Schweizer Banken schröpfen ihre Kunden mit einem normalen Privatkonto beträchtlich. Das zeigte ein Vergleich von K-Geld: Sie zahlen pro Jahr bis zu 321 Franken für diese simple Dienstleistung (K-Geld 6/2018).
Es geht auch günstiger: Seit Februar 2018 bietet die Bank Cler, eine Tochterfirma der Basler Kantonalbank, ein kostenloses Privatkonto für jedermann an. Das Produkt heisst «Zak Cashless» und ist eine App auf dem Handy. Konkurrenz erhält es von «Neon», dem Produkt der Schweizer Fintechfirma Neon. Seit Herbst 2018 bietet sie in Zusammenarbeit mit der Hypothekarbank Lenzburg ebenfalls ein Gratiskonto auf dem Handy an.
Konten gibt es nur für Geräte, die mit dem iOS-Betriebssystem von Apple oder mit dem Android-Betriebssystem laufen (etwa Samsung). Man muss eine App aufs Handy laden – E-Banking über einen Internetbrowser ist damit nicht möglich. Einen Bankschalter kann man auch nicht aufsuchen. Die Kunden erhalten eine IBAN-Kontonummer. Transaktionen sind nur in Schweizer Franken und Euro möglich. Auslandüberweisungen sind auf Europa beschränkt.
K-Geld prüfte, wie gut «Zak Cashless» und «Neon» in der Praxis funktionieren. Dazu machte die Redaktion einen vierwöchigen Test mit einem iPhone 6 für «Zak Cashless» – auf älteren iPhones läuft die App nicht. Für «Neon» wurde ein Samsung-Smartphone verwendet.
So gehts: Zuerst muss man die App «Bank Cler Zak» oder «Neon – deine Konto-App» aufs Handy laden. Das geschieht über den jeweiligen App Store. Sobald man sie installiert und gestartet hat, muss man sich durch die Eingabe von persönlichen Daten und einem Passwort registrieren. Nach diesem Schritt muss man mit dem Smartphone noch ein Videotelefonat führen und sich dabei durch ein amtliches Dokument – etwa Pass oder Identitätskarte – ausweisen.
«Zak Cashless»: Lastschriftverfahren obligatorisch
Das Videotelefonat wird bei «Zak Cashless» durch die Swisscom durchgeführt und dauert nur wenige Minuten. Bei «Neon» geht es ebenfalls schnell und einfach. Hier ist Intrum der Videopartner. Das irritiert, denn diese Inkassofirma aus Schwerzenbach ZH sorgt mit ihren überhöhten Forderungen bei Konsumenten immer wieder für Ärger.
Ist die Anmeldung per Videotelefonat erfolgreich abgeschlossen, kann man sich noch am gleichen Tag ins Konto einloggen.
Eine Maestro-Debitkarte ist bei «Zak Cashless» automatisch dabei. Im Verlauf der Kontoeröffnung lässt sich zusätzlich der Antrag auf eine Mastercard-Kreditkarte ohne Jahresgebühr stellen. Man erhält sie von Kartenherausgeberin Viseca. Problematisch: Offene Kreditkartenrechnungen kann man nur per Lastschriftverfahren begleichen, bezahlen auf Rechnung ist nicht möglich.
Bei «Neon» erhält man eine Mastercard, die weltweit einsetzbar ist. Herausgeberin ist die Hypothekarbank Lenzburg. Es handelt sich aber nicht um eine echte Kreditkarte, sondern faktisch um eine Debitkarte: Alle Einkäufe werden direkt dem «Neon»-Konto belastet.
Beide Apps gliedern sich in wenige und übersichtliche Bereiche, nämlich Kontostand, Zahlungen und Konfiguration des Kontos. Bei «Zak Cashless» kommt noch eine Rubrik «Zak Store» dazu.
Offene Rechnungen erfasst man in beiden Apps am einfachsten mit der Handykamera. Dazu wählt man die entsprechende Funktion und fixiert die Code-Zeile des Einzahlungsscheins mit der Kamera. Das Zahlungsdatum lässt sich individuell anpassen. Es ist auch möglich, Einzahlungsscheine manuell einzugeben. «Zak Cashless» und «Neon» lassen Daueraufträge zu und beide sind für Lastschriftverfahren eingerichtet. Aus Sicherheitsgründen muss man jeden Zahlungsauftrag und jeden neu erstellten Dauerauftrag am Schluss nochmals bestätigen. Bei «Zak Cashless» geschieht dies mittels Transaktions-Code per SMS, bei «Neon» ist dies ein vorher eingerichteter Überweisungs-PIN. Was bei beiden Konto-Apps noch nicht funktioniert, ist das Begleichen von Rechnungen per E-Rechnung.
Bargeldbezüge an Bancomaten sind nicht immer gratis
Sämtliche Kontobewegungen stehen den Kunden in beiden Apps für unlimitierte Zeit zur Verfügung. Der monatliche Kontoauszug ist als PDF-Datei vorhanden. Die individuellen Bewegungen sind bei «Zak Cashless» zwar detailliert einsehbar, aber es gibt sie nicht als einzelne PDF-Datei. Das ist ein Nachteil, wenn man zum Beispiel für die Steuererklärung mit separaten Angaben arbeiten möchte oder verschiedene Überweisungen gruppiert einreichen will. Bei «Neon» ist jede Transaktion auch als PDF-Datei vorhanden.
Der Bargeldbezug ist bei «Zak Cashless» an den Bancomaten der Bank Cler gratis, sonst kostet er 2 Franken. Bei «Neon» sind zwei Bezüge pro Monat kostenlos. Neon ist überdies Partner von Sonect.
Mit dieser Lösung kann man in angeschlossenen Geschäften gratis Bargeld abheben.
Fazit nach einem Monat Gratiskonto «Zak Cashless» beziehungsweise «Neon»:
Das Einrichten der App und die Benutzung sind etwas aufwendig. Das Konto ist mit den Debitkarten aber alleinfalls eine Alternative für Leute, die keine Kontogebühren zahlen wollen. Die Apps liefen auf beiden Handys stabil. Während der Testzeit gab es keine Abstürze.
Wer das Kontoangebot der Bank Cler nutzen möchte, muss jedoch in Kauf nehmen, dass «Zak Cashless» viel Werbung verbreitet.
Nicht getestet hat K-Geld, wie sicher die Daten auf dem Handy vor Missbrauch durch Unbefugte geschützt sind – insbesondere auch vor Hackern.