Die Depotauszüge per Ende 2018 bereiten den meisten Anlegern keine Freude. Denn 2018 war ein schwaches Börsenjahr. Auch Fonds-Besitzer bekamen das zu spüren. So büssten zum Beispiel ausgewogene Mischfonds, die das Geld etwa zu gleichen Teilen in Aktien und Obligationen investieren, im Durchschnitt mehr als 7 Prozent ein.
Die erste Informationsquelle für Fonds sind die Faktenblätter, auch Factsheets oder Monatsrapporte genannt. Sie zeigen allerdings kein vollständiges Bild. Denn sie beschränken sich in der Regel auf wenige Jahre. Und in der jüngeren Vergangenheit waren die Renditen meist positiv (siehe Kasten «Was bei Renditeangaben zu beachten ist»).
Ein Beispiel ist der Mischfonds Credit Suisse Interest & Dividend Focus Balanced (ISIN-Nummer CH0020876055). Gemäss Faktenblatt besteht sein Anlageziel in der «Erhaltung und langfristigen Vermehrung des Kapitals». Der Anteil Aktien variiert zwischen 30 und 60 Prozent des Fondsvermögens. Trotz des Verlusts 2018 zeigt die Grafik im Faktenblatt per Ende 2018 einen Wertgewinn von fast 15 Prozent seit 2013 (Grafik im PDF).
Aufschlussreicher als Faktenblätter waren bislang die «Wesentlichen Anlegerinformationen». Auf Englisch: Key Investor Information Document (KIID). Denn Fonds müssen darin zwingend die Renditen der vergangenen zehn Jahre aufführen. Vorausgesetzt, es gibt sie schon so lange. Nur: Bald werden die KIID erneuert. Dann bedeuten zehn Jahre, dass die Zahlen im Jahr 2009 einsetzen. Somit werden die KIID die Immobilien- und Bankenkrise von Mitte 2007 bis Frühjahr 2009 nur noch am Rande erfassen – und nur noch Jahre wiedergeben, in denen es meist aufwärts ging.
Rendite viel schlechter als im Faktenblatt angegeben
Es lohnt sich deshalb, weiter zurückreichende Infoquellen anzuzapfen. In Frage kommen vor allem:
1. Tools und Plattformen, die Banken und Fondsgesellschaften im Internet anbieten. Bei der Credit Suisse unter https://fundlab.credit-suisse.com/ch/de/retail. Dort die ISIN-Nummer des erwähnten CS-Fonds eintippen und auf «Performance Chart» sowie «All» klicken. Dann erscheint die Wertentwicklung seit Auflage des Fonds 2005.
2. Die Website Morningstar.ch der gleichnamigen Fonds-Analyse-Firma. Oben in der Mitte die ISIN-Nummer eingeben, dann auf «Chart» und «Max» klicken. So erscheint die Wertentwicklung seit dem Start des Fonds. Die Grafik zeigt zudem die Renditekurve der betreffenden Anlageklasse. So sieht man, wie ein Fonds im Vergleich mit dem Durchschnitt der Konkurrenzprodukte abschneidet.
Fazit: Fundlab und Morningstar zufolge ist die Rendite des CS-Fonds viel schlechter als im Faktenblatt angegeben. Er legte seit dem 2. Mai 2005 bloss um 5,7 statt um fast 15 Prozent zu (Grafik rechts). Nach Abzug der Gebühren bleibt Anlegern fast nichts.
Ein Fonds, zwei unterschiedliche Wertentwicklungen
So lesen Sie die beiden Grafiken: Die Grafik links ist dem Faktenblatt des CS Interest & Dividend Focus Balanced entnommen. Sie zeichnet ein ansprechendes Bild des Fonds, weil sie sich auf bloss sechs Jahre beschränkt, in denen die Renditen überwiegend positiv waren. Aus 100 Franken, die Anfang 2013 investiert wurden, sind bis Ende 2018 nahezu 115 Franken geworden.
Die Grafik rechts zeigt die Wertentwicklung des Fonds seit seinem Start sowie die durchschnittliche Wertentwicklung seiner Anlageklasse – der ausgewogenen Mischfonds. Es zeigt sich, dass der Leistungsausweis des Fonds über die ganze Periode seines Bestehens sehr unbefriedigend ist. Aus 100 Franken, die Anfang Mai 2005 investiert wurden, sind bis Ende 2018 – im Verlauf von fast 14 Jahren – bloss 106 Franken geworden.
Tipps zum Fondskauf
1. Wählen Sie bei aktiv verwalteten Fonds solche, die es seit mindestens Mitte 2007 gibt. Dann sehen Sie deren Leistungsausweis in sehr guten und sehr schlechten Zeiten.
2. Bei passiv verwalteten Fonds, die einem altbekannten Index folgen, ist das Alter weniger wichtig. Hier können Sie den Verlauf des Index zurückverfolgen.
3. Besitzen Sie einen aktiven Fonds jüngeren Datums oder interessieren sich dafür, kann der Durchschnitt der betreffenden Anlageklasse als grobe Annährung dienen. Diese Durchschnitte findet man bei Morningstar.ch. Tippen Sie einen Fonds ein, den es schon lange gibt. Nach einem Klick auf «Chart» sehen Sie die Wertentwicklung des Fonds sowie diejenige seiner Anlageklasse. Bei Mischfonds zum Beispiel helfen folgende, seit Anfang 1997 existierende Fonds beim Vergleich weiter: Avadis defensiv (Aktienquote 20 Prozent), Avadis Basis (Aktien 40 Prozent), Avadis Wachstum (Aktien 60 Prozent), Avadis aggressiv (Aktien 80 Prozent).
4. Die historischen Renditen liefern wertvolle Anhaltspunkte. Angenommen, ein Fonds hat bereits Einbrüche von 20, 30 oder mehr Prozent erlitten – dann sollten Sie auf ähnliche Verluste gefasst sein.
5. Die meist fallenden Zinsen seit rund 30 Jahren haben Aktien- und vor allem Obligationenkurse nach oben getrieben. Das Zinsniveau ist heute aber so tief, dass mit diesem Treiber nicht mehr zu rechnen ist und die Renditen in absehbarer Zukunft tiefer ausfallen als in den vergangenen Jahrzehnten.
Was bei Renditeangaben zu beachten ist
Faktenblätter und Wesentliche Anlegerinformationen (KIID) machen Angaben zur Performance respektive zur Wertentwicklung der Fonds. Auch die Fonds-Tools von Morningstar und mancher Banken tun dies. Unter diesen beiden Begriffen sind die Kursveränderungen plus Ausschüttungen zu verstehen – unter der Annahme, dass diese gleich wieder in die Fonds reinvestiert werden. Diese Annahme ermöglicht faire Fonds-Vergleiche, da die Ausschüttungen unterschiedlich hoch sind.
Einkalkuliert sind dabei die Kosten, die den Fonds für die Verwaltung belastet werden. Nicht aber Gebühren für Käufe/Verkäufe der Fondsanteile und für die Wertschriftendepots, welche die Anleger direkt zu tragen haben. Diese Gebühren führen dazu, dass die Netto-Rendite der Anleger geringer ausfällt als die ausgewiesene Fonds-Performance.
Das Minus ist bei thesaurierenden Fonds kleiner als bei ausschüttenden. Denn thesaurierende Fonds investieren die anfallenden Zinsen und Dividenden wieder. Das ist für die Anleger gratis. Bei ausschüttenden Fonds kostet das etwas.