K-Geld-Leser Peter L. aus Murgenthal AG verkaufte 2014 eine Liegenschaft. Aus diesem Anlass änderte er seine bestehende Police bei der Mobiliar-Versicherung. Sein langjähriger Versicherungsberater Guido Annaheim von der Mobiliar-Filiale Olten gab ihm dabei einen angeblich sicheren Tipp, wie er das Geld aus dem Immobilienverkauf anlegen könnte: Ein Kollege namens Alex Ugolini suche immer wieder kurzlaufende Darlehen für seine Firmen – und gebe dafür mehr Zins als die Banken. Ugolini steht diversen Firmen vor. So etwa der UMC Service AG, Lebensmittelfirmen wie Candy Toys AG und UMC Tosca d’Oro Schweiz GmbH. Aber er betreibt auch die Wechselstuben UMC Change GmbH in Luzern und die UMC Change und Wechselstube GmbH in Basel. Ein Teil dieser Firmen befindet sich momentan in Auflösung.
Alex Ugolini schuldet dem Anleger über 42000 Franken
Annaheim und Ugolini besuchten Peter L. zu Hause. Dieser gewährte in der Folge Ugolini ein Darlehen von 33 000 Franken zu 5 Prozent Zins für drei Monate. Das wurde in einem schriftlichen Vertrag so festgehalten. Nach drei Monaten kam Ugolini vorbei und brachte den Darlehenszins. Zugleich sagte er, er wolle den Kredit verlängern und noch aufstocken. Peter L. stieg darauf ein und lieh ihm weitere 37 000 Franken zu 2 Prozent Zins, zahlbar quartalsweise bis Ende 2019. Doch Ugolini hielt in der Folge die Vereinbarung nicht ein und zahlte den Zins – wenn überhaupt – jeweils verspätet. Als Peter L. den Firmenchef Anfang 2017 wieder einmal zur Rede stellte, bat dieser um ein weiteres kurzfristiges Darlehen von 20 000 Franken. Das Geld benötige er, um die Löhne seiner Angestellten zu zahlen. Peter L. gewährte das Darlehen, erhielt es aber entgegen der Vereinbarung nicht bis Ende Februar 2017 zurück.
Ab März 2017 bot Ugolini Peter L. einen Job an. L. arbeitete dann bei der Candy Toys AG im Lager. Dabei stellte er fest, dass Ugolini das Lager der Firma zügeln musste, weil er das Geld für die Miete nicht aufbringen konnte. Selbst die Löhne bezahlte Ugolini nicht, auch denjenigen von Peter L. nicht. Deshalb quittierte dieser im Mai 2017 die Arbeit, mahnte den Darlehensausstand und schaltete eine Anwältin ein. Diese versuchte auch die Schulden einzutreiben. Ugolini zahlte nur einen Teil davon. Er schuldet Peter L. zurzeit immer noch über 42 000 Franken.
Peter L. fand diverse weitere Personen, die Ugolini hohe Beträge von insgesamt mehreren Hunderttausend Franken geliehen hatten und bis heute auf die Rückzahlung warten. Die Betreibungsauszüge, die K-Geld vorliegen, sprechen Bände: Beträge von mindestens 639 000 Franken stehen aus, bei Ausgleichskassen, privaten Geldgebern, ehemaligen Angestellten, Versicherungen oder Autogaragen.
Versicherungsvertreter der Mobiliar war in vielen Fällen der Türöffner
Bei vielen Geldgebern spielte Ugolinis Freund, der Mobiliar-Versicherungsvertreter Annaheim, eine Schlüsselrolle. Denn Annaheim machte seine Versicherungskunden, die Geld zum Anlegen hatten, auf Ugolini aufmerksam. Recherchen von K-Geld zeigen, dass sie alle nur wegen des Rats ihres Versicherungsberaters investierten. Ugolini kannten sie vorher nicht. Annaheim agierte quasi als Türöffner für Ugolini.
Der Chef von Annaheim weiss nach eigenen Angaben nichts davon, dass sein Angestellter den Mobiliar-Kunden jahrelang Ugolini-Investments empfahl. Fabian Aebi, Leiter der Mobiliar-Generalagentur Olten, sagt gegenüber K-Geld: «Herr Annaheim hat seine Vorgesetzten nicht über die Herstellung der Kontakte informiert.» Konsequenzen muss Annaheim vorderhand aber nicht befürchten. Er arbeitet nach wie vor bei der Mobiliar in Olten. Laut Aebi hat die Mobiliar zurzeit «keine Kenntnis von straf- oder zivilrechtlich relevanten Vorwürfen gegen Herrn Annaheim».
Ugolini sagt zu K-Geld, er sei «mit Personen in Diskussion über die Rückzahlung von Darlehen». Kundenbeziehungen zur Mobiliar seien ihm unbekannt.
So minimieren Sie das Risiko bei privaten Darlehen
Betreibungsauszug einholen
Wenn Sie jemandem ein Darlehen geben, sollten Sie vorher einen aktuellen Auszug aus dem Betreibungsregister einholen. Hat die Person oder Firma kürzlich ihr Domizil gewechselt, sollten auch am alten Wohnort Auszüge eingeholt werden.
Vorsicht bei «Geheimtipps»
Wenn jemand einen Geheimtipp verspricht, um Sie für ein Investment zu begeistern, ist Vorsicht angebracht. Unter anderem sollte man von der Person Nachweise verlangen, dass auch sie selbst in diesen «Geheimtipp» investiert hat.
Referenzen verlangen
Bei neuen Geschäften unter Privaten, die man nicht kennt, sollte man Referenzen verlangen. Seriöse Geschäftsleute haben kein Problem damit, Ihnen entsprechende Geschäftspartner zu nennen, die über ihre Erfahrungen berichten.
Geschäftsbericht verlangen
Wer bei Privatfirmen investiert, sollte aktuelle und vergangene Geschäftsberichte verlangen und studieren. Hände weg von Unternehmen, die ihre Jahresrechnung und ihre Bilanz nicht von einer Revisionsstelle prüfen lassen.