Robo-Advisors (Roboterberater) sind digitale Vermögensverwalter. Dabei setzen Computerprogramme für die Kunden eine Anlagestrategie um. Sie sind deutlich günstiger als Vermögensverwalter aus Fleisch und Blut. Im Jahr 2011 lancierte das VZ Vermögenszentrum mit dem Produkt «Sparen und Anlegen mit ETF» den ersten Robo-Advisor in Europa. Seither ist die Branche schnell gewachsen. In den letzten Jahren entstanden viele neue Firmen, die Robo-Advisors anbieten.
Etablierte Banken wie die Postfinance, Raiffeisen und Swissquote zogen nach. K-Geld hat die Leistungen und Kosten bei neun Robo-Advisors von Schweizer Vermögensverwaltern verglichen. Basis des Vergleichs war eine Anlage von 100'000 Franken. Das Geld sollte ausschliesslich in Aktien investiert werden. Es wurden nur Robo-Advisors im Vergleich berücksichtigt, die mindestens seit zwei Jahren auf dem Markt sind. Verglichen wurde die Rendite über die letzten zwei Jahre.
Anlagestrategie definieren via Internet oder App
Bei allen Robo-Advisors ist das Eröffnen eines Kontos ein automatisierter digitaler Prozess. Die Kunden legen ihre finanziellen Ziele fest und bestimmen ihre Risikobereitschaft. Das geht entweder direkt auf der Internetseite des Vermögensverwalters, auf dessen E-Banking-Plattform oder über eine separate App fürs Smartphone. Descartes, Finpact und das VZ Vermögenszentrum bieten zusätzlich eine persönliche Beratung an.
Auch bei BLKB Digifolio (Basellandschaftliche Kantonalbank), Findependent, Postfinance und Selma können die Kunden mit einem Berater sprechen, und zwar per Telefon, Videoanruf oder Chat. Aus den finanziellen Zielen und der Risikobereitschaft des Kunden leitet der Robo-Advisor eine Anlagestrategie ab, meist eine von mehreren vordefinierten Strategien. Bei Raiffeisen können die Kunden zusätzlich thematische Schwerpunkte wählen, etwa Robotik oder Digitalisierung.
Fast alle Robo-Advisors setzen die gewählte Anlagestrategie mit Hilfe von passiven Indexprodukten um. Einzige Ausnahme ist Raiffeisen: Ihr Robo-Advisor arbeitet mit aktiv verwalteten Fonds und strukturierten Produkten. Nach dem Einrichten übernimmt der Robo-Advisor die Verwaltung des Portfolios.
Auf Anfrage von K-Geld schreiben alle Firmen, die Anlageentscheide würden nicht ausschliesslich von einer Maschine getroffen. Viele basierten zwar auf Algorithmen, die jedoch von Menschen überwacht würden, meist in Form eines Anlagekomitees. Es definiert die Anlagestrategien anhand von verschiedenen Risikoprofilen. Der Algorithmus übernimmt dann das regelmässige Umschichten (Rebalancing) gemäss der vorgegebenen Strategie.
Gesamtkosten: Etablierte Banken meist teurer
Die Gesamtkosten eines Robo-Advisors sind nicht einmal halb so hoch wie jene bei einem klassischen Vermögensverwaltungsmandat. Die geringen Kosten kommen durch die digitale Interaktion mit dem Kunden und die standardisierten Anlageprozesse zustande. Die Gesamtkosten bestehen aus den Verwaltungsgebühren und den Kosten für die Anlageprodukte. Der K-Geld-Vergleich zeigt: Am günstigsten ist Findependent mit jährlich 0,49 Prozent der Anlagesumme.
True Wealth (0,62 Prozent) und das VZ Vermögenszentrum (0,71 Prozent) belegen bei den Kosten die Plätze zwei und drei. Etablierte Banken sind teurer: Bei Raiffeisen, BLKB und Postfinance betragen die jährlichen Kosten ungefähr 1 Prozent.
Wie erfolgreich legen die Robo-Advisors das Geld ihrer Kunden an? Im-K-Geld-Vergleich unterscheiden sich die Renditen über die vergangenen zwei Jahre nach Abzug der Kosten stark. Sie reichen von 37,4 Prozent (Finpact) bis 25,6 Prozent (Postfinance E-Vermögensverwaltung).
Zum Vergleich: Der Aktienindex Swiss Performance Index (SPI) erzielte in der gleichen Zeitspanne eine Performance von 21,78 Prozent, der MSCI World in Franken 35,92 Prozent und der S&P 500, ebenfalls in Franken, 39,49 Prozent. Die Renditen der Robo-Advisors können sich also sehen lassen.
Fazit: Robo-Advisors sind kostengünstig und können eine gute Wahl sein für Leute, die sich nicht selber um ihre Geldanlage kümmern wollen.