Bargeld ist in der Schweiz sehr beliebt: Die Privathaushalte wickeln 70 Prozent aller Zahlungen in bar ab. Das ergab im Herbst 2017 eine repräsentative Umfrage der Schweizerischen Nationalbank. Bargeld kann man am Schalter seiner Bank, bei der Post oder an einem der 7187 Bancomaten in der Schweiz beziehen. Das ist bei Bancomaten der eigenen Bank gratis. Sonst fällt in der Regel eine Gebühr von 2 Franken an.
Viele Läden akzeptieren nur die Postfinance Card
Es gibt eine weitere Alternative zum Bancomaten: In den Verkaufsstellen von Coop, Denner, Manor und der Migros sowie in den Reisezentren der SBB ist es schon seit längerem möglich, Bargeld gebührenfrei zu beziehen. Allerdings gibt es Einschränkungen: Coop, Manor und SBB akzeptieren nur die Postfinance Card.
Bei Migros und Denner lässt sich auch die Maestro-Debitkarte einsetzen – aber nur, wenn es sich um eine Karte von der Migros-Bank handelt. Bei der Migros können zudem Besitzer der Cumulus Mastercard kostenlos Bargeld beziehen – betragsmässig beschränkt auf maximal 2000 Franken (siehe Tabelle im PDF).
Kundenfreundlicher ist der Detailhändler Spar: In seinen 175 Läden (ohne Tankstellen) ist der Bargeldbezug mit den gängigen Zahlungsmitteln Maestro-Karte, Postfinance Card und Kreditkarte möglich. Man muss aber zwingend etwas im Laden kaufen. An den Kassen der anderen Händler ist das keine Bedingung.
Mit der Handy-App Sonect kann man Bargeld am Kiosk beziehen
Fazit: Beim Bargeldbezug an Ladenkassen sind Postfinance-Kunden klar im Vorteil. Weshalb handhaben andere Banken das nicht auch so? UBS, Credit Suisse und Raiffeisen weisen auf das bestehende Netz von Bancomaten hin, das im Gegensatz zu Ladenkassen rund um die Uhr verfügbar sei. Das Bedürfnis nach weiteren Möglichkeiten zum Bargeldbezug sei gering.
Das sieht das Zürcher Finanztechnologie-Unternehmen Sonect anders. Es hat mit der Lancierung einer App zur Ausweitung des Angebots an Ladenkassen mit Bargeldbezug beigetragen. Anfang März schloss sich Volg mit über 580 Läden an. Seit Ende November akzeptieren die 900 Verkaufsstellen von K-Kiosk und Press & Books die Sonect-App.
Der Geldbezug wird mit der Sonect-App aber nicht einfacher. Statt einer Maestro-Karte oder einer Postfinance Card benötigt man ein Handy. Nach der Installation und Aktivierung der App muss man eine Kreditkarte oder ein Bankkonto einbinden. Das ist bis heute aber erst für Konten von Postfinance, der Hypothekarbank Lenzburg und der Handy-Bank Neon möglich. Bei der Kreditkartenlösung muss man zuerst Geld ins virtuelle Portemonnaie übertragen. Das funktioniert mit allen gängigen Karten.
Bei der Kontovariante wird das Geld direkt vom Bankkonto abgebucht. Abgesichert ist das Programm von Sonect über den Fingerabdruck-Scanner, die Gesichtserkennung des Handys oder einen vierstelligen PIN-Code. Standardmässig liegt die Bezugslimite bei lediglich 200 Franken pro Monat. Sie kann aber erhöht werden.
So kommt man mit Sonect zu Bargeld: Nach dem Start der App sucht sie zunächst nach allen verfügbaren Verkaufsstellen in der Nähe und zeigt sie auf einer Karte an. Dabei berücksichtigt Sonect auch, ob die Läden tatsächlich geöffnet sind. Ist der gewünschte Laden ausgewählt sowie der Geldbetrag eingegeben, erscheint auf dem Handy-Display ein Barcode. K-Geld bezog versuchsweise in einem K-Kiosk in der Zürcher Innenstadt 50 Franken: Die Kassenfrau scannte den Barcode vom Handy-Display und händigte den Betrag aus.
Beim Bezug über eine Kreditkarte übernimmt Sonect die Gebühren
Für die Konsumenten ist der Barbezug mit der App Sonect vorläufig kostenlos. Wickelt der Kunde den Bezug über eine Kreditkarte ab, übernimmt Sonect bis auf weiteres die Kartengebühren von rund 1 Prozent. Das ist eine Massnahme, um die Benutzerzahlen der App rasch zu erhöhen.