Die Krankenkasse Luzerner Hinterland (KKLH) geht mit dem Geld ihrer Versicherten sparsam um. Im vergangenen Jahr war sie wie schon oft die Krankenkasse mit den geringsten Verwaltungskosten. Verantwortlich dafür sind Geschäftsleiter Bruno Peter und sein 25-köpfiges Team. Sie betreuen in einem unscheinbaren Bau in Zell LU rund 23000 Versicherte. Es ist kein Glaspalast, und es gibt keine mehrere Stockwerke hohe Eingangshalle wie bei der grossen Konkurrenz – dafür herzliches Empfangspersonal in Adiletten.
Versicherungen profitieren von Skaleneffekten. Das heisst: Je mehr Versicherte sie haben, desto kleiner sollten die Kosten pro Versicherten sein. Weshalb arbeitet dann eine kleine Versicherung am günstigsten? Peter hat nur Vermutungen. Die Stichworte: Werbung, Organisation, Kunden. Er sagt: «Viele Krankenkassen machen in grossem Stil Werbung. Das kostet viel Geld. Wir unterstützen lediglich ein paar Vereine in der Region und haben regelmässig ein Inserat in der Zeitung ‹Willisauer Bote›. Für Werbung inklusive Provisionen zahlen wir etwa 10 000 Franken pro Jahr.»
Auch bei der Organisation unterscheidet sich die KKLH von grossen Kassen. Bruno Peter: «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Generalisten. Im Grundsatz macht jeder alles.» Das sei ein Vorteil, weil die Angestellten den Versicherten stets alle Fragen am Telefon beantworten könnten, ohne sie weiterleiten zu müssen. Das werde von den Kunden geschätzt und sei für die Mitarbeiter abwechslungsreich. Und wenn ein Mitarbeiter in seinem Bereich zu wenig zu tun habe, könne er anderswo einspringen. Auch Bruno Peter betreut noch hin und wieder Kunden. Die Löhne sind gemäss Peter durchschnittlich. Boni gibt es nicht, aber für jeden Mitarbeiter eine Gratifikation von 500 bis 1000 Franken pro Jahr.
Der dritte Grund für die tiefen Kosten sind die Kunden. Die KKLH hat nach wie vor viele Versicherte auf dem Land, die erfahrungsgemäss weniger Kosten verursachen als Kunden aus städtischen Gebieten. Das ist laut Peter allerdings nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Auch die KKLH kämpfe mit steigenden Kosten. Auf Anfang Jahr wechselten fast 4000 Kunden zur KKLH und damit zur günstigsten Kasse im Kanton Luzern. Das ist für Bruno Peter an der oberen Grenze, mehr Neukunden pro Jahr möchte er nicht.
Jeweils im Sommer müssen die Krankenkassen die Prämien fürs kommende Jahr beim Bundesamt für Gesundheit einreichen. Damit entscheidet sich das nächste Geschäftsjahr. Sind die Prämien zu hoch, verliert die Krankenkasse Kunden. Sind die Prämien deutlich tiefer als bei der Konkurrenz, gewinnt die Krankenkasse zu viele Neukunden. Sie muss zusätzliches Personal einstellen, weitere Reserven bilden und mehr in den Risikoausgleich zwischen den Krankenkassen einzahlen. Wegen dieser Kosten müssen die Prämien im Folgejahr übermässig stark erhöht werden, was dann zu einer Kündigungswelle führen kann. «Wir haben bisher Glück gehabt bei der Prämienansage», sagt Bruno Peter. «Ideal, aber auch anspruchsvoll ist ein stetiges, aber nicht zu starkes Wachstum.»
Die Prämien des Folgejahres berechnet die Versicherung im Luzerner Hinterland selbst. «Ich habe etwas Routine», sagt der gelernte Automechaniker, der seit 30 Jahren für die KKLH arbeitet, anfänglich als einziger Mitarbeiter. «Ich wollte diese Stelle schon immer», sagt er. Er besuchte die Handelsschule und erreichte sein Ziel.
Bruno Peter lebt für seine Krankenkasse. «Pro Jahr mache ich rund 1000 unbezahlte Überstunden, schaue auch am Wochenende in die Mailbox. Ich möchte Vorbild sein für meine Angestellten.» Auf die Frage nach seinem Verdienst sagt der Vater von drei erwachsenen Kindern: «Er ist fast unverschämt hoch: 170000 Franken pro Jahr.» Bis vor kurzem verdiente er noch 130000 Franken, der Vorstand habe den Lohn dann stetig erhöht. Bruno Peter sagt, er selbst habe nie nach einer Lohnerhöhung gefragt.