Auf der Website www.cashare.ch treffen sich Konsumenten, die Geld brauchen, und solche, die Geld investieren wollen. Wer sich zum Beispiel eine neue Wohnungseinrichtung oder ein Auto kaufen möchte, im Moment aber nicht flüssig ist, kann sich dort von anderen Privatpersonen die nötige Summe leihen. Selbstverständlich gegen Zinsen. Crowdlending heisst das auf Neudeutsch.
In der Schweiz bietet das Unternehmen Cashare aus Hünenberg ZG diese Möglichkeit an. Rund 3,5 Millionen Franken wurden im letzten Jahr über diese Plattform verliehen, verteilt auf etwa 180 Kreditvergaben. Gut 19 000 Franken betrug der durchschnittliche Darlehensbetrag. Laufzeit: im Durchschnitt 31 Monate. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 hat Cashare.ch über 9 Millionen Franken vermittelt.
«Zinssätze liegen im Durchschnitt bei 6 bis 9 Prozent»
Für Kreditgeber kann sich die Investition lohnen. «Im Durchschnitt liegen die Zinssätze bei uns bei rund 6 bis gut 9 Prozent», sagt Michael Borter, Geschäftsführer von Cashare. Die Höhe des Zinses richtet sich nach der Kreditwürdigkeit des Projekts und des Kreditnehmers. Cashare prüft die Bonität aller Darlehensgesuche und vergibt ein Rating von A (beste Bonität) bis E (schlechte Bonität). «Auf die Plattform kommen nur Projekte von A bis C», sagt Borter.
Der Zins ist Verhandlungssache. Der Kreditnehmer schlägt zwar einen Zinssatz vor, wenn er sein Projekt aufschaltet, doch letztlich entscheiden die Kreditgeber: Wenn viele an einem konkreten Darlehen interessiert sind, werden sie versuchen, sich gegenseitig zu unterbieten. Folge: Für den Kreditnehmer sinkt der Zins. Gibt es zu den vorgeschlagenen Konditionen keine Interessenten, muss der potenzielle Kreditnehmer das Zinsangebot erhöhen. Wie bei einer Auktion.
Bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit stützt sich Cashare auf die Bonitätsdatenbanken Deltavista, Creditreform und Bisnode. Zudem müssen Kreditnehmer bei Cashare gewisse Unterlagen vorlegen: die beiden letzten Lohnabrechnun-gen, die aktuelle Krankenkassenrechnung, den Miet- bzw. Hypothekarvertrag sowie allfällige Leasing- oder Kreditverträge. Ein Betreibungsregisterauszug ist freiwillig, wird aber in der Regel nachgereicht, wenn potenzielle Kreditgeber danach fragen.
Kreditauktion: Immer mehrere Geldgeber, verschiedene Zinssätze
Auf den Seiten der einzelnen Kreditauktionen sehen Interessenten verschiedene Informationen: zum Beispiel das Rating, die Kredithistorie, die Beschreibung des Projekts und der finanziellen Verhältnisse des Kreditnehmers. Weiter sind die bisherigen Gebote sowie Kommentare anderer Interessenten aufgeführt.
Beispiel: Bei einer kürzlich abgeschlossenen Auktion wollte ein Kreditnehmer 10 600 Franken mit einer Laufzeit von 36 Monaten leihen. Cashare gab ihm ein B-Rating. Fünf Darlehen hatte er bereits über Cashare bezogen und die Raten zu 96,6 Prozent pünktlich und zu 2,8 Prozent mit einer Verspätung von höchstens fünf Tagen gezahlt. Betreibungen oder Verlustscheine waren nicht registriert. Der Mann verdient monatlich 5200 Franken netto. Für eine Hypothek zahlt er 820 Franken im Monat. Dazu kommen weitere monatliche Kosten von gut 500 Franken. Nach fünf Tagen hatte er das Geld – von insgesamt fünf Kreditgebern. Drei erhalten 6,9 Prozent Zinsen, zwei weitere 7 Prozent.
Das sind attraktive Erträge für die Investoren. Auch nach Abzug von 0,75 Prozent der Darlehenssumme. Dieser Betrag geht als Gebühr an Cashare. Doch es gibt auch das Risiko, dass ein Kreditnehmer nicht zurückzahlen kann. Insgesamt gebe es laut Cashare nur bei rund 1 Prozent der ausgeliehenen Summen einen Zahlungsausfall.