Börsengehandelte Indexfonds haben in den letzten Jahren einen grossen Aufschwung erlebt. Bekannt geworden sind sie unter dem englischen Namen Exchange Traded Funds, abgekürzt ETF.
Es gibt jedoch auch Indexfonds, die nicht an den Börsen gehandelt werden und ebenfalls passiv einem Index folgen. Zudem haben sie – wie die ETFs – meist viel tiefere Kosten als die aktiv verwalteten Fonds. Dies schlägt sich in der Rendite vorteilhaft nieder. Deshalb eignen sich auch nicht börsengehandelte Indexfonds ausgezeichnet als Hauptbausteine eines Wertschriftendepots. Die wichtigsten Unterschiede siehe Kasten unten rechts.
Grossanleger wie Pensionskassen haben schon seit langem die Wahl zwischen den beiden Indexfonds-Typen. Anders Schweizer Privatanleger. Für sie war das Angebot nicht börsengehandelter Indexfonds bis vor kurzem extrem klein. Das hat sich nun geändert.
Die zwei grossen Banken Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank (mit ihrem Fondshaus Swisscanto) haben keine oder nur wenige ETFs im Köcher. Somit konnten sie von der stark wachsenden Nachfrage von Privatanlegern nach Indexlösungen nicht profitieren. Sie hatten aber schon lange eine breite Palette an nicht börsengehandelten Indexfonds für Grossanleger. Diese sind nun fürs breite Anlegerpublikum geöffnet worden. Blackrock, das weltweit grösste Indexfondshaus, hat nachgezogen. So stehen den Anlegern neuerdings gegen 150 nicht börsengehandelte Fonds zur Verfügung. Eine kleine Auswahl zeigt die Tabelle unten.
Andreas Homberger von der auf Indexfonds spezialisierten Beratungsfirma Hinder Asset Management sagt: «Dass diese Indexfonds nicht kotiert sind wie ETFs, ist kein Problem. Sie haben genau die gleiche Struktur wie jeder klassische Anlagefonds.» So stellen sie ebenfalls Sondervermögen dar, das bei einer Bankenpleite nicht in die Konkursmasse fiele. Homberger erwartet zudem als Folge der zusätzlichen Konkurrenz noch tiefere Kosten bei beiden Fonds-Typen.
Antworten auf die acht wichtigsten Fragen zu nichtkotierten Indexfonds
Aber was bedeutet das neue Angebot konkret für die Anleger? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Sind nicht börsengehandelte Indexfonds gegenüber ETFs generell vorteilhafter?
Nein. Die beiden Fonds-Typen sind im Prinzip ebenbürtig. Das heisst insbesondere: Wer bereits sinnvolle ETFs im Depot hat, muss sie in der Regel nicht durch neu erhältliche Indexfonds ersetzen.
Gibt es für jeden ETF einen entsprechenden nichtkotierten Indexfonds?
Nein. Nach wie vor gibt es viel mehr ETFs als nicht börsenkotierte Indexfonds. Beispiel für ETFs ohne nichtkotiertes Pendant: die ETFs der UBS für Pfandbriefe. Allerdings muss man auch festhalten, dass viele ETFs Spezialprodukte sind, die man gar nicht braucht. Die Hauptanlagegebiete werden auch von den Nichtkotierten gut abgedeckt.
Gibt es bei den ETFs Lücken, die die Nichtkotierten füllen?
Ja. Die Tabelle zeigt eine Reihe von Beispielen. Interessant sind vor allem die zwei ersten Fonds. Sie decken alle Franken-Obligationen ab – mit Ausnahme der Hochrisikopapiere. Je nachdem können auch die währungsgesicherten Fonds in der Liste eine gute Wahl sein. Sie sind am Wort «Hedged» im Namen zu erkennen.
Was muss man bei Käufen bzw. Verkäufen beachten?
Bei nichtkotierten Indexfonds gibt es in der Regel einen Kurs pro Tag. Er gilt für alle Kauf- und Verkaufsaufträge, die am betreffenden Tag bis zu einer gewissen Uhrzeit eintreffen. Die Anleger wissen zum Zeitpunkt der Auftragserteilung nicht genau, welcher Kurs ihnen dann in Rechnung gestellt wird.
ETFs hingegen lassen sich tagsüber laufend handeln. Dabei gibt es immer zwei Kurse: den höheren Kauf- und den tieferen Verkaufskurs. Typischerweise schwanken sie im Tagesablauf. Die Börse zeigt die in jedem Moment geltenden Kurse. Die Anleger können also abklären, zu welchen Kursen sie handeln – sei es online oder über den Bankberater.
Sind ETFs im Handel vorteilhafter?
Auch bei ETFs zeigt sich erst im Nachhinein, ob man einen guten oder schlechten Zeitpunkt erwischt hat. ETF-Besitzer sollten sich auch nicht darauf verlassen, dass sie noch schnell zu guten Kursen aussteigen können, wenn Verkaufspanik ausbricht. Wenn plötzlich niemand mehr kaufen will, verschlechtern sich auch die ETF-Verkaufskurse im Nu.
Sind die internen Fondskosten bei den kotierten ETFs tiefer als bei den nicht kotierten Indexfonds?
Es gibt keine markanten Unterschiede. Die Konkurrenz führt dazu, dass sich die Fondskosten stark angleichen. Im Durchschnitt betragen sie nur etwa ein Fünftel der Kosten von aktiv verwalteten Fonds. Die tiefen Kosten sind der Hauptgrund dafür, dass Indexfonds auf die Länge mehrheitlich eine höhere Rendite erzielen als die «Aktiven».
Gibt es bei den weiteren Gebühren Unterschiede zwischen den Kotierten und Nichtkotierten?
Ja. Da Käufe und Verkäufe anders abgewickelt werden (siehe Kasten im PDF), fallen unterschiedliche Gebühren und Steuern an. Was aber nicht heisst, dass die Gesamtkosten beim einen Fondstyp generell tiefer sind als beim andern. Welche Gesamtkosten unter dem Strich resultieren, hängt stark vom Handelsvolumen, vom Zeitpunkt und vom Tarifmodell der einzelnen Bank ab.
Wenn es für das genau gleiche Anlagegebiet zwei oder mehr Indexfonds – kotiert oder nicht kotiert – gibt, worauf sollen Anleger bei der Wahl achten?
Auf das Steuerdomizil. Irland verfügt über ein vorteilhaftes Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA und anderen Ländern. Dort domizilierte Fonds erhalten bei europäischen und amerikanischen Wertschriften mehr Quellensteuern zurück als schweizerische. Das wirkt sich positiv auf die Rendite aus.