Die meisten Vermögensverwalter seien ihr Geld nicht wert, schrieb K-Geld in Ausgabe 5/2015. Die Aussage stützte sich auf eine Studie der Zürcher Beratungsfirma «Zwei Wealth Experts». Ergebnis: Rund 90 Prozent der Vermögensverwalter schneiden über mehrere Jahre betrachtet schlechter ab als ein neutraler Vergleichsindex.
Albert Bühlmann aus Zug hat das am eigenen Leib erfahren. Er überwies im Mai 2008 der Bank Coop 100000 Franken und unterschrieb einen Vermögensverwaltungsvertrag. Ende 2015 hatte er – nach Abzug aller Kosten – nur noch 89119 Franken auf dem Konto. Das ist ein durchschnittlicher Verlust von 1,5 Prozent pro Jahr. Für diese magere Leistung zahlte Bühlmann jedes Jahr eine Vermögensverwaltungsgebühr von rund 1000 Franken.
In Ausgabe 1/2016 zeigte K-Geld, wie Anleger prüfen können, ob der Vermögensverwalter gut arbeitete. Und ob er mit seinen Käufen und Verkäufen das erreichte, was die Finanzmärkte eigentlich hergaben. Als Vergleichsmassstab für gemischte Anlagen (Aktien und Obligationen) kann der sogenannte «Pictet BVG Index 2000» dienen.
Für Bühlmann zeigt der Vergleich: Dieser Index legte im gleichen Zeitraum durchschnittlich 3,6 Prozent pro Jahr zu. Darin sind allerdings die Gebühren nicht berücksichtigt. Macht man für diese Kosten einen Abzug von rund 1,5 Prozent pro Jahr, so hätte sich das Vermögen des Bank-Coop-Kunden Bühlmann jedes Jahr immer noch um rund 2 Prozent vermehren müssen. Und er wäre bei rund 116000 Franken gelandet.
Diese Messlatte verfehlte die Bank Coop deutlich. Sie wendet dagegen ein, der Pictet-Index sei als Vergleichsmassstab ungeeignet, weil sie das Geld des Kunden «nachhaltig» investiert habe. Diesen Vorgang umschreibt sie selber so: «Die nachhaltige Vermögensverwaltung investiert ausschliesslich in Titel von Unternehmen, die nach sozialen, ethischen und ökologischen Grundsätzen überprüft wurden.»
Diesen Einwand widerlegt die Bank Coop gleich selbst. Denn in den Unterlagen des Kunden Bühlmann zur nachhaltigen Anlagepolitik steht wörtlich: «Ziel der nachhaltigen Anlagepolitik ist es, eine marktübliche Performance zu erwirtschaften.» Und genau diese marktübliche Performance bildet der Pictet-Index ab.
Vergleichbarer Mischfonds rentierte fast 3 Prozent pro Jahr
Die Bank Coop sagt auch, es gebe keine nachhaltigen Mischfonds, deren Resultate man mit der Bühlmann-Performance vergleichen könne. K-Geld macht trotzdem einen Vergleich – und zwar mit dem Raiffeisen-Mischfonds Pension Invest Futura Balanced (ISIN CH0023754440). Gemäss Faktenblatt unterliegen hier die Anlagen «einem strengen Auswahlverfahren nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien». Genau wie bei der Bank Coop. Doch der Raiffeisenfonds rentierte im gleichen Zeitraum durchschnittlich fast 3 Prozent pro Jahr.
Die Bank Pictet produziert nicht nur den erwähnten Index. Sie bietet selber auch nachhaltige Produkte an – etwa Fonds mit der Bezeichnung «Sustainable Equities» oder mit dem Themenschwerpunkt Wasser. Sie sagt: «Unsere nachhaltigen Produkte bewegen sich im Rahmen des Markts oder sogar – gerade über längere Zeit – über dem Markt.»
Coop-Bank-Kunde Albert Bühlmann hat inzwischen die Konsequenzen gezogen: Er hat das Vermögensverwaltungsmandat gekündigt.