Wer jetzt eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, muss in vielen Regionen der Schweiz so tief in die Tasche greifen wie nie zuvor. Doch haben die Verkäufer momentan auch gute Chancen, für ihre Immobilie einen Preis zu erzielen, von dem sie vor 10 oder 20 Jahren nicht zu träumen gewagt hätten.
Vor allem in den Städten und Agglomerationen sind die Preise für Wohneigentum in den vergangenen 15 Jahren stark gestiegen. Daran änderten auch Corona und die damit verbundene Wirtschaftskrise im letzten Jahr nichts.
Die Preise stiegen in eindreiviertel Jahren zum Teil um rund 10 Prozent
Im Gegenteil, in gewissen Regionen beschleunigte sich der Preisanstieg sogar noch. Das belegen Zahlen, die das Iazi, ein Beratungsunternehmen im Immobiliensektor, für K-Geld erhob. Das Iazi wertet die bei Verkäufen von Immobilien erzielten Preise statistisch aus. Es verfügt für seine Preisvergleiche über die Daten von Zehntausenden von aktuellen Immobilienverkäufen. Das ist ein Grossteil aller Verkäufe.
Für K-Geld hat das Iazi die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern in den 143 Schweizer Bezirken seit Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 bis Ende September 2021 analysiert. Die Kernaussagen:
- Die Preise für Wohneigentum entwickelten sich von Region zu Region sehr unterschiedlich. In gewissen Bezirken kostet ein Eigenheim heute im Durchschnitt rund 10 Prozent mehr als vor eindreiviertel Jahren. In anderen Regionen sind die Preise kaum gestiegen.
- Am stärksten verteuerten sich Eigenheime nicht in den Zentren, sondern in umliegenden Gebieten mit guter Verkehrsanbindung an die Zentren.
- Ausgesprochen stark stiegen die Preise in der Nordost- und der Zentralschweiz sowie in gewissen Tourismusregionen wie dem Engadin, der Surselva und dem Prättigau in Graubünden sowie dem Entremont im südlichsten Teil des Kantons Wallis.
- Einfamilienhäuser wie Eigentumswohnungen waren bei Käuferinnen und Käufern gleichermassen begehrt.
- An vielen Orten übersteigt die Nachfrage nach Wohneigentum das Angebot.
- Immer mehr Immobilienbesitzer verkaufen ihre Liegenschaft dem Meistbietenden, was die Preise zusätzlich in die Höhe treibt.
Das Iazi schaute sich auch die Preisentwicklung von Immobilien seit 2016 an. In den letzten fünf Jahren stiegen die Preise im Grossraum Zürich sowie in Zug und Luzern am stärksten – um rund 20 Prozent oder mehr. Am schwächsten war die Preisentwicklung über fünf Jahre im Wallis, im Tessin, in gewissen Regionen der West- und Nordwestschweiz sowie in den südlichen Bezirken Graubündens.
Auch innerhalb einer Gemeinde unterscheiden sich die Preise stark
Die Preise für Wohneigentum entwickelten sich auch innerhalb eines Bezirks unterschiedlich. Das Iazi wertete die Preise aus, die seit Ausbruch der Pandemie in sämtlichen Schweizer Gemeinden mit mehr als 3000 Einwohnern bezahlt wurden. Ergebnis: In Steinach, Mels und Oberriet, alle SG, sowie in Bösingen FR verteuerte sich Wohneigentum in den sieben Quartalen seit Anfang 2020 um mehr als 18 Prozent. Dahinter folgen mit rund 17 Prozent Kilchberg ZH, Vallorbe VD und Münchwilen TG. Im Unterschied dazu verringerten sich die Preise in Schmerikon SG, Saint-Imier und Tramelan, beide BE, um rund 7 Prozent.
Je nach Lage innerhalb einer Gemeinde unterscheiden sich die Preise für eine gleiche Liegenschaft stark. Gemäss Iazi-Analysen kostet beispielsweise ein gut ausgebautes 5,5-Zimmer-Haus in Aarau an bevorzugter Lage mit Aussicht und guter Besonnung, zentrumsnah und mit kurzen Distanzen zu Schule und Läden rund 1,3 Millionen Franken. Ein gleiches Haus an benachteiligter Lage ist in Aarau für rund 250 000 Franken weniger zu haben.
So können Sie Ihre Liegenschaft bewerten lassen
Als Leserin oder Leser von K-Geld haben Sie jetzt die Möglichkeit, Ihre eigene oder eine andere Immobilie zum Sonderpreis von 250 statt der üblichen 350 Franken vom Iazi bewerten zu lassen (Details und Fragebogen im Internet (www.iazi.ch/online/kgeld). Die Bewertung erfolgt nach dem hedonischen Verfahren. Eine Liegenschaft wird dabei mit Tausenden gehandelter Objekte verglichen. Statistisch wird jener Preis ermittelt, den vergleichbare Objekte an vergleichbarer Lage in den vergangenen Monaten erzielten.