Der Hype um Skype
Telefonieren übers Internet ist günstig und vor allem für Kleinunternehmen interessant. Die Wahl des Anbieters will aber überlegt sein. Skype ist nicht immer die beste Lösung.
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K-Geld 3/2006
24.05.2006
Tobias Billeter
Telefonieren übers Internet schont das Portemonnaie. Diese Kunde hat sich nicht nur bei Privatanwendern, sondern vor allem auch bei Kleinunternehmern herumgesprochen. Voice over IP - kurz VoIP - lautet das Zauberwort, mit dem Anbieter wie Skype oder MSN für das kostenlose Telefonieren übers Internet werben.
Die benötigte Software lässt sich gratis von der entsprechenden Website herunterladen. Auch die Installation ist in aller Regel keine Hexerei. Voraussetzung ist eine techn...
Telefonieren übers Internet schont das Portemonnaie. Diese Kunde hat sich nicht nur bei Privatanwendern, sondern vor allem auch bei Kleinunternehmern herumgesprochen. Voice over IP - kurz VoIP - lautet das Zauberwort, mit dem Anbieter wie Skype oder MSN für das kostenlose Telefonieren übers Internet werben.
Die benötigte Software lässt sich gratis von der entsprechenden Website herunterladen. Auch die Installation ist in aller Regel keine Hexerei. Voraussetzung ist eine technische Infrastruktur, die in den meisten Büros Standard ist: ein leistungsfähiger PC, ein Breitbandanschluss (ADSL oder Kabel) sowie Lautsprecher und ein Mikrofon. Komfortabler lässt es sich über ein Headset - Mikrofon und Kopfhörer - oder ein USB-Telefon plaudern.
Nicht alle sind begeistert von Skype
Das Telefonieren mit Skype ist nur gratis, wenn auch das Gegenüber via Internet mit Skype verbunden ist. Anrufe aufs Fest- oder Mobilnetz sind über den erweiterten Dienst SkypeOut möglich und relativ billig. Ins Festnetz Westeuropas, Nordamerikas, Chinas oder Australiens kostet die Minute mit diesem Dienst rund drei Rappen.
Doch längst nicht alle Anwender sind vom Skypen derart begeistert, wie man das aufgrund der breiten Berichterstattung über VoIP vermuten könnte. «Natürlich war unsere Telefonrechnung Ende Monat bedeutend tiefer als zuvor», sagt Martin Arnold vom Ostschweizer Pressebüro Seegrund. Im Mai 2005 war die Bürogemeinschaft voll Elan auf VoIP umgestiegen.
Telefonkosten beinahe auf Null gesenkt
«Die vielen Unterbrechungen und das bizarre Echo in der Leitung haben uns aber gezwungen, wieder aufs Festnetz umzusteigen.» Die Sprachqualität sei vor allem für Gespräche mit Kunden zu schlecht gewesen, klagt Arnold.
Diese Probleme kennt Lars Kooymans nicht. Der Internetfachmann und Gründer der Rapperswiler Mediawinner GmbH setzt nicht nur bei der Kundschaft, sondern auch im eigenen Unternehmen auf die Internettelefonie.
«Ein Kunde hatte Monat für Monat Telefonkosten von mehreren tausend Franken für Gespräche nach China», erzählt Kooymans. Daher habe er der Zürcher Handels?rma geraten, auf Skype umzusteigen. «Das Resultat hat uns alle überrascht: Die Gesprächsqualität war sogar bei Anrufen auf das chinesische Mobilnetz einwandfrei. Und die Telefonkosten lagen nach der Umstellung beinahe bei Null.»
Wie ist es möglich, dass zwei Anwender derart unterschiedliche Erfahrungen machen? «Die Sprachqualität steht und fällt mit der verfügbaren Upload-Kapazität», sagt Marcel Gmür vom VoIP-Anbieter Sipcall mit Sitz in Schindellegi SZ. Populär ausgedrückt: Es braucht einen schnellen Internetanschluss.
«Ein qualitativ gutes Gespräch übers Internet erfordert eine Upload-Leistung von mindestens 90 Kbit/ Sekunde», sagt Gmür. «Ist nicht genügend Bandbreite vorhanden, entstehen Verzögerungen oder die Aussagen des Gesprächspartners kommen nur bruchstückhaft an», warnt Gmür.
Alternativen zu Skype sind am Kommen
Telekommunikationspro?s raten Kleinunternehmen deshalb, anstelle von Skype auf massgeschneiderte Softwarelösungen zu setzen. Die preislichen Vorteile der VoIP-Telefonie bleiben, die Nachteile der Skype-Lösung fallen hingegen weg.
Hierbei wird meist auf den Standard SIP gesetzt. Der grösste Vorteil ist, dass sich auch bei ausgeschaltetem PC telefonieren lässt und man sogar seine alte Telefonnummer behalten kann. Ein herkömmlicher Telefonapparat wird dabei an die Telefondose eines speziellen Einwahlgerätes angeschlossen.
Bei Anrufen klingelt wie gewohnt das Telefon, ausgehende Gespräche sind ebenfalls einfach möglich. Für die SIP-Nutzung ist ein Abo bei einem Provider nötig, die Gespräche sind teilweise ebenfalls gratis.
«Mit diesem Standard können Kleinunternehmen von den Vorteilen der Internettelefonie pro?tieren, ohne dass sie neue Telefonnummern und eine neue Telefonanlage brauchen», sagt Stefan Meier, Geschäftsführer der Zürcher e-fon AG.
«Im Gegensatz zu den Skype-Telefonierern sind unsere Kunden nicht völlig dem Internetprovider ausgeliefert», fügt Gmür an. «Ist ADSL von einem Netzausfall betroffen, kann einfach über das Festnetz weitertelefoniert werden.»