K-Geld-Leserin Karin Lee Walther aus Bätterkinden BE stiess im Internet auf die Energie-Genossenschaft ADEV, die ehemalige Arbeitsgemeinschaft für dezentrale Energieversorgung in Liestal BL. Lee Walther war auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihr Geld sinnvoll und regional anzulegen. ADEV investiert in erneuerbare Energien und klimaschonende Heizungen. Sie betreibt unter anderem Kleinwasserkraftwerke, Solaranlagen und Windturbinen – in zwölf Schweizer Kantonen, in Baden-Württemberg und im Elsass. Anleger können sich an ADEV beteiligen, indem sie Genossenschaftsanteile kaufen. Jeder Anteil hat einen Nennwert von 500 Franken. Der Stückpreis beträgt jedoch 505 Franken, weil der Bund noch 1 Prozent Emissionsabgabe verlangt.
Eine Anlage in ADEV ist relativ sicher. 56 Prozent der Bilanz besteht aus Eigenkapital. Im vergangenen Jahr erzielte sie eine Million Franken Gewinn. Die gut 13,3 Millionen Franken Jahresumsatz erwirtschaftete sie primär mit der Produktion von 16 Gigawattstunden erneuerbarer Energie. Dieser Strom versorgt etwa 16 000 Schweizer während eines Jahres.
Bei ADEV kann man maximal 30000 Franken in Genossenschaftsanteile investieren. Die ausgeschüttete Rendite beträgt 2,5 Prozent. Das ist eine Gewinnbeteiligung. Sie kann je nach Geschäftsgang unterschiedlich hoch ausfallen. Höhere Ausschüttungen liegen bei Genossenschaften aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Gewinnbeschränkung kaum drin. Denn Genossenschaften dürfen im Unterschied zu Aktiengesellschaften und GmbHs grundsätzlich nicht gewinnstrebig sein. Karin Lee Walther entschied sich, in ADEV zu investieren.
Nach 20 Jahren werden die Solarzellen an die Hausbesitzer verschenkt
Auch die in Solothurn beheimatete Genossenschaft Optima Solar schüttete bisher eine Gewinnbeteiligung von jährlich 2 Prozent der investierten Summe aus. Die Genossenschaft betreibt 24 Solaranlagen. Weitere sind geplant. Um diese zu finanzieren, gibt sie Anteilscheine zu Fr. 1028.20 (inklusive Emissionsabgabe) heraus. Laut Verwaltungsmitglied Lucia Grüter können pro Person «mehrere Anteilscheine» erworben werden. Ob man bei der Rückgabe eines Anteilscheins mehr Geld zurückerhält, hängt vom Erfolg der Genossenschaft ab.
In der Region St. Gallen gibt die Genossenschaft Solar St. Gallen Anteilscheine aus. Diese kosten inklusive Emissionsabgabe 1050 Franken und werfen einen jährlichen Ertrag von 1,5 Prozent ab. Im letzten Dezember nahm die Genossenschaft ihre bisher grösste Photovoltaikanlage im Kanton St. Gallen in Betrieb. Die Anlage besteht aus fast 4000 Photovoltaik-Modulen und hat eine Nennleistung von 1,1 Megawatt. Daraus bezieht der Zugbauer Stadler Rail ein Viertel des Strombedarfs zur Produktion seiner Doppelstockzüge im Werk St. Margrethen SG.
Nicht alle Energiegenossenschaften richten jährliche Auszahlungen aus. So wie die Genossenschaft Säulistrom aus Hausen am Albis ZH, die Solaranlagen betreibt. Präsident Walter Achermann geht aber davon aus, dass die Anteilscheine langfristig an Wert gewinnen – also beim Verkauf einen schönen Betrag einbringen. Dank dem Verkauf von Solarstrom könne die Genossenschaft jedes Jahr eine neue Anlage im Wert von 70 000 Franken bauen und in Betrieb nehmen. Momentan habe die Genossenschaft genug Geld, um ihre Projekte zu finanzieren. Sie schreibt die Anlagen schneller ab als vorgeschrieben. Nach einer Betriebsdauer von 20 Jahren verschenkt die Genossenschaft die Solarzellen an die Besitzer der Dächer. Diese können die Anlage danach noch für rund zehn Jahre bis ans Ende ihrer Lebensdauer weiter betreiben. Die Mindesteinlage beträgt 5000 Franken.
Ein anderes Geschäftsmodell verfolgt die Berner Solarify GmbH. Anleger investieren nicht in das Unternehmen, sondern in Solarpanels auf Dächern in der Schweiz. Je nach Projekt können sie dort für 400 bis 700 Franken ein Solarpanel kaufen. Die Vertragsdauer beträgt 25 bis 30 Jahre. Laut Geschäftsführer Aurel Schmid zeigt die Erfahrung, dass Investoren am Ende dieser Laufzeit ungefähr 65 Prozent mehr zurückbezahlt erhalten als ursprünglich investiert. Die zu erwartende Jahresrendite betrage bis zu drei Prozent. Alle drei Monate gibt es Auszahlungen. Der Gewinn stammt aus dem Verkauf des Solarstroms. Anleger können die Solarpanels jederzeit an Solarify zurückverkaufen. Der Erlös hängt von der Stromproduktion ab.
Auch Anteilscheine können an Wert verlieren – wie Aktien
Auch an der Energie Genossenschaft Schweiz kann man sich beteiligen. Sie finanziert in den Kantonen Bern, Zürich und Luzern Photovoltaikanlagen und hat eine Partnerschaft im Kanton Graubünden. Ein Genossenschaftsanteilschein kostet 500 Franken. Falls in einem Geschäftsjahr ein Gewinn anfällt, können Genossenschafter daran beteiligt werden. Allerdings war dies laut Geschäftsleiter Amadeus Wittwer bisher nicht der Fall, weil sich das Unternehmen noch im Aufbau befinde.
Gut zu wissen: Wer einen Anteilschein für eine Genossenschaft zeichnet, hat keine Gewähr, dass er bei der Rückgabe den Kaufpreis zurückerhält. Auch Genossenschaften können in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten – nicht nur Aktiengesellschaften.