Es geschah am 11. August 2016 in der Hauptstadt Nepals: An einem Bancomaten der Nabil-Bank in Kathmandu machten Betrüger fünf Bargeldbezüge im Wert von total 1334 Franken. Das geplünderte Migros-Bank-Konto gehört Reto Venzin aus Nidau BE.
Venzin ist ein Skimming-Opfer. Beim Skimming sind Trickbetrüger am Werk. Sie manipulieren Bancomaten, Billettautomaten, Tanksäulen oder andere Zahlungsterminals. So können sie den Magnetstreifen von Maestro-Karten ablesen und den Pincode erspähen. Mit den gestohlenen Daten stellen sie gefälschte Karten her, mit denen sie im aussereuropäischen Ausland Geld vom fremden Bankkonto abheben.
Inzwischen ist auch bekannt, wann Venzin ausspioniert wurde. Es passierte am 26. Mai 2016, als der Kunde der Migros-Bank in Genf an einem Billettautomaten der SBB ein Ticket kaufte.
Skimming-Opfer sind unschuldig. Sie können kaum erkennen, ob und wann ihre Maestro-Karte geskimmt wird. Trotzdem wollte die Migros-Bank dem Kunden nur die Hälfte des Schadens ersetzen. Begründung: Er habe eine «wichtige Sorgfaltspflicht» nicht eingehalten: «Obwohl Sie sich nicht in Asien aufhielten, haben Sie Ihre Maestro-Karte für diese Region freigeschaltet.»
Die Migros-Bank meint das Geoblocking (siehe Kasten). Viele Maestro-Karten sind standardmässig nur in der Schweiz und in Europa einsetzbar, der Einsatz auf anderen Kontinenten ist durch das Geoblocking in der Regel gesperrt. Kunden können aber bei Bedarf verlangen oder via Internet selber einstellen, dass auch ferne Länder bzw. Regionen freigeschaltet werden.
Es steht fest, dass Venzin 2013 bei seinem Kundenberater mündlich die Aufhebung des Geoblockings veranlasst hat. Mit gutem Grund: Er ist immer wieder in Asien unterwegs, zuletzt hatte er seine Maestro-Karte Ende November 2015 in Sri Lanka eingesetzt.
Deshalb ist der Vorwurf der Migros-Bank, Venzin habe sich trotz Freischaltung nicht in Asien aufgehalten, abwegig. Von einer Missachtung der Sorgfaltspflicht kann auch keine Rede sein.
Nach Intervention von K-Geld hat die Migros-Bank das eingesehen – und ist nun bereit, das Skimming-Opfer Venzin voll zu entschädigen. Begründung gegenüber K-Geld: «Es ist offen, ob der Kunde 2013 die Freischaltung permanent oder befristet wünschte.»
Am 26. Mai 2016 wurde auch die Maestro-Karte eines Raiffeisen-Kunden geskimmt. Die Schadensumme wurde zu 100 Prozent zurückerstattet, heisst es bei Raiffeisen. Auch betroffene UBS-Kunden wurden gemäss UBS vollständig entschädigt.
Maestro-Karte: Geoblocking kann Missbräuche eindämmen
Die wichtigsten Tipps für Besitzer von Maestro-Karten (bei der Post Postfinance-Card) zum Thema Geoblocking:
Lesen Sie die Infos, die Ihre Bank zum Thema verbreitet. Geoblocking grenzt den Einsatzort der Maestro-Karte für Bargeldbezug und Zahlung geografisch ein. Das kann mit tieferen Bezugslimiten kombiniert sein.
Bei vielen Banken ist die Maestro-Karte standardmässig auf den Einsatz in der Schweiz und in Europa begrenzt. Kunden können diese Begrenzung für einzelne Länder oder Regionen aufheben – teils nur über den Kontakt mit einem Kundenberater oder auch via Internetbanking. In der Regel gilt die Freischaltung für eine gewisse Zeit, z. B. maximal ein Jahr.
Einige Banken kennen kein Geoblocking. Die Zürcher Kantonalbank etwa sagt, dafür gelte ausserhalb Europas eine reduzierte Ausgabenlimite von 500 Franken pro Tag. Ähnliches gilt bei anderen Kantonalbanken und bei Raiffeisen. Bei Postfinance sind standardmässig alle Länder offen, eine geografische Begrenzung ist auf Kundenwunsch möglich.
Sollten Sie trotz allem Skimming-Opfer werden: Kontrollieren Sie Monatsauszüge genau und melden Sie missbräuchliche Bezüge unbedingt innert 30 Tagen. Die Banken verlangen auch eine Meldung an die Polizei.
Nehmen Sie auf Reisen immer zwei Zahlungsmittel mit, also nebst Maestro-Karte eine Kreditkarte.