An der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange werden die Aktien von 270 Schweizer Firmen gehandelt. Viele Anlegerinnen und Anleger kaufen aber nicht einzelne Aktien, sondern Indexfonds auf Schweizer Aktien. Börsengehandelte Indexfonds auf Schweizer Aktien (Exchange Traded Fund, kurz: ETF) bilden einen von fünf Indizes ab. Ein Index fasst die Wertentwicklung der Aktien einer Reihe von bestimmten Unternehmen zusammen.
Die fünf Schweizer Indizes unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung deutlich. Wer beispielsweise einen ETF auf den Index SMI besitzt, investiert in bloss 20 Unternehmen (siehe Grafik im PDF).
Das sind die fünf SIX-Indizes auf Schweizer Aktien, für die es ETFs gibt:
SMI: Am bekanntesten ist der Swiss Market Index (SMI). Er bildet die Kursentwicklung der Aktien der 20 grössten Schweizer Konzerne ab. Im SMI befinden sich Aktien von A wie ABB bis Z wie Zurich Insurance Group. Aus Anlegersicht heisst das: Dieser Index ist nicht breit gestreut. Mit einem SMI-ETF setzt man primär auf den Nahrungsmittelriesen Nestlé, der mit seinem grossen Marktwert 18 Prozent des SMI ausmacht. Das ist ein Klumpenrisiko. Mit knapp 18 Prozent ist auch Novartis ein indexmässiges Schwergewicht, ebenso wie der andere Basler Pharmakonzern Roche, auch er hat einen Anteil von knapp 18 Prozent. Die Sektoren Pharma, Nahrungsmittel und Finanzen sind übervertreten.
SLI: Mit Blick auf die Streuung ist ein ETF auf den Swiss Leaders Index (SLI) die bessere Wahl. Denn der SLI fasst 30 Schweizer Aktien zusammen. Und kein Einzeltitel darf hier eine grössere Gewichtung als 9 Prozent haben. Auf diesen «gestutzten» Anteil kommen im SLI die drei dominanten Grosskonzerne Novartis, Roche, Nestlé sowie die UBS. Dahinter folgen Credit Suisse, ABB, Swiss Re, Zurich, Richemont und Lafarge-Holcim. Sie alle sind im SLI mit einem Anteil von 4 bis 5 Prozent vertreten.
SMIM: Die höchste Vielfalt legen sich die Käufer eines ETF auf den SMIM ins Depot. Der Swiss Market Index Mid repräsentiert nur mittelgrosse Schweizer Unternehmen, die punkto Marktwert auf den Plätzen 20 bis 50 figurieren. Damit beteiligen sich Anleger indirekt an Firmen wie Partners Group, Lindt & Sprüngli, Schindler, Kühne + Nagel, Sonova, Straumann, Baloise, Swiss Prime Site, Clariant, Temenos und AMS.
Mit einem ETF auf den SMIM setzt man ziemlich ausgewogen auf Vertreter aus den Branchen Finanzen, Schokolade, Aufzüge, Logistik, Hörgeräte, Zahnimplantate, Versicherungen, Immobilien, Spezialchemie, Banken-Software und Smartphone-Zulieferer.
Bei SMI und SPI sind Nestlé, Novartis und Roche sehr dominant
SPI: Der Swiss Performance Index (SPI) umfasst 230 börsenkotierte Schweizer Unternehmen. Allerdings sind – ähnlich wie beim SMI – Nestlé, Novartis und Roche mit hohen 19 und 15 beziehungsweise 13 Prozent vertreten. Mit anderen Worten: Die übrigen 227 Unternehmen müssen sich die andere Hälfte des Index teilen.
Deshalb trägt auch dieser Index der Unternehmensvielfalt in der Schweiz nur ungenügend Rechnung. Beispiel: Wenn der Fleischverarbeiter Bell, die Baufirma Implenia, die Kioskbetreiberin Valora oder der Buchhändler Orell Füssli einen guten Geschäftsgang vermelden und ihre Aktien im Wert steigen, profitieren Halter eines ETF auf den SPI kaum davon. Denn die Gewichtungen dieser kleineren Unternehmen im SPI bewegen sich im Promillebereich. Einige ETF-Anbieter lassen deshalb Werte mit sehr kleiner Börsenkapitalisierung gleich ganz weg, setzen also auf 200 Aktien.
SPI Middle: Der SPI Middle ist sozusagen der Zwilling des SMIM. Er bildet die Aktienwerte der mittelgrossen Unternehmen auf den Plätzen 20 bis 100 ab.
Wie haben sich diese fünf Indizes seit Anfang 2006 entwickelt? SMI, SLI und SPI marschierten mehr oder weniger im Gleichschritt, der SMIM und der SPI Middle setzten sich seit 2013 deutlich an die Spitze. Ob sich dieser Trend in der Zukunft fortsetzt, ist offen. Sicher ist, dass diese zwei Indizes viel schwankungsanfälliger sind (siehe untere Grafik).
Es gibt auch noch ETFs, die den Index mit der Bezeichnung MSCI Switzerland abbilden. Dieser Index enthält die 37 grössten Schweizer Firmen. Damit bringt er im Vergleich zu den erwähnten Schweizer Indizes keine Vorteile.
Auf welchen Index soll man also setzen, wenn man einen ETF auf Schweizer Aktien kauft? In wirtschaftlich guten Zeiten laufen die Aktien von kleinen und mittelgrossen Unternehmen oft besser als die Titel der trägen Schwergewichte aus den weniger konjunkturempfindlichen Branchen Nahrungsmittel und Pharma. Wer auf die Wunderkinder SMIM oder SPI Middle gesetzt hat und weiterhin eine positive Wirtschaftsentwicklung erwartet, kann seinem Engagement treu bleiben.
Wer hingegen eine baldige Trendwende erwartet, nimmt die in SMIM und SPI Middle aufgelaufenen Gewinne mit und schichtet in die defensiveren Indizes SMI, SLI oder SPI um.