Die Firmengruppe Atomind sammelte jahrelang Investorengelder ein. Mit dabei war auch Nick Grossrieder von der Marketingagentur Grossrieder & Partner GmbH in Wohlen AG. Atomind behauptete, bei Internettechnologien wie Blockchain, «künstliche Intelligenz» oder Fintech heisse Eisen im Feuer zu haben. Potenziellen Anlegern sagten die Vermittler, ein Börsengang von Atomind stehe kurz bevor (K-Geld 4/2023).
Auch Peter Amrein (Name geändert) aus Strengelbach AG, ein ehemaliger Arbeitskollege von Nick Grossrieder, beteiligte sich seit April 2019 bei Atomind. Grossrieder hatte gegenüber Amrein behauptet, es gebe eine tolle Gelegenheit, sich an einer Firma zu beteiligen, die bald an die Börse gehe. Amrein investierte zuerst 2994 Franken. Bis Oktober 2022 kaufte Amrein weitere Anteile – wegen angeblicher «Sonderangebote» und weil man ihm versicherte, dass das Investment erheblich an Wert zugelegt habe. Amrein investierte insgesamt 55'118 Franken.
Für die Beteiligung an Atomind erhielt Amrein keine Aktien der Firmengruppe, sondern 224'262 «Atomind (ATMD) Units». Das sind virtuelle Vermögenswerte (K-Geld 5/2023). Die Gelder für die Token von Atomind flossen auf Bankkonten von drei Firmen der Gruppe: Atomind LLC in Delaware (USA), Anderson David Ltd. in Grossbritannien und die Zuger Swiss Business Company GmbH (SBC). Im April eröffnete das Kantonsgericht Zug über die SBC den Konkurs. Auch Anderson David Ltd. wurde dieses Jahr vom Handelsregister England aufgelöst.
Mit vollmundigen Versprechen hingehalten
Der 2019 angekündigte Börsengang von Atomind fand bis heute nicht statt. Peter Amrein erhielt nie eine Einladung an eine Generalversammlung der Firma und auch nie Einblick in Geschäftsberichte. Anfang 2024 meldete er sich bei Atomind. Im Februar forderte er sein Geld zurück. Darauf teilte ihm Atomind mit, im August würden die Firmenanteile öffentlich zum Kauf angeboten.
Alle Token würden dann in normale Aktien umgewandelt. Amrein könne seine Anteile aber schon vorher direkt an interessierte Investoren verkaufen. Doch der Aargauer wollte weder seine Anteile selber verkaufen noch bis August warten. Er hatte das Vertrauen in Atomind verloren.
Er wandte sich im März an Nick Grossrieder, der ihm die Token empfohlen hatte. Dieser versprach, ihm zu helfen. Grossrieder vermittelte Amrein ein Telefongespräch mit Atomind-Chef Percy Oliver Müller, der behauptete, er habe «noch nie jemanden im Regen stehen lassen». Es dauere noch vier bis sechs Wochen, bis Amrein sein Investment zurückerhalte.
Danach herrschte Funkstille. Am 20. April telefonierte Amrein daher erneut mit Nick Grossrieder. Dieser erzählte ihm, mit der Auszahlung seines Grundinvestments dürfe er sicher rechnen. Aktionäre, die aussteigen wollten, würden bis spätestens Mitte Mai informiert.
Der Termin verstrich, ohne dass Amrein Informationen erhielt. Er kontaktierte Grossrieder erneut. Dieser versprach Amrein, die Token abzukaufen und bis spätestens 22. Juli die 55'000 Franken zu überweisen.
Ein erster Vertrag zur Rückzahlung wurde von Grossrieder widerrufen. Am 25. Juli unterschrieben beide Seiten einen neuen Vertrag zur Übernahme der Atomind-Anteile. Grossrieder verpflichtete sich darin, Peter Amrein bis Ende September das Geld zurückzuzahlen.
Doch bis heute erhielt Amrein nur 7500 Franken zurück. Atomind schrieb ihm zudem am 22. Oktober, die Umwandlung von Atomind-Token in Aktien sei «momentan» lediglich für US-Bürger reserviert und für Schweizer Bürger «eingeschränkt». Für Schweizer Anleger, die Atomind-Token halten, ist das keine gute Nachricht.
Nick Grossrieder äussert sich gegenüber K-Geld nicht. Atomind schreibt, Token-Holder seien keine Aktionäre und würden keine damit verbundenen Rechte besitzen. Deshalb gebe es weder einen Einblick in Geschäftsberichte noch Einladungen an Generalversammlungen. Atomind befinde sich zurzeit in einem Restrukturierungsprozess.