Genau 47 Prozent der im Jahr 2017 in der Schweiz erstmals in Verkehr gesetzten PKWs waren geleast. Das zeigen Auswertungen des Schweizerischen Leasingverbands. Das bedeutet: Viele Leute setzen auf diese Finanzierungsform, obwohl ein geleastes Privatauto um einiges teurer ist als ein bar bezahltes. Die Vorteile: Keine grosse Anfangsinvestition und überschaubare monatliche Raten.
Wie viel kostet das Leasing und wo ist es am günstigsten? K-Geld hat in Winterthur bei drei Markengaragen Offerten verlangt. Und zwar für folgende Autos: einen Toyota C-HR 1.8, einen BMW 218d Active Tourer und einen Skoda Octavia Ambition 1.5 TSI. Die Verkäufer gewährten auf die Katalogpreise beträchtliche Rabatte. Dazu verlangten sie jeweils eine Ablieferungspauschale. Das ergibt den Nettokaufpreis. Darauf basieren die Berechnungen der Leasingkosten.
Fast alle Automarken verfügen über eine eigene Finanzierungsgesellschaft fürs Leasing. Entsprechend griffen die Winterthurer Markengaragen für ihre Offerten auf diese Leasing-Banken zurück.
Leasingnehmer sind aber nicht verpflichtet, den Vertrag mit dem offiziellen Leasing-Institut der Garage abzuschliessen. Sie können frei wählen. Deshalb holte K-Geld für alle drei Autos zusätzlich bei vier markenunabhängigen Leasing-Banken Offerten ein: bei der Bank-now (Tochtergesellschaft von Credit Suisse), Cashgate (Besitzer: Raiffeisen, Migros-Bank und mehrere Kantonalbanken), der Cembra Money Bank und beim Schweizer Ableger des Münchner Unternehmens Leaseforce. Für diese Leasing-Banken galten die gleichen Vorgaben wie für die markengebundenen Finanzierungsgesellschaften, nämlich: eine Vertragsdauer von 48 Monaten, eine Anzahlung in der Höhe von 5000 Franken, eine Fahrleistung von maximal 20000 Kilometern pro Jahr sowie der von den Garagen festgesetzte Restwert des Wagens bei der Rückgabe.
Resultate: Die Offerten der Leasingpartner von Markengaragen sind durchwegs am günstigsten. Die Differenzen sind allerdings nicht gross. Bei Multilease, der Finanzierungsgesellschaft der Emil Frey AG, belaufen sich die Gesamtkosten für das vierjährige Leasing des Toyotas C-HR 1.8 auf Fr. 38 393.60 (Anzahlung und sämtliche monatlichen Leasingraten). Bei den markenun-abhängigen Leasing-Banken betragen die Gesamtkosten Fr. 38 536.85 (Leaseforce) bis Fr. 39 434.55 (Bank-now). Das heisst: Die Differenz zwischen der günstigsten und der teuersten Offerte liegt bei Fr. 1040.95 (siehe Tabelle im PDF).
Markenunabhängige Banken rechnen mit höherem Zinssatz
Dasselbe Bild zeigt sich bei den zwei anderen Autos: Der offizielle Leasingpartner BMW Finanzdienstleistungen verlangt für das 48-monatige Leasing des BMW 218d Fr. 26326.40, die teuerste markenunabhängige Bank Bank-now Fr. 852.90 mehr. Und beim Skoda Octavia offeriert der offizielle Partner Amag-Leasing Gesamtkosten von Fr. 17936.–, die teurere Bank-now Fr. 630.55 mehr. Alle markengebundenen Finanzierer rechnen mit einem Zinssatz von 3,9 Prozent, die unabhängigen Banken hingegen verlangen 3,99 bis 4,9 Prozent Zins.
Zu beachten ist bei der Berechnung der Gesamtkosten: Bei den Banken der Markengaragen wird zu Beginn der Vertragslaufzeit die Anzahlung und zugleich die erste monatliche Leasingrate fällig. Bei den unabhängigen Instituten gilt die Anzahlung als erste grosse Rate. Nachher sind insgesamt nur 47 Monatsraten zu begleichen.
Im Hinterkopf behalten sollten Leasingnehmer auch den Preis für Mehrkilometer. Er ist je nach Leasing-Offerte sehr unterschiedlich. Beispiel: Für den BMW 218d verlangt BMW Finanzdienstleistungen für jeden Kilometer, der über die im Vertrag festgelegten 20000 Kilometer pro Jahr hinausgeht, 28 Rappen. Bei Cashgate hingegen kostet ein Mehrkilometer nur 18 Rappen.
Was sagen die markenunabhängigen Leasingfirmen zu ihrem mässigen Abschneiden im K-Geld-Vergleich? Sie gehen davon aus, dass die Autohersteller die Angebote der markengebundenen Leasingpartner oft quersubventionieren, um den Absatz bestimmter Autos zu fördern.
Fazit: Wer ein Auto leasen will, sollte mehrere Offerten einholen. Aber auch das günstigste Leasing-Angebot ist teurer als der Barkauf. Konkret: Der offerierte Nettokaufpreis des Skoda Octavia 1.5 TSI beträgt 25 340 Franken. Beim Leasing betragen die Kosten gemäss Offerten mindestens 17 936 Franken. Kauft der Leasingnehmer nach vier Jahren das Auto zum vereinbarten Restwert von 9751 Franken, zahlt er insgesamt 27 687 Franken – 2347 Franken oder 9,26 Prozent mehr, als er bei einem Barkauf ausgegeben hätte.
Das sollte man beim Auto-Leasing beachten
Leasing ist teurer als ein Barkauf. Wer zu wenig Geld hat für den Kauf eines Autos, sollte zuerst die Aufnahme eines Darlehens bei Verwandten oder Bekannten prüfen. Eine Alternative kann die Aufnahme eines Kleinkredits bei einer Bank sein. Gemäss einer Modellrechnung von K-Geld ist ein Privatkredit unter Umständen günstiger als ein Leasing (K-Geld 3/2010). Denn bei einem Privatkredit können die Schuldzinsen vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden, bei Leasingraten hingegen nicht. Bei der Migros-Bank sind Privatkredite zurzeit ab 4,7 Prozent zu haben.
Leasingnehmer sind nicht Eigentümer des Wagens, nur Mieter. Trotzdem sind sie verpflichtet, eine Vollkaskoversicherung fürs Auto abzuschliessen. Zudem müssen sie die Service-Intervalle genau einhalten und den Service in der Regel in einer Markengarage durchführen lassen.
Eine vorzeitige Vertragsauflösung ist teuer. Die Abschreibung eines Wagens ist besonders in den ersten Jahren sehr hoch. So kann ein vorzeitiger Ausstieg schnell ein paar Tausend Franken kosten.
Nach Ende der Vertragslaufzeit muss der Leasingnehmer das Auto an die Garage zurückgeben. Falls das Auto Gebrauchsspuren aufweist, die über das übliche Mass hinausgehen, muss der Kunde die Kosten für die Instandsetzung übernehmen. Das führt oft zu Streitigkeiten.