Mischfonds kombinieren verschiedene Anlageklassen, daher die Bezeichnung. Einige investieren das Geld fast nur in Obligationen und Aktien, ergänzt durch einen Teil liquide Mittel. Andere mischen auch noch Immobilien, Gold bzw. Rohstoffe oder Hedge Funds bei.
Die Banken nennen solche Fonds auch Strategie-, Anlageziel- oder Portfoliofonds. Für Anleger stellen sie eine bequeme Anlagelösung dar. Haben sie die Wahl einmal getroffen, erledigen die Fondsverwalter die Arbeit. Zudem streuen die Fonds das Geld nicht nur über mehrere Anlageklassen, sie investieren es auch in eine Vielzahl von Einzeltiteln aus verschiedenen Branchen und Ländern. Diese Diversifikation hilft, Klumpenrisiken zu vermeiden.
Üblich ist folgende Auffächerung – je nach Zusammensetzung des Portfolios:
Obligationenlastige, auch defensiv oder konservativ genannte Mischfonds: Sie weisen die geringsten Schwankungen auf, lassen auf die Länge aber auch die tiefsten Renditen erwarten.
Ausgewogene Mischfonds: Obligationen und Aktien halten sich hier, ganz grob gesagt, die Waage. Vom Begriff «ausgewogen» sollte man sich nicht täuschen lassen: Es sind Wertverluste und Wertgewinne von mehr als 10 Prozent innerhalb eines einzigen Jahres möglich.
Aktienlastige Mischfonds: Sie werden oft auch mit Begriffen wie «aggressiv», «Wachstum» oder «dynamisch» versehen – und unterliegen den stärksten Schwankungen. Dafür versprechen sie langfristig die höchsten Renditen.
Das Gros der Fonds bescherte seinen Besitzern in den vergangenen fünf Jahren einen ordentlichen Vermögenszuwachs. Wer einen der renditestärksten Mischfonds im Depot hatte, konnte sich sogar richtig freuen. Beispiel: die zwölf ausgewogenen Mischfonds in der Tabelle rechts. Sie legten von Ende Februar 2012 bis Ende Februar 2017 um insgesamt 25 bis 32 Prozent zu (inklusive Ausschüttungen).
Im 10-Jahres-Vergleich schneiden alle Misch-fonds schlechter ab
Grundsätzlich gilt aber: Es gibt bessere und schlechtere Anlageperioden. Dies zeigt sich hier im Vergleich der 5- mit den 10-Jahres-Renditen. Letztere sind bei allen Fonds markant tiefer. Denn die betrachtete 10-Jahres-Periode beginnt in der ersten Jahreshälfte 2007. Und das war, wie sich bald erwies, ein äusserst ungünstiger Einstiegszeitpunkt. Kurz darauf setzte der weltweite Börsencrash ein, der rund die Hälfte der Aktienwerte vernichtete. Darunter litten die aktienlastigen Fonds naturgemäss am meisten. Dafür zogen diese in den letzten fünf Jahren den grössten Vorteil aus der guten Stimmung an den Aktienbörsen.
Neben den Aktienmärkten spielen auch die Zinsen für die Mischfonds eine äusserst wichtige Rolle. Der Grund: Obligationen sind sehr zinsempfindlich. Es gilt: Wenn das Zinsniveau sinkt, können die Obligationen mit tieferem Coupon ausgestattet werden. Das macht die «alten» Oblis wegen ihrer höheren Coupons attraktiver. Anleger sind bereit, für sie mehr als bisher zu bezahlen – die Kurse steigen.
Zinsen auf Tiefststand: Obligationen werden zum Handicap
Lange Zeit ging es mit den Zinsen fast nur abwärts. Entsprechend stark profitierten die Mischfonds vom Zinssenkungseffekt – vor allem jene mit einem hohen Bestand an Obligationen. Es ist zwar nicht auszuschliessen, dass die Zinsen nochmals einen Rutsch nach unten machen – zum Beispiel infolge einer EU-/Euro-Krise. Doch die Zinssenkungszitrone ist weitgehend ausgepresst. Die Coupons neuer Obligationen von soliden Schuldnern sind von einstmals 4 Prozent und mehr bereits auf nahe Null gefallen.
Wenn aber die Zinsen nicht mehr sinken, ist es vorbei mit den Kursgewinnen bei den Obligationen. Sie werden dann zu einem grossen Handicap für die Mischfonds. Ihr Ertrag ohne Kursgewinne reicht nicht mal mehr aus, um die Fondskosten zu decken – geschweige denn, für die Anleger eine Rendite abzuwerfen.
Beispiel: der obligationenlastige UBS Suisse 25-P (ISIN-Nummer CH0109738986). Die flüssigen Mittel und Anleihen machen 63 Prozent seines Vermögens aus. Die von ihnen zu erwartende Rendite beträgt bloss noch 0,19 Prozent. Und dies bei laufenden Kosten von 1,36 Prozent – ein klares Minusgeschäft. Zudem fallen meist noch Depotgebühren an.
Sollten die Zinsen deutlich steigen, wird das Minusgeschäft noch grösser. Dieser Fall führt zum Gegenteil der vergangenen Jahre: zu markanten Kursverlusten statt Kursgewinnen bei den Obligationen.
Chancen-Risiko-Verhältnis spricht für Aktien
Gewiss, auch Aktien sind heute stattlich bewertet. Doch das Chancen-Risiko-Verhältnis spricht eher für sie. Anleger können das ausnutzen, indem sie einen Mischfonds mit einem höheren Aktienanteil wählen als geplant – und dafür Geld brachliegen lassen. Beispiel: Ein konservativer Anleger will 100000 Franken mit einer Aktienquote von 25 Prozent investieren. Nun kauft er für 31250 Franken einen Mischfonds mit 80 Prozent Aktien und lässt den Rest vorläufig auf dem Konto. So entfallen nur 25000 Franken auf Aktien, und Obligationen machen nur einen geringen Anteil aus.
Mischfonds: Die wichtigsten Tipps
1. Mischfonds verteilen ihr Vermögen auf viele Obligationen, Aktien und eventuell weitere Anlagen. Weil man sie mit wenig Geld erwerben kann, gelten sie als Anlagelösung für das kleine Portemonnaie. Doch auch wer eine grosse Summe zur Verfügung hat, kann solche Fonds wählen. Gute Mischfonds erzielen eine höhere Rendite als manche Vermögensverwaltungsmandate oder Anlage-«Pakete» der Banken.
2. Bei der Wahl sollten Sie Fonds vorziehen, die mindestens fünf Jahre, noch besser zehn Jahre alt sind. Jüngere Produkte haben noch keinen genügenden Leistungsausweis.
3. Zählen Sie die Kosten zu den wichtigsten Auswahlkriterien. Auch bei Fonds mit einem guten Leistungsausweis sind Kosten eine Hypothek für die Zukunft. Denn ob die Fondsverwalter künftig die gleiche Fortüne haben werden wie in der Vergangenheit, ist völlig offen – die Kosten werden aber mit Sicherheit anfallen.
4. Die ausgewiesenen Kosten der Fonds werden diesen direkt belastet – sie sind somit schon in den Renditen berücksichtigt. Denken Sie aber auch an die Kosten, die Sie direkt bezahlen müssen: Kaufkommissionen, Depot- und eventuell noch andere Gebühren. Keine Depotgebühr fällt bei den in der Tabelle (Seite 15) aufgeführten Fonds von Postfinance und Avadis an. Avadis erhebt auch keine Kauf- und Verkaufskommissionen. Letzteres gilt bei der Migros-Bank für ihre Fonds im Handel übers Internet.
5. Obligationen, Aktien und Immobilien sind in den letzten Jahren sehr gut gelaufen und nun stattlich bis sehr hoch bewertet. Erwarten Sie deshalb in den kommenden Jahren auch bei Mischfonds im historischen Vergleich unterdurchschnittliche Renditen. Und gehen Sie am besten von einem Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren aus.