Mischfonds investieren das Geld ihrer Kunden in verschiedene Anlageklassen: etwa liquide Mittel, Obligationen, Aktien und Immobilien, aber auch Rohstoffe und Edelmetalle. Laut den Banken unterscheiden sich die Mischfonds so:
Die defensiven, konservativen Fonds enthalten einen hohen Anteil Obligationen. Das Risiko für Anleger ist gering. Andererseits sind die Renditen bescheiden.
Bei den ausgewogenen Mischfonds halten sich Obligationen und Aktien ungefähr die Waage. Anleger können hier bei mittlerem Risiko mit mittleren Renditen rechnen.
Mischfonds mit hohem Aktienanteil tragen oft Begriffe wie «aggressiv», «dynamisch» oder «Wachstum» im Namen. Deshalb ist das Risiko am grössten. Anleger dürfen aber auch die höchsten Renditen erwarten. Risiko bedeutet hier Wertschwankungen. Je höher die Aktienquote, desto grösser die Ausschläge nach oben und unten. Und desto länger, so heisst es oft, sei auch der erforderliche Anlagehorizont.
Aber ist die Behauptung überhaupt korrekt, dass Mischfonds umso rentabler sind, je höher ihr Aktienanteil ist? K-Geld hat dies für die Zeitspanne von Anfang Mai 2007 bis Ende April 2019 nachgeprüft. Darin sind der weltweite Börsencrash von Mitte 2007 bis März 2009 ebenso enthalten wie der anschliessende langjährige Börsenaufschwung. Resultat: Im Durchschnitt rentierten die defensiven Fonds 1,1 Prozent pro Jahr besser als die ausgewogenen und minim besser als die aktienlastigen (Tabelle unten). Für die meisten Mischfonds-Besitzer hatte es sich in den letzten zwölf Jahren also nicht gelohnt, höhere Risiken einzugehen.
Welchen Schluss sollten Anleger daraus ziehen? Ist das Konzept «höheres Risiko – höhere Rendite» falsch? Die Renditetreiber der Mischfonds sind die in ihnen vertretenen Anlageklassen, allen voran Aktien und Obligationen. Was ist von ihnen zu erwarten? Ein wichtiger Anhaltspunkt sind die Erfahrungswerte. Die umfassendsten Daten zu den historischen Renditen stammen von Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunten. Die drei Wissenschafter aus dem Umfeld der London Business School untersuchten die Daten von über 20 Ländern, von Neuseeland bis zu den USA und Kanada – und zwar zurück bis ins Jahr 1900. Sie publizieren die Zahlen jedes Jahr im «Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook».
Lange Verlustperioden bei allen Anlageklassen
Das Bild, das sich daraus ergibt: Aktien sind weit rentabler als Obligationen. In allen Ländern – mit Ausnahme von Dänemark und Portugal – warfen sie über die ganze Periode betrachtet einen höheren Ertrag ab. In der Schweiz rentierten Aktien seit 1900 real – nach Abzug der Inflation – rund 4,4 Prozent pro Jahr. Franken-Obligationen hielten sich insgesamt auch nicht schlecht. Sie warfen im Durchschnitt der Jahre immerhin 2,3 Prozent ab.
Viele Anlageberater sprechen mit Vorliebe von diesem grossen Bild. Damit geht unter, dass alle Anlageklassen schmerzhafte Perioden durchliefen. Beispiele: Wer 1907 in Schweizer Aktien investierte, sackte schon bald tief in die Verlustzone ab. Es brauchte Geduld bis Anfang der 1930er Jahre, um die Verluste wettzumachen. Bundesobligationen waren nach Abzug von Inflation, Gebühren und Steuern einmal sogar schon rund 40 Jahre «unter Wasser», wie es Fachleute ausdrücken. Die Anleger machten also Verlust.
So kann es nicht überraschen, dass bei aktienlastigen Mischfonds auch mal zwölf Jahre nicht genügen, um die anderen abzuhängen (Tabelle rechts). Doch dehnt man die Periode weiter aus, zeigt sich ein anderes Bild. Beispiel: Die Fonds «Avadis Defensiv» und «Avadis Aggressiv». Seit ihrer Lancierung 1997 kam der erstere auf 3,2 Prozent, der letztere auf 5,2 Prozent pro Jahr – trotz zwei schweren Börsencrashs.
Aber welchen Wert soll man den historischen Renditen überhaupt beimessen? Wird nicht immer davor gewarnt, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schliessen? Haben Aktien und damit aktienlastige Mischfonds weiterhin die höheren Renditechancen? Integral ist eine Sammelstiftung für Pensionskassen. Bei ihrer Anlagestrategie 60-plus sind Aktien mit 60 Prozent stark vertreten, Obligationen nur mit 20 Prozent. Integral-Geschäftsführer Simone Piali sagt: «Aktien werden in einer Welt von rational denkenden Investoren weiterhin eine bessere Rendite bieten müssen als Obligationen. Diese sind eine fixe Forderung und somit sicherer.»
Profond, eine andere Pensionskassenstiftung mit hoher Aktienquote, macht folgenden Vergleich: Langlaufende Obligationen weisen heute eine Rückzahlungsrendite von praktisch Null auf. Hingegen beträgt die Dividendenrendite von Aktien heute rund 3 Prozent. Und ganz wichtig: Die Dividenden sind weitaus stabiler als die Aktienkurse.
Diese Mischfonds erzielten die höchsten Renditen
Die Tabelle listet pro Kategorie je die zehn Fonds mit den höchsten Renditen im Zeitraum Anfang Mai 2007 bis
Ende April 2019 auf. Das Resultat zeigt: Die Unterschiede der Renditen (inklusive reinvestierte Ausschüttungen) sind gross.
Noch viel grösser werden die Unterschiede, wenn man sämtliche Fonds je Kategorie berücksichtigt. Teilweise machen die Renditeunterschiede 3 Prozent und mehr pro Jahr aus. Bei vielen Fonds überstiegen in den letzten zwölf Jahren die Fondskosten die erzielten Renditen. Anleger sollten deshalb unbedingt genügend Zeit für die Auswahl von Fonds aufwenden. Eine generelle Anleitung, wie man die Spreu vom Weizen trennt, findet sich in K-Geld 1/2017.