Das Magazin «Weltwoche» stellte Goldhändler Beat Dutli Ende Juli in einem zweiseitigen Artikel als feinsinnigen Herrn über das Château de Busset in Frankreich vor. Er wurde als Vorzeigeunternehmer porträtiert, der dank seinem «Sparsinn» die Investitionen im Schloss auf ein «Minimum» reduziert habe. Dutli betreibe ein «internationales Charity-Projekt» namens Silcasur Global, war im Magazin auch zu lesen, und man könne schon ab 30 Franken pro Jahr Mitglied in einem Freundeskreis des Schlosses werden.
Auf Schloss Busset machte er Jagd auf neue Kunden
Auf diesem Schloss machte 2017 auch Lisa Hafner (Name geändert) aus Reiden LU Beat Dutlis Bekanntschaft. Ein Bekannter lud sie nach Frankreich für ein Ferienwochenende mit Konzert und weiteren kulturellen Höhepunkten ein. Schon kurz nachdem Lisa Hafner im Château de Busset eingetroffen war, kam Beat Dutli auf die Goldgeschäfte seiner Firma Silcasur AG in Afrika zu sprechen und stellte hohe jährliche Zinsen in Aussicht.
Dutli erklärte Hafner sein Geschäftsmodell: Er kaufe Rohgold in Guinea, Tansania, Senegal und Sierra Leone vergünstigt bei Kleinminen auf, arbeite eng mit Raffinerien wie Degussa zusammen, um es dann als Feingold gewinnbringend am Markt wieder zu verkaufen. Dazu leihe er sich von Investoren Geld und erwirtschafte mit diesem Geld eine «überdurchschnittlich starke und gleichzeitig risikoarme» Rendite. Lisa Hafner war zuerst skeptisch. Doch Dutli liess nicht locker. Immer wieder machte er ihr schmackhaft, Geld anzulegen.
Anfang 2018 unterschrieb Hafner ihren ersten «Rohstoff Einkaufsauftrag» mit Dutlis Silcasur AG für 80'000 Franken. Dutli garantierte ihr jeden Monat 3 Prozent Ertrag, der zehn Mal pro Jahr ausgezahlt wird – also eine Jahresrendite von 30 Prozent.
Zu Beginn lief alles wie am Schnürchen. Die abgemachten Zahlungen kamen pünktlich bei Lisa Hafner an. Deshalb unterschrieb sie weitere Verträge. In einem davon garantierte Beat Dutli ihr mit 40 Prozent pro Jahr sogar noch höhere Auszahlungen. Alles in allem hatte Hafner 160 000 Franken bei Dutli investiert.
Die Luzernerin war begeistert und brachte ihre Kinder ebenfalls dazu, Verträge mit Dutlis Silcasur zu unterzeichnen. Oft überwies sie die Beträge auf ein Credit-Suisse-Treuhandkonto von Rechtsanwalt Martin Grossmann aus Zürich.
Während der Pandemie fällt das Kartenhaus zusammen
2021 kam das böse Erwachen: Ab Mai überwies Dutli die abgemachten Auszahlungen nicht mehr regelmässig und hörte dann sogar ganz auf. Hafner wurde von ihm mit immer neuen Begründungen, Ausflüchten und Versprechungen vertröstet. Ende 2021 hatte sie genug und kündigte die Verträge fristgerecht. Inzwischen sind über 190'000 Franken offen, die Dutli bis heute nicht zurückzahlte.
Ein Blick ins Betreibungsregister zeigt: Hafner ist nicht die einzige Person, die von Silcasur Geld will. Das Betreibungsamt in Baar ZG listet auf mehreren Seiten Betreibungen von insgesamt über 4,6 Millionen Franken auf, die Leute aus der Schweiz und Deutschland seit dem 15. November 2021 einfordern.
Statt Schulden zurückzuzahlen, gründet Dutli munter neue Unternehmen – etwa die Silcasur Global AG in Luzern, die Silcasur Precious Metals AG in Schaanwald FL und weitere Firmen in Bahrain. Damit will Dutli im Goldhandel nun so richtig durchstarten: Mit einem angeblich eigenen Schmelzwerk in Bahrain verspricht er den Investoren Jahresrenditen zwischen 9 und 12 Prozent.
Bestehenden Kunden, die seit Monaten auf ihr Geld warten, präsentierte er eine neue «lukrative» Investmentidee: Sie könnten ihre ausstehenden Guthaben in Partizipationsscheine der neuen Silcasur Global AG wandeln. Damit würde aus Schulden Firmenkapital gemacht. Da lägen «jährliche Ausschüttungen in Höhe von mindestens 20 Prozent des eingesetzten Kapitals» drin, schrieb Dutli in einer Broschüre.
Experte für Gründungen von AGs ohne Kapital
Rechtsanwalt Martin Grossmann, der die Gelder der Dutli-Kunden treuhänderisch entgegennahm, hat Erfahrung mit zweifelhaften Geschäften. So half er bei Dutzenden Schwindelgründungen mit, bei denen er Geschäftsleuten ermöglichte, Aktiengesellschaften zu gründen, ohne das notwendige Kapital aufzubringen.
Beat Dutli schreibt K-Geld, die Befürchtungen der Kunden seien unbegründet. Die Coronapandemie sei ein grosser Hemmschuh gewesen, da kaum physischer Handel möglich war und daher auch die Gewinne ausblieben. Man zahle keine Zinsen, sondern nur Handelsgewinne aus. «Der Eindruck einiger Kunden, keine Zinsen bekommen zu haben, ist daher nicht richtig», sagt er. Die Silcasur-Gruppe habe weitere Substanz gewonnen.
Martin Grossmann wollte gegenüber K-Geld keine Stellung nehmen.