K-Geld-Leser Kevin Stalder (Name geändert) aus Fällanden ZH hat auf der Handelsplattform HBC Market (Hbc-markets.com) über 18 000 Franken verloren. Hinter dem Portal steht eine mysteriöse Firma namens Zentrale Zahlstelle LTD mit Adressen in London und auf den Marshallinseln.
Stalder ist kein Einzelfall. Auf der K-Geld-Redaktion melden sich regelmässig Leute, die auf angeblich seriösen Handelsplattformen grosse Verluste erlitten haben. Betroffen sind Handwerker wie Lehrer, aber auch Anwälte oder Ärzte. Ein Leser verlor über 800 000 Franken. Der Grossteil des verlorenen Geldes stammte aus seinem Pensionskassenvermögen.
Bei hohen Gewinnversprechen sollten die Alarmglocken schrillen
Der Betrug findet ausschliesslich im Internet statt. Die Opfer gelangen via Internetwerbung auf Websites oder direkt via E-Mail auf Handelsplattformen wie HBC, Grandefex (Grandefex.com), Infinitrade (Infinitrade.com) oder News-Traders (News-traders.com). Dahinter stehen meistens Briefkastenfirmen im Ausland. Die Plattformen stellen interessierten Anlegern hohe Gewinne mit Kryptowährungen (Bitcoin), Devisenhandel (Forex), Wetten auf Binäre Optionen oder Differenzkontrakte (CFD) in Aussicht. Doch in Wahrheit legen die Hintermänner das Geld gar nicht an, sondern ziehen den Opfern nur Geld aus der Tasche. Um sich deren Vertrauen zu erschleichen, arbeiten die Betrüger zum Beispiel mit Werbewebsites, die auf populäre TV-Sendungen oder Schweizer Prominente Bezug nehmen. «Der grösste Deal in der Geschichte der ‹Höhle der Löwen› kann SIE in nur 7 Tagen (richtig) reich machen!», war zum Beispiel auf einer Seite zu lesen. Der Artikel sah aus, als stamme er aus der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit». Die Schlagzeile eines anderen gefälschten Artikels lautete: «Schweizer Musiklegende René Baumann alias DJ Bobo macht jetzt ein Vermögen – erfahren Sie wie.»
Reagieren Neugierige und geben Kontaktdaten wie Handynummer und E-Mail-Adresse an, werden sie sofort von einem Mitarbeiter des dahinter stehenden Unternehmens kontaktiert. Diese überreden die potenziellen Opfer zum Investieren. Die neu angeworbenen Kunden erhalten auch Zugang zu ihrem persönlichen Konto auf der Website des Händlers. Dort sehen sie, wie ihr Investment innert kurzer Zeit angeblich hohe Gewinne generiert.
So war es auch bei Kevin Stalder: Er zahlte über 18 000 Franken ein und hatte auf seinem Konto bei HBC innert kurzer Zeit angeblich ein Guthaben von 182 000 Franken. Als er sich diesen «Gewinn» auszahlen lassen wollte, schrieb ihm sein HBC-«Kundenberater» mit dem Pseudonym Hector Hellig, er müsse zuerst noch 43 000 Franken überweisen für eine «Steuervorauszahlung». Als Stalder sich weigerte, mehr Geld einzuschiessen, und auf der Auszahlung der 182 000 Franken bestand, brach der Kontakt zu HBC abrupt ab. Stalder will Strafanzeige wegen Betrugs einreichen. Die Chance, dass er seine 18 000 Franken je wiedersieht, ist jedoch verschwindend klein. Die Hintermänner sitzen im Ausland und sind für die Schweizer Justiz kaum greifbar.
Opfer von solchen Plattformen ignorieren die immer gleichen Warnzeichen. Mit folgender Checkliste fällt man nicht auf solche Betrüger herein:
Handelsregister prüfen
Wer in der Schweiz Kunden für Geldgeschäfte anwirbt, aber hier kein Domizil hat, ist unseriös. Zudem sind sie in der Regel nicht im Handelsregister eingetragen. Solche Unternehmen unterstehen auch nicht der Schweizerischen Finanzmarktaufsicht Finma. Prüfen Sie den Firmeneintrag im Handelsregister: Zefix.ch. Ist die Firma, mit der der Vertrag geschlossen wird, auf der Finma-Website nicht zu finden, besteht für Schweizer Anleger kein Schutz. Websites aller bewilligten Institute: finma.ch/de/finma-public/bewilligte-institute-personen-und-produkte/. Telefonnummer für private Anfragen bei der Finma: 031 327 98 88.
Bekanntes Logo ist kein Garant
Viele betrügerische Websites schmücken sich mit Logos bekannter Börsen wie der englischen London Stock Exchange, der US-Börse Nasdaq oder der Schweizer Börse SIX. Das Problem: Die Website-Betreiber können solche Logos platzieren, ohne dass die Börsen das wissen und erlauben. Die Logos sind also kein Garant für Seriosität.
Geldüberweisungen ins Ausland
Oft werden Kunden angewiesen, ihr Geld auf Bankkonten von unbekannten Unternehmen im Ausland zu überweisen – in Europa, Asien oder Afrika. Wer Geld ins Ausland überweist, muss es auch dort wieder holen. Das ist immer mit hohen Kosten und Risiken verbunden.
Kreditkartenzahlung ist unseriös
Betrüger verlangen oft zu Beginn ein kleines Startkapital von beispielsweise 250 Franken, das mit der Kreditkarte überwiesen werden soll. Das Geld fliesst häufig an Firmen in Bulgarien, Aserbeidschan, Lettland oder Georgien. Geldinstitute, die für Investitionen Kreditkarten-Zahlungen verlangen, sind unseriös.
Mit kleinen Gewinnen fängts an
Manche Kunden wollen mit einer «Test-Anzahlung» die Seriosität der Plattform prüfen. Doch Betrüger leisten gerne geringe «Gewinnauszahlungen» von ein paar Hundert oder Tausend Franken, damit die Anleger danach grössere Summen investieren. Solche Testauszahlungen sind also kein Beleg für die Seriosität eines Unternehmens.
Konto weist hohe Gewinne aus
Ein angeblich hoher Kontostand bedeutet nicht, dass man tatsächlich einen Gewinn gemacht hat. Betrüger können diese Zahlen problemlos manipulieren.
Vorsicht Fernsteuerungssoftware
Im Laufe von Betrugsmanövern versuchen angebliche Kundenberater, Zugriff auf den Computer der Opfer zu erhalten, um so beispielsweise deren Bankkonten leerzuräumen. Sie begründen das damit, den Kunden «helfen» zu wollen, die Gelder richtig zu investieren. Dazu verwenden sie gerne die Software «Anydesk» oder ähnliche Fernsteuerungssoftware.
Berater mit schlechtem Deutsch
Ein Warnzeichen sind E-Mails in schlechtem Deutsch. In allen Betrugsfällen, die K-Geld vorliegen, sind die E-Mails, Whatsapp- oder SMS-Nachrichten an die Opfer voller grammatikalischer Fehler. Sie stammen meist von Leuten aus Call-Centern in Osteuropa.
Der Trick mit Schweizer Promis
Vorsicht vor gefälschten Zeitungsartikeln, in denen beispielsweise berichtet wird, Promis wie Roger Federer, Christoph Blocher oder andere bekannte Schweizer hätten mit Bitcoin riesige Geldgewinne gemacht. Die «Artikel» sehen so aus, als stammten sie etwa von «Blick», «Tages-Anzeiger», SRF oder anderen Medienhäusern.
Gebühren für Gewinnauszahlung
Immer wieder verlangen Betrüger von ihren Opfern Vorauszahlungen für die Überweisung angeblicher Gewinne. Das begründen sie mit angeblichen Steuerzahlungen oder Versicherungsausgaben. Bei einem seriösen Finanzinstitut undenkbar.
Kurzcheckliste: Investieren Sie nie Geld, ohne vorher eine Zweitmeinung einzuholen
- Warnlisten studieren: Viele Finanzaufsichten veröffentlichen Warnlisten mit dubiosen und betrügerischen Firmen. Auch K-Geld führt eine eigene Warnliste unter www.kgeld.ch/service/warnlisten/.
- Suchmaschinen-Recherche: Geben Sie den Namen der Firma oder der Person, mit der Sie Geschäfte machen wollen, in Suchmaschinen wie Google (Google.ch), Bing (Bing.com) oder Duckduckgo (Duckduckgo.com) ein. So finden Sie allfällige negative Erfahrungsberichte von Kunden.
- Zweitmeinung einholen: Investieren Sie nie Geld, ohne vorher bei kompetenten Personen eine Zweitmeinung einzuholen. Informieren Sie sich auch in der Fachpresse.