Mein Weg zum Supermarkt führt an einer Bank vorbei. Häufig sehe ich dort Leute, die am Bancomaten kopfschüttelnd kehrtmachen. Als ich kürzlich selber Geld brauchte, erfuhr ich, weshalb. Kaum hatte ich den PIN und den gewünschten Betrag eingegeben, leuchtete der Hinweis auf, dass die Transaktion 2.50 Euro koste.
Offenbar wurde der bislang bestehende Bankenverbund aufgehoben. Das heisst, man kann nur noch bei der Hausbank gratis Geld abheben. «Wünschen Sie fortzufahren?», fragte das System. Ich wollte nicht, aber ich musste. Denn leider schloss meine Hausbank in den vergangenen Jahren in meinem Wohnquartier zwei Filialen. Die nächste liegt gut 20 Minuten zu Fuss entfernt. Das war an jenem Tag keine Alternative. Ich hatte es eilig.
Was sind schon 2.50 Euro? «Sehr viel», erklärte mir meine Freundin Myrto beim gemeinsamen Kaffeetrinken. Sie ist alleinerziehende Lehrerin und lebt mit ihrer 7-jährigen Tochter von 1100 Euro pro Monat. Die Hälfte davon geht für die Miete drauf. Mit dem Rest hangelt sie sich mehr schlecht als recht durch den Monat. Verständlich, dass sie jede zusätzliche Gebühr verflucht.
Bis vor kurzem kostete es Kunden sogar etwas, den PIN zu ändern und den Kontostand abzufragen. Der Grund für die vielen neuen Gebühren der Banken: Ihre Einnahmen sind während der griechischen Finanzkrise in den Keller gefallen und haben sich seither nicht erholt. Deshalb suchen die Geldhäuser ständig neue Einnahmequellen.
Wegen der neuen Gebühren überrollte eine medial aufgebauschte Protestwelle das Land. Premierminister Kyriakos Mitsotakis berief eine Krisensitzung ein. Im Anschluss durchkämmten Beamte des griechischen Kartellamts die Banken in einer konzertierten Aktion. Das führte schliesslich dazu, dass einige Gebühren abgeschafft wurden – zum Beispiel diejenige für das Abfragen des Kontostands.
Doch die dicken Brocken bleiben. Das Abheben bei einer Fremdbank kann heute bis zu 3.75 Euro kosten. Das betrifft auch Touristen. Ein lukratives Geschäft für die vier grössten griechischen Banken. Im vergangenen Jahr nahmen sie 1,5 Milliarden Euro durch Gebühren ein.
Seit dem ersten Januar verlangt eine Bank sogar 5 Euro pro Jahr fürs Führen eines Kontos. Schweizer mögen darüber lachen, aber die griechischen Lebenshaltungskosten entsprechen etwa denen in Deutschland. Gleichzeitig betragen die Gehälter nur einen Bruchteil der deutschen Löhne. Darum waren die 5 Euro dann doch zu viel. Nach einem öffentlichen Aufschrei schrieben die Banken den Kunden den Betrag wieder gut.