Markus M. aus dem Kanton Zürich war im Jahr 2010 auf der Suche nach einer ökologisch sinnvollen Geldanlage. Dabei stiess er auf das Angebot der Sharewood Switzerland AG. Die Firma bewirtschaftet in Brasilien riesige Landflächen. Dort werden Teak-, Eukalyptus- und Balsabäume hochgezogen, die Sharewood Investoren schmackhaft macht: Mit dem Kauf von Bäumen könnten sie hohe Gewinne einfahren.
In einer Werbebroschüre schrieb die Firma, mit dem Anbau und Verkauf von Balsaholz sei «mit Leichtigkeit über 6 Prozent Rendite» zu erwirtschaften. Auch im Internet wirbt Sharewood für die Produkte – und spricht von bis zu 12 Prozent Rendite. Bis heute investierten laut Sharewood über 2300 Kunden mehr als 100 Millionen Franken.
Sharewood sucht noch immer nach Abnehmern für das Balsaholz
M. war von der Idee angetan und kaufte Balsabäume für 14 360 Euro. Im Vertrag steht, dass bereits im fünften Jahr nach der Pflanzung die Ernte fällig werde, in seinem Fall ab 2015. «Für mich war es wichtig, dass ich innerhalb von fünf Jahren das investierte Geld zurückhabe. Alles andere ist Bonus», sagt M.
Doch bis heute sah er aus seinem Investment kein Geld. Und M. ist kein Einzelfall: K-Geld kennt weitere Investoren, die auf die Auszahlung ihrer Anlage warten. Im Herbst 2017 wollte M. von der Sharewood-Spitze Auskunft. Die Firmenchefs Peter Möckli und Christian Marzari versprachen, «in den nächsten Wochen» Informationen zu liefern. Doch ausser Vertröstungen kam nichts.
Erst vor kurzem rückten sie heraus: «Bis jetzt konnten wir keinen Käufer für das Balsaholz finden.» Gegenüber K-Geld bestätigt Möckli: «Wir suchen immer noch einen Abnehmer.» Man sei dazu zwar nicht verpflichtet, mache das aber aus «Goodwill». Und weiter: «Eigentümer, die zu den heutigen tiefen Preisen verkaufen wollen, können dies jederzeit tun.»
K-Geld befragte einen ausgewiesenen Experten zum Geschäftsmodell von Sharewood. Jürgen Blaser ist Professor für internationale Waldwissenschaften und Klimawandel an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen BE. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema. Über die Renditeversprechen von Sharewood für Teak und Balsa schüttelt Blaser den Kopf: «3 bis 4 Prozent Rendite sind das Maximum bei rasch wachsenden Teakaufforstungen – und das nach einer Anlagezeit von mindestens 20 Jahren.» Zu Balsa meint er: «Das ist ein sehr spezieller Baum, der sehr rasch wächst und nach 10 bis 15 Jahren abstirbt.» Ecuador decke den grössten Teil des weltweiten Balsa-Markts ab. Grösster Abnehmer seien die USA. Wie läuft dieser Markt zurzeit? Blaser: «Er hat sich von März 2017 bis März 2018 halbiert.»
Dazu komme ein weiteres Problem: «Wenn die 2010 gepflanzten Balsabäume nach acht Jahren immer noch stehen, steigt das Risiko, dass bei ihnen der Alterungsprozess einsetzt und dass sie von Pilzen sowie Insekten befallen werden.» Das habe starke Auswirkungen auf die Holzqualität – und damit den Preis.
Könnte man die Balsabäume fällen und dann auf bessere Preise warten? Für Blaser ist das unmöglich: «Balsa kann man nicht dauerhaft lagern. Man muss es sofort verarbeiten, sonst verdirbt es.» Für ihn ist klar: «Die Investoren laufen Gefahr, dass ihnen die Balsa-Anlage mit jedem Jahr Verzögerung buchstäblich in den Fingern verrottet.»
Sharewood-Chef Peter Möckli behauptet gegenüber K-Geld: «Sharewood hat bei 22 Baumernten das Holz der Baumeigentümer verkauft und dabei für sie Gewinne von 6 bis 8,9 Prozent pro Jahr erzielt. Dies ist in der Branche einzigartig und durchschnittlich höher als bei vielen anderen Investmentprodukten.»