Rentner Alfred Egli (Name geändert) aus Strengelbach AG ist verzweifelt. Ihm fehlen 50'000 Franken, mit denen er fest gerechnet hatte. «Ich habe bei Sunvesta eine Anleihe über 50'000 Franken, die am 1. Mai 2022 zur Rückzahlung fällig war.» Bis heute erhielt er jedoch nur Zinsen. Fragt er nach der Rückzahlung, wird er stets vertröstet.
Die Immobilienfirma Sunvesta Holding AG in Thalwil ZH verspricht auf ihrer Internetseite: «Sunvesta entwickelt ein Resort mit Villen und Appartements (zum Eigentumserwerb) in Guanacaste an der nördlichen Pazifikküste von Costa Rica.» Das Resort werde in Zusammenarbeit mit der «preisgekrönten Ultra-Luxusmarke One &Only» geplant und gebaut.
Inhaber von Sunvesta sei Max Rössler, heisst es auf der Website. Dieser sitzt im Ehrenrat der ETH Zürich, nach ihm ist ein Forschungspreis für junge Professoren in der Höhe von 200'000 Franken benannt. Rössler ist über seine Parmino Holding AG mit 16,5 Prozent auch der grösste Einzelaktionär beim Schweizer Baukonzern Implenia AG. Ende 2022 entsprach Rösslers Anteil an der Implenia einem Wert von 115,8 Millionen Franken.
K-Geld-Leser Alfred Egli hatte schon früher in Sunvesta investiert und erhielt den versprochenen Zins stets pünktlich ausbezahlt. Deshalb zögerte er nicht, als er im Oktober 2018 ein neues Angebot erhielt. Sunvesta-Verwaltungsratspräsident Hans Rigendinger machte Egli schmackhaft, seine Anleihe, die ihre dreijährige Laufzeit erreicht hatte, in eine solche mit einer Laufzeit bis zum 1. Mai 2022 umzuwandeln. Dafür versprach er Egli einen Zins von 6,5 Prozent. Dieser investierte 50'000 Franken in die neue Anleihe.
Der versprochene Zins wurde erneut regelmässig ausbezahlt. Im Dezember 2019 hiess es noch,das Resorts werde Ende 2022 eröffnet. Doch offenbar war das nicht der Fall. Alfred Egli erhielt seine 50'000 Franken trotz Ablauf der Anleihe nicht zurückbezahlt. Immer wieder wurde er mit Entschuldigungen abgespeist. Im Dezember 2022 hiess es in einem Brief: «Nach intensiven Bemühungen hat uns Dr. Max Rössler nun die finanziellen Mittel für den Januar 2023 in Aussicht gestellt.» Der ETH-Mäzen sei sich «bewusst, dass er sich persönlich dazu verpflichtet hat, Sunvesta das Kapital für die Rückzahlung der Bonds zu Verfügung zu stellen». Mit der versprochenen Finanzspritze war es allerdings nicht weit her. Denn Alfred Egli wartet immer noch auf sein Geld.
Sunvesta ist ein Sanierungsfall
Der Rentner könnte viel Geld verlieren, denn Sunvesta ist ein Sanierungsfall. Die Gesellschaft habe beim zuständigen Gericht in Horgen ZH um Gewährung einer Nachlassstundung ersucht, sagt eine Sunvesta-Sprecherin zu K-Geld. «Das Gericht hat Sunvesta eine definitive Nachlassstundung bis zum 4. Juni 2024 gewährt.»
Max Rössler hat jetzt bis zum 4. Juni Zeit, seine Firma zu sanieren oder sich mit den Gläubigern zu einigen – was mit grosser Wahrscheinlichkeit für die Investoren zu Verlusten führt.
Der Fall zeigt: Es ist höchst riskant, in Firmen zu investieren, deren Aktien und Obligationen nicht an der Börse gehandelt werden. Denn es gibt meist keinen Markt, um die Wertpapiere verkaufen zu können. Im schlimmsten Fall droht der Totalverlust. Die Sunvesta Holding AG nahm zur Anfrage von K-Geld nicht Stellung.