In Europa reissen sich die Internetanbieter förmlich um jeden Kunden. Mit dieser Erfahrung zog ich in die kenianische Hauptstadt Nairobi. Ich war überzeugt, dass es dort nicht anders sei. Diese Vorstellung war naiv. Das wurde mir klar, als ich mich dort um einen Internetanschluss via Festnetz bemühte.
Zuerst dauerte es ein gutes Jahr, bis ich überhaupt den Mut dazu aufbrachte. Denn keiner der dortigen Provider schien mir zuverlässig. Also blieb ich erst einmal bei meinen beiden mobilen Prepaid-Internet-Anschlüssen über das Smartphone sowie einem mobilen Modem. Meistens hatte ich über einen der drei Wege tatsächlich Zugang zum Netz.
Dann ging, so glaubte ich, ein neuer Stern am kenianischen Provider-Himmel auf. Dieser Anbieter wurde wegen seiner Leistungsstärke und Bandbreite gelobt. In einer Filiale sprach ich mit einer jungen Dame, die mir nach einem netten Gespräch ihre Handynummer gab. Wir vereinbarten, dass sie abklären werde, ob in meinem Viertel die nötigen Kabel gelegt sind. Sie werde sich spätestens in einer Woche melden.
Als ich sie acht Tage später anzurufen versuchte, war die Nummer tot. In der Filiale erfuhr ich, dass die junge Dame nicht mehr im Unternehmen arbeitete. Ich erhielt die Handynummer eines anderen Mitarbeiters. Das wiederholte sich dreimal. Mittlerweile waren mehrere Monate vergangen, ich war immer noch ohne Internetanschluss.
Ich blieb hartnäckig. Und tatsächlich hatte ich einige Monate später folgende Informationen beisammen: In meinem Wohnviertel gab es ein leistungsstarkes Internetkabel, nicht aber auf dem Grundstück des Appartementblocks, in dem ich wohnte. Der Provider versprach zu klären, ob ein Anschluss gelegt werden dürfe. Wieder dauerte es Monate mit mehreren vergeblichen Telefonaten. Dann war klar: Ein Anschluss war möglich.
Nun musste ich versuchen, die Terminkalender des Hausmeisters, der Techniker sowie meinen eigenen zu koordinieren. Rund ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme funktionierte der Anschluss. Meine Freunde sagten, diese Zeitspanne sei normal.
Vielleicht ist das eine bewusste Strategie der Unternehmen zur Kundenbindung. Denn nach diesem Aufwand werde ich es mir mindestens zweimal überlegen, ob ich den Provider jemals wechseln will.