Urs A. Weidmann, Gründer und Präsident der Firma Silent-Power in Cham ZG und Professor an der Uni Baku in Aserbaidschan, behauptet: «Wir haben die Lösung, die Klimawende zu schaffen.» Die Lösung sei flüssiges «Methanol 99», das klimaneutral produziert und in Kleinanlagen am Ort des Verbrauchs in Strom, Heiz- und Kühlenergie umgewandelt werden soll.
Der Ausgangsstoff für das Methanol ist CO2 und soll aus dem Meer geholt werden, wie Albert Vollmer erklärt. Er ist bei Silent-Power als externer «Beirat» für die Beziehungen zu Anlegern zuständig. Zur Gewinnung von CO2 aus dem Meer benötige man viel Energie, ebenso für die Umwandlung von CO2 in Methanol (ein hochgiftiger Alkohol) und für den Transport des flüssigen Treibstoffs.
Den erforderlichen Ökostrom will Silent-Power «in der Wüste» produzieren, wie Vollmer ausführt. Anlagen zur Umwandlung von CO2 in Methanol oder Verträge zur Stromproduktion gibt es bislang nicht. Seit Anfang Jahr seien zwei Typen von «Methanolumwandlern» verkaufsbereit.
Das Unternehmen zählt weniger als zehn Beschäftigte. Einnahmen erzielte es bislang fast keine. «Umsätze machen wir ab diesem Jahr», sagt Vollmer. Das erforderliche Kapital sollen kleine und mittlere Anleger bringen. 60 Franken verlangt Silent-Power für die Aktie à 5 Rappen Nennwert. Im April dieses Jahres war sie noch für 30 Franken zu haben, vor sieben Jahren für 5 Franken. Verkauft werden die Aktien unter anderem von der Firma Antares Capital Group in Pfäffikon SZ – per Telefon an potenzielle Interessenten.
Wer Aktien kauft, bleibt an Silent-Power gebunden
Die wundersame Wertvermehrung erklärt Silent-Power mit «Patenten und Markenrechten sowie Potenzialen, die noch nicht eingepreist» seien. Bei einem Börsengang sollen die Aktien gemäss Werbeunterlagen zu 120 Franken platziert werden und dann rasch auf 200 Franken pro Stück klettern. Geplant war der Börsengang für diesen Herbst. Davon ist nicht mehr die Rede. Zeitpunkt und Ort des Börsengangs könnten «nicht angegeben werden». Wer einmal Aktien gekauft hat, bleibt an Silent-Power gebunden. Ein Weiterverkauf ist gemäss Kleingedrucktem bis zum Börsengang ausdrücklich untersagt.
Silent-Power sagt, man wolle weitere 329833 Aktien verkaufen. Rund 9,1 Millionen Stück halten die bisherigen Aktionäre. Das entspricht einem rechnerischen Marktwert des Unternehmens von rund 560 Millionen Franken und ist mehr, als etwa die Basellandschaftliche Kantonalbank oder der Bauriese Implenia kosten.
Ob die Visionen von Silent-Power je Wirklichkeit werden, ist fraglich. Silent-Power-Beirat Anton Scherrer, ehemaliger Migros-Chef und SBB-Verwaltungsratspräsident, glaubt daran, «auch wenn noch viele politische und technische Hürden zu nehmen sind». Balmer-Etienne jedoch, die Revisionsstelle von Silent-Power, ist skeptisch: «Sollte es der Gesellschaft nicht gelingen, neue finanzielle Mittel zu beschaffen, ist die Fortführung des Projekts und der Gesellschaft ernsthaft infrage gestellt», schreibt sie in ihren letzten beiden Revisionsberichten.
«Es ist niemand gezwungen, unsere Aktien zu kaufen», antwortet Silent-Power-Sprecher Medard Meier zur Frage nach dem Wert des Unternehmens.