Als Ulrich Ernst seine Blackstone Resources AG durch ein sogenanntes «Private Listing» an die Schweizer Börse SIX brachte, warnte K-Geld 2019 vor einem Aktienkauf (K-Geld 1/2019). Denn ein Listing ist kein echter Börsengang. Die Aktien werden zwar an der Börse gehandelt, die Firma wird davor aber nicht gründlich durchleuchtet.
Ernst hatte schon vielen Anlegern Verluste beschert: Er und seine Verkäufer machten Investoren über mehrere Jahre immer wieder Aktien von Start-ups schmackhaft, die sich wenig später als Nieten entpuppten. Das zeigen Recherchen von K-Geld.
Ernst behauptete von der Blackstone zuerst, das Unternehmen würde im Rohstoffhandel mitmischen. Bald nach dem Listing an der Börse wurde den Aktionären eine neue Geschichte erzählt: Man verfüge über revolutionäre Batterielösungen für E-Autos. Ernst sammelte für die Technologie in Deutschland erfolgreich Millionen an staatlichen Fördergeldern ein. Auch die Agentur für Innovationsförderung der Schweiz, die Innosuisse, zahlte für das Batterieprojekt 670'000 Franken.
Das Aufsichtsorgan der Schweizer Börse, die SIX Exchange Regulations, verbannte die Blackstone-Aktien im Oktober 2022 von der Börse, da die Firma gegen Börsenvorschriften verstossen hatte. Nun standen die Aktionäre vor einem Scherbenhaufen. Sie waren plötzlich in der gleichen Lage wie andere Investoren, die früher von Ulrich Ernst Aktien nicht börsenkotierter Unternehmen gekauft hatten. Trotzdem zeichnete Ernst in Aktionärsschreiben ein rosarotes Bild.
So behauptete er im Januar 2023, das Jahr 2022 sei «erfolgreich» gewesen, die Firma «auf Kurs» und er werde mit der Firmengruppe im Ausland noch im gleichen Jahr an die Börse gehen. Einen Börsengang gab es nicht – aber über die deutsche Tochtergesellschaft wurde Ende September 2023 das Insolvenzverfahren eröffnet. Im August 2024 beantragte die ehemalige Revisionsstelle der Blackstone die Eröffnung des Konkurses in der Schweiz. Das Kantonsgericht Zug hiess das Begehren gut.
Die Konkurseröffnung ist inzwischen rechtskräftig. Zwei Wochen nach dem Urteil verschickte Ulrich Ernst seinen Aktionären eine «Pressemitteilung», in der er den Aufsichtsbehörden, der Schweizer Börse und den Medien die Schuld für das Desaster in die Schuhe schob.
Ein Spiel mit der Hoffnung der Blackstone-Anleger
Anfang dieses Monats erreichte die Aktionäre ein weiterer Brief von Ulrich Ernst, in dem er ihnen schmackhaft macht, ihre wertlosen Aktien umzutauschen: «Als Aktionär der Blackstone Resources AG erhalten Sie ein exklusives Umtauschangebot für Ihre Aktien.» Die Anleger sollen für drei Blackstone-Aktien eine Aktie der EnQ Enlatec AG kaufen dürfen. Die Blackstone-Papiere hätten einen Wert von je Fr. 5.40, behauptete er – trotz Konkurs. Und der Wert einer Aktie der EnQ Enlatec AG betrage 45 Franken.
Abzüglich der Fr. 16.20 für die drei Blackstone-Aktien müssten die Investoren für eine EnQ-Enlatec-Aktie nur noch den «Sonderpreis» von Fr. 28.80 bezahlen, schrieb Ernst. Das heisst: Der Umtausch ist also nicht gratis, die Blackstone-Aktionäre müssten erneut in die Tasche greifen.
Im Aktionärsbrief schrieb Ernst, die EnQ sei ein «innovatives Unternehmen, das sich auf nachhaltige Energielösungen spezialisiert hat». Man verfüge über ein «partnerschaftliches Netzwerk» zu dieser Firma unter der Führung von «PD Dr. Nazmi Krasniqi». Die EnQ agiere im Bereich «Microgrids», die via Solarpanels Strom generiere und Netzwerkstabilität nachhaltig sichere. Seinen Aktionären gab Ernst dann noch eine Werbebroschüre der EnQ mit, in der die Firma behauptet, sie werde für ihren Strom «Festpreise über ein Jahrzehnt garantieren» und «autarke Energielösungen ohne Netzanschluss anbieten». Projekte habe die Firma in Ungarn, Rumänien, Montenegro und auf der italienischen Insel Sizilien.
Am Schluss stellt Ulrich Ernst dann noch einen Börsengang in Aussicht: Den habe die EnQ ab 2028 geplant. Die EnQ Enlatec AG existiert erst seit Juli. Mitte September beschlossen deren Inhaber, sie mit 10 Millionen Aktien zu einem Nennwert von je 1 Rappen auszustatten und diese gleich mit 45 Franken pro Stück zu bewerten. Als die Firma EnQ Enlatec AG gegründet wurde, war die Ernaled AG ihre Hauptaktionärin. Sie gehört Nazmi Krasniqi, dem heutigen Verwaltungsratspräsidenten der EnQ.
Auftritt als Sponsor des FC Schaffhausen
Krasniqi trat mit seiner Ernaled erst kürzlich im Profifussball in Erscheinung. Dort wurde die Firma vorübergehend als Hauptsponsor des FC Schaffhausen so vorgestellt: «Die Ernaled AG ist eine international aufgestellte Investment Boutique und befasst sich mit innovativen Lösungen und Dienstleistungen in den Bereichen Medizin, Fintech, Immobilien und Energie.» Krasniqi sitzt in diversen Firmen im Verwaltungsrat oder ist Gesellschafter. Er ist Arzt und amtet als «Leiter Kardiologie» in der Privatklinik Kreuzlingen TG.
Fakt ist: Die Investoren gehen ein hohes Risiko ein, einen Grossteil ihrer Gelder zu verlieren, wenn sie sich an der EnQ beteiligen. Schon im Kaufvertrag steht: «Dem Käufer ist bekannt, dass solche Anlagen zu einem Totalverlust führen können. Diese Aktien sind derzeit nicht liquid und somit nicht handelbar.»
Ulrich Ernst nahm zu Fragen von K-Geld nicht Stellung. Nazmi Krasniqi und seine EnQ Enlatec entfernten alle Bilder der «Kaderleute» von der Internetseite und schrieben K-Geld, Ernst oder die Blackstone würden für den Aktienkauf keine Provision erhalten. Man sei eine von der Blackstone unabhängige Gesellschaft. Der Aktienwert von 45 Franken sei von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft festgelegt worden.