Bruno Kraus (Name geändert) aus Ittigen BE wollte sich 2016 zum Thema Altersvorsorge beraten lassen. Darum meldete sich der heute 67-Jährige bei der Swiss-Life-Generalagentur Ostermundigen, heute Gümligen BE. Er wollte keine grossen Risiken eingehen und bis 2026 für die Zeit nach der Pensionierung Geld sparen.
Der Swiss-Life-Angestellte schwärmte ihm von einer Police vor, die er auch seinem Vater verkauft habe. Dieser sei sehr zufrieden mit «Swiss Life Premium Vitality Duo». Das Produkt sei sehr sicher, dafür sei aber auch der Gewinn etwas tiefer.
Auf Beschwerden des Kunden reagierte Swiss Life nicht
Bei der Police handelt es sich um eine gemischte Lebensversicherung in der Säule 3a. Bruno Kraus zahlte dafür ab 2016 eine Prämie von 750 Franken pro Monat, also 9000 Franken pro Jahr. Davon verwendete Swiss Life einen Teil für das Risiko Todesfall und einen Teil zum Sparen. Von der Prämie wurden jedes Jahr Gebühren abgezogen. Der Verkäufer erhielt davon eine Provision.
Die monatlichen Sparbeiträge abzüglich der Kosten investierte Swiss Life in Anteile des Obligationenfonds «Swiss Life Funds (CH) Bond Swiss Francs 1A». Der Fonds lief von Anfang an schlecht. Das bemerkte Kraus und schrieb seinem Berater mehrere E-Mails. Eine Antwort erhielt er zunächst nicht.
Später erklärte ihm der Swiss-Life-Angestellte, die Nachrichten seien im «Spamfilter» hängen geblieben. Bis Ende Oktober 2021 verlor Kraus mit dem Fonds 6 Prozent seiner einbezahlten Gelder. Statt während 5 Jahren ein Vermögen aufgebaut zu haben, machte er nur Verlust.
Kunden von Swiss Life können die Anlagestrategie ihrer 3a-Policen frei ändern. Das tat Kraus nach dieser Erfahrung auch – geriet aber nur noch tiefer in die roten Zahlen. Er liess den Obligationenfonds am 1. November 2021 mit Fonds austauschen, die auch Aktien enthielten.
Swiss Life kaufte von Kraus’ Sparteil der Prämie Anteile an sieben neuen Fonds. Doch auch von diese machten fast alle Verluste von bis zu minus 12 Prozent – kein einziger schrieb einen Gewinn.
Die jahrelangen Minusgeschäfte der Swiss-Life-Anlageprofis bescherten Kraus ein zusätzliches Problem: Er hatte einen Hypothekarkredit auch mit den 3a-Geldern abgesichert. Nun forderte die Bank weitere Sicherheiten, weil der Wert des Fonds kontinuierlich gesunken war.
Zu Beginn waren Kraus und die Bank davon ausgegangen, dass am Ende des Swiss-Life-Vertrages im Jahr 2026 mit 90'000 Franken mindestens so viel Geld vorhanden sein würde, wie Kraus während der zehn Jahre einzahlen würde. Doch Ende 2023 wurde klar, dass Kraus dieses Ziel weit verfehlen würde.
Am Schluss resultierte ein Verlust von 18'000 Franken
Bis Oktober 2023 hatte Kraus insgesamt 68'250 Franken einbezahlt. Er verlangte von Swiss Life Auskunft über die Höhe des Rückkaufswerts. Das ist der Wert, den die Versicherung einem Kunden zahlt, wenn er vorzeitig aus dem Vertrag aussteigt. Der Rückkaufswert betrug ganze Fr. 45 738.80 – für Kraus war das ein Verlust von Fr. 22'511.20. Zum grossen Minus trugen auch die Kosten von 6400 Franken bei, welche Swiss Life für die Beratung, den Vertragsabschluss und die Verwaltung abzog, sowie die Kosten für den Risikoteil (Todesfall) von 4300 Franken.
Swiss Life schreibt K-Geld, Kraus habe in regem Austausch mit seinem Berater gestanden. Er sei in der Beratung transparent auf die Auswirkungen der gewünschten Anpassung hingewiesen worden. Unter Berücksichtigung der komplexen Gesamtsituation für den Kunden und nach dem gemeinsamen Austausch sei man aber bereit, ihm aus Kulanz 4500 Franken entgegenzukommen.