Kürzlich erhielt Alfred Lautenschleger (Name geändert) aus Erstfeld UR den Anruf einer ihm unbekannten Panos Capital AG. Der Telefonverkäufer hatte einen angeblich heissen Aktientipp für Lautenschleger: Er solle sich doch beim Basler Unternehmen Biocopy AG beteiligen. Ab 50'000 Franken sei er dabei. Auch andere K-Geld-Leser berichten über solche Anrufe.
Die Aktienverkäufer schrieben ihnen in E-Mails, Biocopy habe das Potenzial zum «Gamechanger». Es gehe um «Krebstherapeutika von morgen», es winke ein Milliardenmarkt. Biocopy wolle mit neuer Technologie biomolekulare Kopien von DNA anfertigen und damit die Impfstoffentwicklung revolutionieren. Das Unternehmen hat seinen rechtlichen Sitz im Switzerland Innovation Park in Basel, geforscht wird aber in Deutschland. Die Gründer zeichneten 18'352'540 Namenaktien zu je einem Rappen Nominalwert.
Aus englischsprachigen Hochglanzbroschüren von Biocopy geht hervor, dass erst für das Jahr 2026 erste Einnahmen vorgesehen sind. Aktuell hat die Firma kein vermarktbares Produkt. Ab 2026 soll sich der Wert ihrer Produkte angeblich innert sechs Jahren auf zwei Milliarden Euro erhöhen. Bisherige Geschäftsberichte erhielten potenzielle Anleger nicht.
Die Aktienverkäuferin Panos Capital AG schreibt auf ihrer Internetseite, dass sie gemäss dem Finanzdienstleistungsgesetz zu ihren Produkten jeweils ein «Basisinformationsblatt» zur Verfügung stellen müsse. In diesem Dokument stünden Angaben zum Risiko des Produkts sowie zu den Kosten. Das Dokument wurde den K-Geld-Lesern in den E-Mails aber vorenthalten, und der Link auf der Webseite von Panos führt ins Leere.
Chef von Panos Capital ist bekannt für riskante Tipps
Der Chef von Panos Capital, Pablo Bliggensdorfer, verkaufte bereits für Global Equity Partners (GEA) unter anderem Namen am Telefon Aktien des pleitegegangenen Pharma-Start-ups Amvac AG. Kleinanleger erlitten mit den Amvac-Aktien Verluste von mindestens 55 Millionen Franken. GEA kassierte pro Aktienverkauf Provisionen von bis zu 60 Prozent (K-Geld 4/2016 und 5/2022).
Später sass Bliggensdorfer im Verwaltungsrat der Venstone AG. Venstone verkaufte massenhaft Aktien der Pleitefirma Hyposcout AG und kassierte dafür ebenfalls hohe Provisionen (K-Geld 4/2018). Panos Capital und Pablo Bliggensdorfer wollten gegenüber K-Geld dazu nicht Stellung nehmen.
Die Aktien von Biocopy werden an der Börse nicht gehandelt. Deshalb ist das Unternehmen nicht zur Transparenz verpflichtet. Und für Aktionäre ist es schwierig, ihre Anteile wieder loszuwerden. Sie riskieren mit solchen Investments einen Totalverlust.