Seit Anfang November ermöglicht die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange den Handel mit ausländischen Aktien auch in Franken. 500 Titel hat die SIX ins Segment der sogenannten Sponsored Foreign Shares aufgenommen. An der Berner Börse BX Swiss können Anleger seit rund einem Jahr sogar über 1000 ausländische Aktien in der Schweizer Währung handeln.
Das eröffnet neue Möglichkeiten: Bisher mussten Schweizer etwa die Facebook-Aktie über die US-Technologiebörse Nasdaq kaufen und in Dollar zahlen. In der Schweiz soll dies kostengünstiger funktionieren. BX-Swiss-Geschäftsführer Luca Schenk: «Für inländische Abschlüsse verlangen Banken meist tiefere Courtagen als für ausländische Geschäfte. Zudem fallen beim Kauf in Franken keine Kosten für den Währungsumtausch an.»
Ein doppelter Vorteil also?
K-Geld wollte es genau wissen und machte eine Stichprobe bei elf Banken. Gefragt wurde: Was kostet der Kauf von Facebook-Aktien für 10 000 Franken über BX, SIX und Nasdaq?
Resultat: Nicht alle Banken handeln über alle drei Plattformen. Bei der Aargauer Kantonalbank, der Postfinance und der Zürcher Kantonalbank etwa ist dies über BX nicht möglich. Und bei der Clientis-Bank sind die Courtagen für BX-Transaktionen teurer als für Nasdaq-Geschäfte. Grund: BX ist zurzeit nicht ans E-Banking von Clientis angeschlossen. Deshalb erhalten Kunden beim Handel über BX im Gegensatz zu SIX und Nasdaq den 60-prozentigen Online-Rabatt nicht.
Ähnlich bei Cash.ch: Beim Aktienkauf gilt eigentlich eine Einheitsgebühr von 29 Franken. Doch BX-Aufträge werden nur übers Telefon abgewickelt. Und das kostet 70 Franken.
Währungstausch erhöht Kosten um bis zu 2 Prozent
Im Durchschnitt aller befragten Banken sind die Courtagen für den Handel über SIX am günstigsten. BX dagegen ist nur eine Spur billiger als Nasdaq, weil diverse Banken den BX-Handel nicht im günstigen E-Banking anbieten, den Nasdaq-Handel dagegen schon.
Neben den Courtagen verteuern vor allem die Kosten für den Währungstausch Börsengeschäfte an ausländischen Handelsplätzen. Denn Banken verlangen vom Kunden einen Zuschlag von 1 bis 2 Prozent. Bei einem Kaufvolumen von 10 000 Franken sind das 100 bis 200 Franken. Deshalb ist bei einer Gesamtkostenbetrachtung selbst bei Clientis ein Kauf über BX trotz der hohen Courtagen günstiger als über Nasdaq.
Luca Schenk kritisiert, dass Banken für ihre Kunden standardmässig über die teuren ausländischen Märkte handeln statt über BX oder SIX: «Sie haben kein Interesse, auf die höhere Courtage für den Auslandshandel und die Wechselkursgebühren zu verzichten.» Die Banken wehren sich: Man empfehle Anlegern, die regelmässig ausländische Titel handeln, ein Fremdwährungskonto. So würden die Umtauschkosten nur einmal anfallen und nicht bei jeder Transaktion. Zudem weisen die Banken auf zwei Risiken beim Handel mit ausländischen Aktien über BX Swiss oder SIX hin:
- Erstens operiert man in wenig liquiden Märkten mit geringen Handelsvolumen. Knapp 40 Millionen Facebook-Aktien wechseln an der Nasdaq jeden Tag den Besitzer. Das Gesamtvolumen von Bern und Zürich zusammen betrug im ganzen November 763 Facebook-Titel. «Kommt es zu einem Kurssturz, können ausländische Aktien an ihren Heimmärkten wahrscheinlich besser gehandelt werden als hier», sagt Reto Padrutt, Leiter Handel und Kapitalmarktfinanzierungen bei der Berner Kantonalbank. BX und SIX beteuern aber, dass jederzeit Titel gekauft und verkauft werden könnten.
- Zweitens sind in Zürich und Bern die Unterschiede zwischen Kauf- und Verkaufskursen grösser als an den Heimmärkten. Das heisst: In der Schweiz zahlen Anleger tendenziell mehr für ihre Ausland-Aktien und erhalten weniger beim Verkauf der Titel. Stichproben an normalen Handelstagen für Facebook zeigen aber: Für Schweizer ist beim Handel über Bern oder Zürich der Währungsvorteil grösser als die Nachteile aufgrund der Unterschiede zwischen Kauf- und Verkaufskursen.
Fazit: Bei normalen Marktverhältnissen sind BX und SIX für den Erwerb ausländischer Aktien günstiger. Ob dies auch bei Märkten mit stark schwankenden Kursen der Fall ist, müssen die beiden Börsenplätze erst noch beweisen.