit der Lancierung des Fonds betrug knapp 4 Prozent, der höchste monatliche Gewinn 2 Prozent. Fonds mit hohen Aktienanteilen sind nichts für Gemüter mit schwachen Nerven.
Auf Konten der 3. Säule zahlen Banken heute im besten Fall noch einen Zins von 0,65 Prozent. Das kommt nicht annähernd an die Rendite dieses Aktienfonds heran. Eine Beobachtungsperiode von knapp vier Jahren ist allerdings keine Garantie für einen langfristigen Erfolg.
Tatsächlich legen bloss wenige 3a-Sparer ihr Vorsorgegeld in Wertschriften an. Nur 6 Prozent der 3a-Gelder von Raiffeisenkunden sind in Fonds angelegt; im Pension Growth mit 67 Prozent Aktienanteil – knapp vier Jahre nach der Lancierung – gar nur rund 0,6 Prozent.
Bis zu 85 Prozent Aktienanteil in Vorsorgefonds
Dennoch lancieren immer mehr Finanzinstitute Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil. Die UBS bietet seit einem Jahr zwei solche Fonds mit je 75 Prozent Aktienanteil an: Der UBS Vitainvest 75 World investiert schwergewichtig in Aktien weltweit, der UBS Vitainvest 75 Swiss vor allem in Schweizer Aktien. Im Sommer 2016 zogen Postfinance und die Schwyzer Kantonalbank nach – erstere mit dem Vorsorgefonds Pension 75, letztere mit dem Strategiefonds Wachstum, dessen Aktienanteil sich zwischen 40 und 85 Prozent bewegt.
Seit Ende Oktober bietet neu das VZ Vermögenszentrum Vorsorgestrategien mit hohen Aktienanteilen an – ein Profil mit 60, ein zweites mit 80 Prozent Aktien. Alle diese Fonds fehlen in der Tabelle rechts, weil sie noch nicht drei Jahre alt sind. Andere Banken prüfen, ob sie ein entsprechendes Produkt lancieren wollen. Dazu gehören Credit Suisse, Basler Kantonalbank und Migros-Bank. Die Kantonalbanken von Zürich und Bern geben an, den Markt zu beobachten.
Hohe Gesamkosten schmälern die Fondsrendite
Das Tiefzinsumfeld zwinge zum Umdenken, argumentiert die UBS: «Aufgrund des Negativzinsumfelds können Anleger nur positive Renditen erzielen, wenn sie ein gewisses Risiko eingehen.» Ein langer Anlagehorizont senke das Risiko des Aktiensparens.
Entscheidend für den Erfolg auch dieser Fonds sind nicht die Renditeversprechen und Hochglanzbroschüren der Verkäufer, sondern die Kosten. Sie gehen direkt an der Rendite ab. Die beiden UBS-Fonds sind teuer. Der Vitainvest 75 World weist Gesamtkosten (TER) von 1,74 Prozent aus, der 75 Swiss solche von 1,6 Prozent. Wesentlich günstiger sind die Angebote von Raiffeisen (0,87 %), VZ (0,88%) und Postfinance (0,94%).
Weitere Infos siehe Tabelle im PDF.