Im Jahr 2007 beteiligte sich ein K-Geld-Leser aus Biel BE an einem deutschen Immobilienfonds der Immobilienbeteiligungsgesellschaft Fairvesta in Tübingen (D). Damals gingen Vermittler in der Schweiz mit verlockenden Renditeversprechen auf Kundenfang. «Nach zehn Jahren ist der Einsatz verdoppelt», wurde einem K-Geld-Leser versprochen (K-Geld 4/2018). Er zahlte zehn Jahre lang ein, benutzte 2018 die ordentliche Kündigungsfrist und verlangte die Rückzahlung. Das Resultat: Von insgesamt 25680 einbezahlten Euro erhielt er nur noch 14160 Euro zurück – ein Verlust von 45 Prozent.
Inzwischen gab sich die Fairvesta einen neuen Anstrich: Sie nennt sich nun Verifort Capital. Im Juni 2021 kündigten die Deutschen an, ihre Geschäfte in der Schweiz auszuweiten. Man wolle dem hiesigen, «historisch relevanten» Markt einen einfachen Zugang zu «deutschen Healthcare- und Gewerbeimmobilien» bieten. Auf der Finanzwebsite Moneycab.com beschrieb Verifort-Chefverkäufer Rauno Gierig, wie die Firma von Pflegeimmobilien (Pflegeplätze, betreutes Wohnen) profitieren will.
Schlechte Erfahrungen mit Fairvesta beziehungsweise Verifort machte auch K-Geld-Leserin Theres Trueb (Name geändert) aus Zürich. Sie beteiligte sich ebenfalls im Jahr 2007 mit 35200 Euro an einem Fairvesta-Immobilienfonds und unterschrieb für eine Mindestlaufzeit von zehn Jahren. Ihr Geld floss in Immobilien in Deutschland und sollte sich zum Beispiel durch Mieteinnahmen oder durch den Kauf und Verkauf wieder hergerichteter Immobilien vermehren.
«Virtueller Kontostand» gaukelt hohe Gewinne vor
Anders als der Anleger aus Biel verlängerte Trueb ihren Einsatz im Jahr 2017 bis Ende 2020. Sie hoffte, dadurch doch noch etwas von ihrem Einsatz zurückzuerhalten. Denn ihr Geld schwand massiv. Ende 2017 wies die Verifort den Wert ihrer Beteiligung mit 24016 Euro aus – ein Minus von 32 Prozent. Und die Talfahrt ging stetig weiter. Seit Anfang 2021 befindet sich die Trägerin des Fonds, die Verifort Capital V, in Liquidation. An der Gesellschafterversammlung im vergangenen September sagte Frank M. Huber, Geschäftsführer der Verifort Capital Management GmbH, die Immobilien seien «insgesamt nicht wettbewerbsfähig» gewesen. Der Verkauf der Objekte habe sich schwierig gestaltet und sei zum Teil mit erheblichen Verlusten verbunden. Ein Mitglied des Anlegerbeirats stellte fest, dass die schlechte Performance des Fonds «hauptsächlich durch die viel zu hohe Bewertung der Objekte zustande gekommen ist».
Theres Trueb erhielt bis heute lediglich 11077 Euro zurück. Sie verlor also fast 70 Prozent ihres Geldes. Ob sie nach Beendigung des Liquidationsverfahrens noch etwas bekommt, steht in den Sternen.
Die Kunden machten hohe Verluste, obwohl ihnen die Verifort in den Jahresabrechnungen jeweils einen viel höheren «virtuellen Kontostand» auswies. Bei Theres Trueb wurde dieser mit über 70000 Euro angegeben. Sie machte sich darum Hoffnungen auf einen Gewinn. Doch dieser Kontostand habe mit dem tatsächlichen Wert der Beteiligung nichts zu tun gehabt, erklärt der Liquidator gegenüber K-Geld.
Die Verifort gibt sich auf Anfrage von K-Geld zerknirscht: «Auch wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden», sagt ein Mitglied der Abteilung Investor Relations.
Verifort hat auch an anderen Fronten Probleme: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen die Vorgängerfirma Fairvesta seit Jahren wegen Anlagebetrugs. Dabei wird untersucht, ob unrichtige vorteilhafte Angaben in Prospekten gemacht oder nachteilige Tatsachen verschwiegen wurden. Die Staatsanwaltschaft schreibt K-Geld, die Ermittlungen dauerten noch an. Die Verifort nahm zu den Ermittlungen in Deutschland nicht Stellung.