Ein Vermögensverwalter verlangt für seine Tätigkeit normalerweise 1,5 Prozent des investierten Vermögens als Honorar. Viele Anleger suchen deshalb günstige Alternativen. Eine Option sind sogenannte Robo-Advisors. Dabei handelt es sich um Computerprogramme, die nach einem bestimmten Algorithmus Empfehlungen für Geldanlagen geben und diese umsetzen. Der Vorteil eines Anlageroboters: Er kostet nur halb so viel wie ein Vermögensverwalter – je nach Strategie pro Jahr etwa 0,7 Prozent des Vermögens.
K-Geld nahm fünf in der Schweiz verbreitete Robo-Advisors unter die Lupe – anhand des Profils von Anlegern, die ihr Geld mit kleinem oder höchstens mittlerem Risiko anlegen möchten. Das sind die Ergebnisse:
True Wealth
Am schnellsten zu einem Anlagevorschlag kommen potenzielle Kunden beim Robo-Advisor True Wealth. Dafür müssen sie sich nicht registrieren. Mit Hilfe eines Reglers kann man auf Truewealth.ch die eigene Risikotoleranz einstellen. Als mittleres Risiko gilt ein Aktienanteil zwischen 41 und 67 Prozent. Dann klickt man auf «Musterportfolio ansehen» und dort auf «Instrumente». Darauf erscheint eine Liste mit börsengehandelten Indexfonds (ETF). Dabei handelt es sich um etablierte, kostengünstige ETF. Damit verlinkt sind die Faktenblätter der entsprechenden Fonds. Darin sieht man zumindest die zehn grössten Positionen in jedem Fonds. Wer es genauer wissen will, findet die Jahresberichte der Fonds im Internet. True-Wealth-Kunden können als Depotbank für ihre Wertschriften die Basellandschaftliche Kantonalbank oder die Saxo-Bank wählen.
Clever Circles
Ähnlich transparent ist Clever Circles der Bank CIC, die gleichzeitig als Depotbank dient. Die Zahl der Anlagen ist überschaubar: Zur Wahl stehen 16 ETF und weitere Indexfonds. Sechs davon investieren in Aktien. Abgedeckt werden die Märkte Schweiz, Eurozone, USA, Grossbritannien, Entwicklungsländer und Japan. Hinzu kommen vier Obligationenfonds, drei Immobilien- und drei Rohstofffonds. Der Vorschlag für eine ausgewogene Anlage enthält 40 Prozent Aktien, die Hälfte stammt aus der Schweiz. Dazu gibts 25 Prozent Obligationen, rund die Hälfte davon in Franken, 10 Prozent Immobilien und 15 Prozent Rohstoffe.
Die K-Geld-Stichprobe zeigt: Die bei diesem Vorschlag erzielten Jahresrenditen waren in der Vergangenheit mager. Sie lagen bei 0,5 Prozent in den vergangenen drei Jahren, bei 1,9 Prozent in den letzten fünf und 3,4 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Das «dynamische» Portfolio mit 60 Prozent Aktien brachte etwas bessere Renditen: Für die gleichen Zeitspannen lagen sie bei 1,3 beziehungsweise 3,2 und gut 5 Prozent.
Selma
Hier müssen Interessierte einen aufwendigen Anmeldeprozess hinter sich bringen, selbst wenn sie sich nur testhalber registrieren wollen. Dabei sind viele Fragen zu beantworten, bevor man konkrete Anlagevorschläge zu Gesicht bekommt. Bei einer ausgewogenen Strategie erhält man einen Vorschlag mit 66 Prozent Aktien. Damit hätten Anleger in den letzten drei Jahren eine Jahresrendite von durchschnittlich 5,4 Prozent erzielt. Wer die weniger riskante Strategie wählte und nur einen Drittel des Vermögens in Aktien platzierte, erzielte in der gleichen Zeit eine Nullrendite. Über eine Periode von fünf Jahren gibt es noch keine Daten. Wer bei Selma anlegt, verwahrt seine Wertschriften bei der Saxo-Bank.
Inyova
Dieses Programm empfiehlt keine Fonds, sondern eine Auswahl von 350 Aktien. Einzige Ausnahme: Sogenannte Green Bonds, also grüne Anleihen, sind in Fonds zusammengefasst. Bei Inyova können Anleger bis zu 24 unterschiedliche Bereiche wählen, in die sie investieren möchten, etwa erneuerbare Energien oder sauberes Wasser. Allerdings sind die Kriterien für die konkreten Anlagen unklar. Angeblich investiert man in soziale Gerechtigkeit, wenn man Netflix-Aktien kauft. «Netflix fördert die Diversität – vor und hinter der Kamera», erklärt Andreas von Angerer von Inyova, der für die Titelauswahl zuständig ist. Auch die Fleischaktien von Bell werden empfohlen. «Aus Klimasicht ist Fleischkonsum zwar nicht positiv. Dafür zahlt Bell faire Löhne für Angestellte und anständige Managersaläre», sagt Angerer dazu.
Je nach Risikobereitschaft kann der Anleger die Aktienquote in 20er-Schritten zwischen 0 und 100 Prozent anpassen. Weicht die Quote 5 Prozent von der gewählten Gewichtung ab, verkauft die Maschine jene Aktien, die am besten gelaufen sind, damit keine Klumpenrisiken entstehen. Wer eine Aktienquote von 80 Prozent wählte, erzielte in den letzten drei Jahren eine Jahresrendite von 10,4 Prozent. Anleger mit 60 Prozent Aktien kamen immerhin auf ein jährliches Plus von 6,1 Prozent. Anleger bei Inyova können das Depot bei der Saxo-Bank und der Hypothekarbank Lenzburg eröffnen.
Swissquote
Bei 95 Prozent liegt die Aktienquote für moderat Risikofreudige beim Robo-Advisor von Swissquote, der einzigen Bank unter den Roboterbetreibern. Swissquote preist eine «Gratis-Simulation» zum Kennenlernen des Programms an. Auf Anfrage sagt die Bank, dass in defensive Titel investiert werde – also in Aktien, die nicht stark schwanken. Angeblich sortiert ein Algorithmus Papiere aus, die starke Wertschwankungen aufweisen. Doch das scheint nicht richtig zu funktionieren. Zu Jahresbeginn waren etwa Aktien der kleinen Technologiefirma U-Blox ein Schwergewicht im Depot. Die Aktie verlor allein am 9. Januar 16,3 Prozent an Wert. Der Titel erholte sich seither zwar, aber als defensiv kann eine Anlagestrategie mit U-Blox nicht gelten. Das Problem: Erst wenn eine Aktie eingebrochen ist, stuft die Maschine sie als riskant ein und schlägt sie nicht mehr vor.
Swissquote sagt, zur Wertentwicklung eines Portfolios für vorsichtige Anleger könne man keine Angaben machen. Die Performance sei «individuell und kundenabhängig». Ende 2022 verwaltete der Robo-Advisor von Swissquote Anlagen im Wert von knapp 404 Millionen Franken – 21 Prozent weniger als im Vorjahr. Das entspricht 0,77 Prozent aller Kundenvermögen bei Swissquote. Verkaufsleiter Ciril Stämpfli räumt ein: Der Robo-Advisor sei «ein Nischenprodukt, das nicht den erhofften Erfolg brachte».
Fazit: Für Geldanlagen kann man einen Robo-Advisor in Betracht ziehen. Selber anlegen ohne Roboter ist aber günstiger.