In den nächsten Jahren gebe es einen «Ansturm auf Silber», und Silber werde eine «Preiserhöhung erfahren». So steht es auf einem Papier, das der Finanzplaner Daniel Rolli aus Unterseen BE einer Kundin überreicht hat. Er empfahl ihr, einen Teil ihres Bargeldes ins sogenannte S-Deposito zu legen und damit in Silber zu investieren.
S-Deposito ist ein Anlagevehikel der BB Wertmetall aus Lenzburg AG. Die Firma verkauft Anlegern Silbergranulat und lagert es für die Besitzer in versiegelten Säcken in einem Zollfreilager. K-Geld hat der Leserin vom Investment abgeraten. Aus mehreren Gründen:
Die Anlage ist nicht abgesichert, im Gegensatz zu Kundengeldern auf einem Bankkonto (bis 100000 Franken).
Von jeder Einzahlung nimmt BB Wertmetall eine Kommission von 5 Prozent, die als Provision an die Vermittler geht. «Solche Leute müssen vernünftig bezahlt werden», sagt Verwaltungsratspräsident Ulrich Böttger dazu. Auf der Website von BB Wertmetall steht, sie arbeite mit «gewissenhaften Finanzdienstleistern» zusammen.
BB Wertmetall kassiert jedes Jahr eine Lagergebühr von 1 Prozent der angelegten Summe sowie weitere 60 Franken pro Jahr als Depotverwaltungsgebühr.
Das bedeutet: Wer dort Silber im Wert von 100000 Franken zehn Jahre lang lagert, zahlt dafür Gebühren in der Höhe von insgesamt 15600 Franken. Böttger sagt, er verstehe nicht, was es daran zu kritisieren gebe.
Die Firma schlägt zudem beim Kauf bzw. Verkauf eine hohe Marge auf den Preis. Ein tagesaktuelles Beispiel vom 22. Januar: Der Verkaufspreis für 31 Kilo Silbergranulat liegt bei 15890 Franken, der Rücknahmepreis nur bei 14700 Franken. Differenz: 7,5 Prozent.
Der entscheidende Punkt ist aber: Der Handelswert des Edelmetalls Silber ist sehr schwankungsanfällig. Sein Schwankungsrisiko ist markant höher als dasjenige von Gold oder Aktien. Die Anlage ist also sehr spekulativ. «Damit fällt dieses Produkt wohl in die höchste Risikokategorie für einen Anleger», sagt Rolf Biland vom VZ Vermögenszentrum in Zürich.
Die Grafik zeigt, dass der Silberpreis seit April 2011 ständig gesunken ist. Wer an eine Wertsteigerung glaubt, kauft entsprechende Münzen oder Barren oder einen ETF auf Silber, etwa von der Zürcher Kantonalbank (ISIN CH0183136024). Sie stuft diesen ETF jedoch in die allerhöchste Risikoklasse ein.
Wichtig ist aber: Spekulative Anlagen dürfen nie einen Grossteil des Anlagevermögens ausmachen – sie sollten höchstens eine Beimischung sein. Als Inflationsschutz taugt Silber übrigens auch nicht. Zwar bezeichnet Vermittler Rolli den Besitz von Silber als «wirksamen Schutz gegen Inflation». Dem widerspricht Biland: «In den letzten 15 Jahren ist kein Zusammenhang nachzuweisen.» Das heisst: Inflation und Silberpreis haben sich unabhängig voneinander bewegt.
Tipps: Vorsicht bei Finanzvermittlern
Geldinvestments: Anlegerinnen und Anleger sind immer wieder mit Treuhändern, Finanzberatern, Steuerberatern, sogenannt unabhängigen Vermittlern und anderen Vertrauenspersonen konfrontiert, die ihnen Geldanlagen empfehlen. Da ist Skepsis angebracht. Denn Vermittler von Finanzprodukten erhalten meist Provisionen, die letztlich der Kunde zahlt – was die Rendite der Anlage schmälert.Steuerberater, Treuhänder und Versicherungsvertreter wissen oft gut Bescheid über die finanziellen Verhältnisse ihrer Kunden – und nutzen das aus. Passen Sie auf!