€ 7.90. Vor nicht allzu langer Zeit tauchte diese Belastung auf meinem österreichischen Konto auf. Und dann immer wieder. € 7.90, also rund Fr. 9.50 – kein grosser Betrag. Etwa so viel kostet eine Tageskarte für die Wiener U-Bahn. Oder eine Fahrt mit dem Riesenrad. Trotzdem ist die Belastung Anlass für viel Ärger. Und ein Grund für starke Zweifel an der Redlichkeit österreichischer Banken.
Ich wohne in Wien und arbeite für ein Unternehmen in der Schweiz. Mein Gehalt überweist mein Arbeitgeber in Franken an meine Schweizer Bank. Von dort transferiere ich es in Euro auf das Konto meiner österreichischen Bank. In Zeiten von E-Banking sollte das keine Affäre sein, dachte ich. «Benützen Sie SEPA», riet mein Bankberater, «das ist billiger und schneller.» Seit Einführung der «Single Euro Payments Area» müssen sich Bankkunden zwar ewiglange IBANs und BICs merken, dafür werden Geldtransfers über Staatsgrenzen hinweg wie Inlandsüberweisungen behandelt. Mit SEPA fallen Transfergebühren weg. Theoretisch.
In der Praxis lassen sich Österreichs bauernschlaue Banker lukrative Nebeneinnahmen nicht so leicht entgehen. Schnell fanden sie Schlupflöcher im Geldverkehr zwischen der Schweiz und Österreich, die ihnen neue Gebühren erlauben. Ebenso schnell fanden sie kreative Erklärungen dafür: Die eine Bank (18 Franken pro Überweisung) kassiert das Geld, weil die Schweiz «Teil des SEPA-Raums, nicht aber Teil des EU-Binnenverkehrsraums» sei. Die andere Bank (10 bis 16 Franken pro Überweisung) bedauert, dass die Schweiz eine «Payment Services Directive» nicht ratifiziert habe.
Richtig überrascht wurde ich von meiner Wiener Hausbank. Die stritt zuerst ab, dass die Schweiz überhaupt an SEPA teilnehme, machte dann für die Gebühr die Schweizer Banken verantwortlich. Erst als ich nachweisen konnte, dass beides falsch ist, hiess es sinngemäss: «Okay, es stimmt: Wir erheben die Gebühr, weil wir es dürfen.» Seltsam nur: Bei Geldüberweisungen von Österreich in die Schweiz sind solche Gebühren nicht üblich.
In Europa sollen demnächst alle Überweisungen auf das SEPA-System umgestellt werden. Bis dahin überweise ich mein Geld aus Zürich nach Wien wieder mittels normaler Auslandsüberweisung. Da ist der Wechselkurs besser und die Gebühr niedriger als bei SEPA. Freilich bleibt die Erkenntnis, dass es meine Wiener Bank im Umgang mit Kunden mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Bei Geldgeschäften ist das kein sehr schönes Gefühl.