Mit dem Slogan «Das clevere und kostengünstige digitale Bankkonto» preist Coop sein Konto fürs Smartphone in der «Coop-Zeitung» an. Vor sechs Jahren verkaufte der Detailhändler seine Anteile an der Bank Coop – der heutigen Bank Cler. Nun bietet Coop erneut Finanzdienstleistungen an. Die App dafür heisst Coop Finance+. Dazu gehören ein Privatkonto bei der Hypothekarbank Lenzburg AG und eine Debitkarte. Damit lassen sich Einkäufe abwickeln und Bargeld beziehen. Ergänzend dazu sind bei Coop Finance+ ein Sparkonto und ein 3a-Konto – alles per Handy zugänglich.
Abstriche bei Kundendienst und Beratung
Coop Finance+ ist in der Schweiz nicht die erste Banken-App fürs Handy. Inzwischen gibt es neun Banken-Apps fürs Privatkonto. Die Funktionen der Apps werden immer umfangreicher, wie ein Vergleich von K-Geld der neun Apps zeigt. Die meisten Möglichkeiten bieten CSX von Credit Suisse, Key4 von UBS sowie Yuh von Swissquote und Postfinance. Deren Handy-Programme umfassen nebst einem Privatkonto auch ein Sparkonto, ein Anlagedepot sowie eine 3a-Vorsorge mit Zinskonto und Wertschriften. Die Anlagemöglichkeiten sind zwar bei weitem nicht so umfangreich wie bei den Mutterbanken – die Apps sind aber meistens günstig.
Die sechs übrigen Apps im Vergleich haben deutlich weniger Funktionen als jene der grossen Banken. Einige können ein konventionelles Privatkonto nicht vollständig ersetzen. So sind mit den Apps Coop Finance+, Kaspar& sowie Radicant keine Auslandüberweisungen möglich. Mit Kaspar& können die Benutzer zurzeit nicht einmal Bankzahlungen im Inland tätigen. Laut Sprecher Jan-Philip Schade legt man in einem ersten Schritt den Fokus auf die Anlagefunktion der App. 2024 werde die Über-weisungsfunktion nachgeliefert.
Für den Bankverkehr mit Smartphone-Apps müssen die Benutzer Abstriche bei Kundendienst und Beratung in Kauf nehmen. Hinzu kommt die wenig komfortable Bedienung auf dem kleinen Handybildschirm.
Gebühren für Bargeldbezug bei einigen Apps
Der Vergleich von K-Geld zeigt ausserdem: Auch Banken-Apps können ins Geld gehen. Das gilt besonders für Kunden, die oft Bargeld an Bancomaten beziehen. Pro Bezug im Inland können Gebühren in der Höhe von 2 bis 5 Franken anfallen. Wer pro Monat zweimal Geld aus einem Bankautomaten bezieht, bezahlt mit den Apps CSX und Yapeal 48 Franken jährlich. Mit der App Kaspar& bezahlt man sogar 120 Franken pro Jahr, sofern man Bargeld nicht an einem Bancomaten der Hypothekarbank Lenzburg bezieht.
Fazit: Bis auf Coop Finance+, Kaspar& und Radicant eignen sich alle Banken-Apps als Ersatz für ein normales Bankkanto. CSX, Key4 und Yuh decken mit der App gar Zahlungs-, Spar-, Anlage- und 3a-Konto ab.
Smartphone-Lösungen sind aber nicht unbedingt günstiger als ein normales Bankkonto. Wer auf Papier verzichtet und das eigene Privatkonto ausschliesslich via E-Banking benutzt, kommt bei vielen Banken günstiger weg. Bei der Migros-Bank zum Beispiel kostet ein Privatkonto mit Debitkarte 36 Franken pro Jahr – also weniger als bei den Apps Yapeal und Key4. Ab einem Gesamtvermögen von 7500 Franken wären Kontoführung und Debitkarte bei der Migros-Bank sogar kostenlos.
Die Banken hinter den Apps
Wer ein digitales Konto bei einer Bank eröffnen will, wählt die gewünschte Banken-App im App-Store von Apple oder im Play Store von Google für Android-Geräte und lädt sie herunter. Für den Registrierungsprozess muss man die Personalien am Handy eingeben und ein Foto von Pass oder Identitätskarte hochladen. Aus Sicherheitsgründen erfolgt dies direkt aus der App heraus. In manchen Fällen ist für die Identifizierung zusätzlich ein Video-anruf bei einem Callcenter nötig. Nach wenigen Tagen erhält man IBAN und Debitkarte – und kann loslegen.
Hinter den Banken-Apps stehen Banken. Bei Coop Finance+, Kaspar& und Neon ist es die Hypothekarbank Lenzburg AG, bei CSX und Key4 sind es die Credit Suisse und die UBS, bei Yuh ist es Swissquote, und hinter Zak steht die Bank Cler. Radicant gehört zwar zur Basellandschaftlichen Kantonalbank, besitzt aber eine eigene Banklizenz.
Für all diese sogenannten Neo-Banken gilt der Schweizer Einlegerschutz von 100'000 Franken pro Kunde. Geht ein Finanzinstitut in Konkurs, sollte das Geld auf dem Handykonto bis zu diesem Betrag gesichert sein. Ein Spezialfall ist Yapeal. Die per App eröffneten Konten sind bei einem Konkurs des Unternehmens nicht gesichert.