Vor vier Jahren frohlockten die österreichischen Telecomfirmen: Ihre monatlichen Rechnungen durften sie neu per E-Mail versenden. Damit sparen sie Druck- und Verwaltungskosten. Nur auf ausdrücklichen Wunsch erhalten Kunden seither noch Rechnungen auf Papier.
Meine Telecomrechnung kommt per SMS. Eigentlich handelt es sich nur um einen Hinweis, dass wieder eine neue Rechnung fällig ist. Will ich diese sehen, muss ich mich bei der Telecomfirma mit Passwort und Kundennummer einloggen.
Dafür muss ich mich erst einmal registrieren und benötige eine E-Mail-Adresse und ein weiteres Passwort. Dieses darf nicht weniger als acht Zeichen umfassen und muss mindestens ein Sonderzeichen sowie eine Zahl enthalten. Während ich diverse Passwörter generiere, wird mir parallel dazu der Grad ihrer Sicherheit angezeigt.
Es ist zum Verzweifeln – oder zum Lachen. An der Stelle breche ich meist ab. Meine Rechnung ist jeden Monat ungefähr gleich hoch. Ich prüfe sie nicht. Der Betrag wird vom Konto automatisch abgebucht.
Meine Lebensgefährtin hingegen lässt sich alles per Post schicken. Sie will die Rechnungen kontrollieren und weiss, dass jeder Österreicher Anrecht auf eine kostenlose Rechnung auf Papier hat. Dieses Recht kann vertraglich nicht ausgeschlossen werden. Ich wusste das lange nicht.
Manchmal verfluche ich mein nicht genutztes Anrecht auf eine Papierrechnung. «Denken Sie bitte an die Umwelt, bevor Sie diese Mail ausdrucken», stand unter den E-Mails, die besagten, dass etwas abgerechnet wurde. Soll ich einen elektronischen Beleg der Abrechnung besorgen und abspeichern?
Mir graute vor Hürden wie Passwörtern, Log-ins, Kundennummern und Zugangsberechtigungen. Ich ärgerte mich – über den Glauben, dass die Digitalisierung das Leben angeblich so einfach macht. Dabei schliesst sie immer mehr Menschen aus. Wer nicht in der Lage ist, technisch mitzuhalten, oder die elektronische Rechnung nicht will, ist verloren. Ich beschloss, mich zu rächen: Ich dachte, wie empfohlen, kurz an die Umwelt – und druckte das E-Mail aus.
Da kam schon das nächste E-Mail. Absender war einer meiner Arbeitgeber, der Österreichische Rundfunk (ORF). Darin wurde auf eine Honorarabrechnung verwiesen: «Anbei übermitteln wir Ihnen Ihren Entgeltnachweis. Informationen zum elektronischen Gehaltszettel finden Sie im ORF IN unter nachstehendem Link.»
Fazit: In Österreich haben wir zwar Anrecht auf die kostenlose Papierrechnung – nicht aber auf die Gehaltsabrechnung in Papierform. Wer schon will diese nur schnell anschauen, ohne Passwörter, Log-ins, Angestelltennummer und Zugangsberechtigung?