Franz Zumbrunn (Name geändert) hat seit über 30 Jahren ein Konto bei der Credit Suisse (CS). «Muss ich mir das als langjähriger Kunde gefallen lassen?», erkundigt sich der Rentner aus einer Landgemeinde im Kanton Solothurn bei K-Geld. Was war geschehen?
Zumbrunn beauftragte die Credit Suisse am 15. November 2022, von seinem Privatkonto 6000 Franken auf das Gemeinschaftskonto von ihm und seiner Frau bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) zu überweisen. Die Credit Suisse buchte das Geld noch gleichentags ab – überwies es aber nicht an die BLKB. Denn laut CS hatten die Überwachungssysteme die Zahlung als verdächtig eingestuft. Zum Verhängnis wurde Zumbrunn der angegebene Zahlungszweck. Dort schrieb er: «Überweisung Mein Schiff Ausgaben und Sils Familie PZ».
Vermerk «Mein Schiff» lässt die CS zweifeln
Zumbrunn erfuhr erst zwei Wochen später durch einen Brief der Bank, dass die Zahlung blockiert war. Die Credit Suisse teilte ihm mit, sie habe nicht «zweifelsfrei» feststellen können, ob die Zahlung unter die Sanktionsmassnahmen der Schweiz gegenüber bestimmten Ländern, Gesellschaften oder Personen falle. Grund dafür war der Vermerk «Mein Schiff», wie die Bank gegenüber K-Geld erklärte. Die CS verlangte daher von ihrem Kunden detaillierte Informationen zum Zahlungszweck «binnen zwei Geschäftstagen».
Zumbrunn kam der Aufforderung nach. Er ging an den Schalter seiner lokalen Filiale, kontaktierte die Bank telefonisch und sendete ihr ein E-Mail. Darin erklärte der 72-Jährige, dass sich «Mein Schiff Ausgaben» auf die Extraauslagen bezögen, die während einer Kreuzfahrt mit «Mein Schiff», einer Tochtergesellschaft des Reiseveranstalters Tui, angefallen seien. Diese Auslagen hatte er mit der Kreditkarte bezahlt. Und die Kreditkartenrechnung sollte vom Konto der BLKB aus beglichen werden.
Hätten die für die Sicherheit zuständigen Leute bei der CS in der Internetsuchmaschine Google die Wörter «Mein Schiff» eingegeben, wären sie mit wenigen Klicks auf der Website des Kreuzfahrtunternehmens gelandet. Aber offenbar taten sie das nicht. Sie dachten wohl an Luxusjachten von russischen Oligarchen. Denn die Bank akzeptierte Zumbrunns Erklärungen nicht und erstattete ihm das Geld erst am 8. Dezember – nach drei Wochen Blockade – auf sein Privatkonto zurück.
Tags darauf unternahm Zumbrunn einen weiteren Versuch. Dieses Mal wollte er 5000 Franken auf das Gemeinschaftskonto bei der BLKB überweisen. Als Zahlungszweck gab er «Für ausstehende Rechnungen» an. Auch diese Zahlung blockierte die Credit Suisse. Vermutlich stand der Rentner nun unter genauerer Beobachtung. Wieder bekam Zumbrunn ein Schreiben, wieder erklärte er sich, und wieder landete das Geld am Schluss auf seinem Privatkonto. Allerdings erst am 16. Januar 2023 – nach über einem Monat Zahlungsblockade.
Bei einem Verlust wäre die Bank schadenersatzpflichtig
Die Credit Suisse sagt auch nach mehrmaliger Nachfrage von K-Geld nicht, weshalb sie die Zahlungsaufträge trotz Zumbrunns Erläuterungen nicht ausführte. CS-Sprecherin Andrea Isler sagt dazu nur: Die Anforderungen zur Überprüfung des Zahlungsverkehrs würden teilweise zu Verzögerungen führen. Vor allem die vielen Abklärungen im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland wirkten sich hemmend auf die Bearbeitung der Zahlungen aus. Die Bank bemühe sich, die Kundschaft jeweils «möglichst rasch» über die Nichtausführung von Zahlungen zu informieren. «Im vorliegenden Fall ist uns das leider nicht gelungen, was wir sehr bedauern», sagt Isler.
Franz Zumbrunn hätte gegenüber der Credit Suisse einen Anspruch auf Schadenersatz, wenn er wegen der verzögerten Überweisung einen finanziellen Schaden erlitten hätte. Das sei aber nicht der Fall, sagt Zumbrunn zu K-Geld. Er und seine Frau hätten genügend Geld auf Konten anderer Banken. Er sagt aber auch: «Stünden wir finanziell nicht so gut da, hätten wir echt Probleme bekommen.»
Aus dem Vorfall hat Zumbrunn inzwischen seine Konsequenzen gezogen: Von seinem sechsstelligen Vermögen bei der CS nahm er bis auf wenige Tausend Franken alles Geld weg – und zwar noch vor der Übernahme der Bank durch die UBS.