Die Rendite von Finanzprodukten wie Aktien und Obligationen wird in der Regel in Prozent angegeben. Ist der Kurs einer Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums von 100 auf 110 Franken gestiegen, hat sie eine Rendite von 10 Prozent erzielt.
Anders sieht es bei der zweiten wichtigen Grösse von Finanzprodukten aus: dem Risiko. Es lässt sich nicht so einfach messen wie die Rendite. Banken und andere Finanzdienstleister definieren das Risiko in der Regel als Ausmass der Kursschwankungen. Je stärker der Kurs eines Finanzprodukts innerhalb eines bestimmten Zeitraums schwankt, desto grösser ist sein Risiko innerhalb dieses Zeitraums. Diese Schwankungsintensität wird als Volatilität bezeichnet.
Der maximale Verlust einer Aktie ist ein gutes Mass für das Risiko
Laien können mit der Volatilität in der Regel nicht viel anfangen. Sie ist nicht leicht verständlich. Ein anschaulicheres Mass für das Risiko einer Aktie ist ihr maximaler Verlust. Der maximale Verlust entspricht der Differenz zwischen dem Höchst- und dem Tiefstwert innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Wenn der Kurs einer Aktie innerhalb eines Jahres um 20 Prozent gefallen ist, hat der Anleger eine Vorstellung davon, was Risiko bedeutet.
Ein Blick auf die Kursverluste der grossen Krisen der Vergangenheit führt vor Augen, womit Anleger rechnen müssen. Die Grafik rechts zeigt neben der Stärke der Kursverluste auch die Dauer der einzelnen Krisen – also wie lange es jeweils dauerte, bis Schweizer Aktien wieder gleich viel wert waren wie vor der Krise.
Die tiefste und längste der grossen Krisen in den vergangenen 50 Jahren war die Bankenkrise ab dem Jahr 2007. Die Kurse von Schweizer Aktien verloren damals mehr als die Hälfte ihres Werts. Es dauerte über sieben Jahre, bis sie das Vorkrisenniveau wieder erreicht hatten. Zu massiven Kursverlusten kam es auch während der Dotcom-Krise ab dem Jahr 2000 und der Erdölkrise 1973. Auch damals brachen die Kurse um mehr als 40 Prozent ein. Es dauerte rund sechs Jahre, bis diese Krisen überwunden waren.
Erwin Heri ist Finanzprofessor an der Uni Basel und Gründungspartner der Finanzausbildungsplattform Fintool.ch. Er sagt: «Aktienkrisen kommen stets überraschend, können lange dauern und einen grossen Verlust verursachen. Wer in Aktien investiert, muss bereit sein, dieses Risiko einzugehen.»
Gewinne kann man gegen starke Kurseinbrüche absichern
Wer gegenwärtig in Aktien oder Aktien-ETFs (börsengehandelte Indexfonds) investiert ist und dank den kräftig gestiegenen Kursen in den vergangenen Jahren Gewinne erzielt hat, kann diese Gewinne absichern. Ein einfaches Mittel zur Absicherung gegen starke Kurseinbrüche sind Stop-Loss- und Stop-Limit-Aufträge.
Beim Stop-Loss-Auftrag wird das Wertpapier verkauft, sobald es eine vom Anleger festgelegte Limite unterschreitet. Bei dieser Auftragsart kann der Verkaufspreis im Falle einer starken Kurskorrektur allerdings deutlich unter dem vom Anleger gewünschten Niveau liegen. Grund dafür ist, dass der Stop-Loss-Auftrag «bestens» verkauft wird. Bei einem starken Kurseinbruch kann es sein, dass das höchste Kaufgebot deutlich unter der vom Verkäufer festgelegten Limite platziert ist. Das Wertpapier wird dann zu diesem Kurs verkauft.
Dieses Risiko lässt sich mit Stop-Limit-Aufträgen senken. Der Anleger gibt hier nicht nur eine Kursuntergrenze an, sondern auch eine Limite. Bei Erreichen der Kursuntergrenze wird das Wertpapier nur verkauft, wenn der Kurs während der Gültigkeit des Auftrages nicht auch unter die Limite fällt – oder nach einem Durchbruch der Limite und erneutem Kursgewinn wieder über ihr zu liegen kommt.