Die Schweiz ist auf dem Goldmarkt der Welt eine wichtige Drehscheibe. 70 Prozent des Handels werden laut Zürcher Kantonalbank (ZKB) hier abgewickelt. Die Bank ist nach eigenen Angaben eine der grössten Goldlieferantinnen für andere Geldinstitute in der Schweiz.
Gold wird in grossen industriellen Minen oder im Kleinbergbau geschürft. Die Arbeitsbedingungen sind oft schlecht, die Folgen für die Umwelt gravierend. So ist zum Beispiel im Goldabbau nach wie vor der Einsatz von Chemikalien wie Quecksilber und Zyanid verbreitet. Diese können Menschen, Tiere und Natur vergiften.
Wer Gold kaufen möchte, das unter besseren Bedingungen abgebaut wurde, kann Fairtrade-Gold mit dem Label der Stiftung Max Havelaar wählen. Die ZKB hat solche Goldbarren für Privatanleger im Sortiment. Inzwischen ist das zertifizierte Max-Havelaar-Gold auch bei vielen anderen Kantonalbanken verfügbar.
Das Edelmetall stammt aus kleineren Bergbaubetrieben in Peru. Der kleingewerbliche Bergbau, der laut Max Havelaar 10 bis 20 Prozent des weltweit abgebauten Rohgoldes gewinnt, ist arbeitsintensiv und oft kaum geregelt. Daher engagiert sich die Stiftung unter anderem für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Minenarbeiter, den Marktzugang für Fairtrade-Produkte und für den Umweltschutz.
Zertifizierungsstelle prüft Fairtrade-Standards
Die Stiftung lässt die Minen durch die unabhängige Zertifizierungsstelle Flocert mit Sitz im deutschen Bonn akkreditieren und regelmässig kontrollieren. Das soll gewährleisten, dass die Fairtrade-Standards eingehalten werden. Besuche vor Ort fänden auch unangemeldet statt, sagt Laura Saner, Sprecherin von Fairtrade Max Havelaar in der Schweiz.
Für die Zertifizierung sind neben fairen Löhnen Schutzbekleidung, Gesundheits- und Sicherheitstrainings und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt vorgeschrieben. «So ist etwa die Reduktion und das kontrollierte Verwenden von Quecksilber und Zyanid für den Fairtrade-Ansatz bei Gold zentral», sagt Saner. Erfüllen zertifizierte Minen alle Kriterien, erhalten sie zusätzlich zum Marktpreis eine Prämie von 2'000 US-Dollar pro Kilo Gold.
Die ZKB liess nach eigenen Angaben seit 2015 rund 1,5 Tonnen Fairtrade-Goldbarren produzieren. Das ergab Zusatzprämien von rund 3 Millionen Franken für die Minenorganisationen. Dabei handelt es sich um Kooperativen oder kleine Aktiengesellschaften. Laut Max Havelaar bauten die zertifizierten Bergbaubetriebe in den letzten zehn Jahren insgesamt fünf Tonnen Rohgold ab. So flossen seit 2014 über 10 Millionen US-Dollar an Prämien zu den Minenorganisationen. Über die Verwendung der Sondereinnahmen entscheiden die Organisationen laut Max Havelaar demokratisch. Bisher seien Schulen, eine bessere Wasserversorgung, Gesundheitszentren oder Massnahmen für mehr Arbeitssicherheit gefördert worden.
Die ZKB verkauft Fairtrade-Goldbarren mit einem Gewicht von 1 bis 20 Gramm. Die Kunden zahlen einen Aufschlag von 2 bis 3 Franken pro Gramm. Anhand eines Codes können sie nachvollziehen, aus welchen der 14 zertifizierten peruanischen Minen das Gold stammt.
Rückverfolgbar ist auch das sogenannte «Traceable Gold», das die ZKB ihren Kunden sowie anderen Kantonalbanken verkauft. Seit 2021 verkauft zudem Raiffeisen Gold, das nach eigenen Angaben «verantwortungsbewusst gewonnen wurde und rückverfolgbar ist».
Das Gold der ZKB wird in industriellen Betrieben in Nord- und Südamerika sowie in Finnland abgebaut. Die ZKB sagt, dass sie bei rückverfolgbarem Gold nur solches aus Minen mit hohem Engagement für einen verantwortungsvollen Abbau beziehe. Trotzdem ist der Aufpreis für die Käufer – meist institutionelle Anleger – gegenüber normal geschürftem Gold geringer. Anders als bei Fairtrade-Gold fällt laut ZKB bei «Traceable Gold» keine Lizenzgebühr an.
Damit das Gold rückverfolgbar ist, wird es in den Minen mit DNA- Markern besprüht. In der Schweizer Raffinerie lässt sich die Herkunft dann mit einem PCR-Test feststellen. Dann wird das Rohgold in einer gesonderten Produktionsstrasse zu Barren verarbeitet, damit es nicht mit anderem Gold vermischt wird. Die Barren erhalten eine Seriennummer, die Käufern aufzeigt, woher das Gold kommt.
«Fairtrade-Label bietet eine gewisse Orientierung»
Kann man solches Gold also bedenkenlos kaufen? Marc Ummel ist bei der Hilfsorganisation Swissaid für das Dossier Rohstoffe verantwortlich. Er sagt: «Fairtrade- und Fairmined-Gold kann man guten Gewissens kaufen, weil der Standard auf klaren Anforderungen basiert und Kontrollen in Produktionsstätten beinhaltet.»
Olivia Lipsky ist Spezialistin für Nachhaltigkeit von Unternehmen bei der Umweltschutzorganisation WWF. Sie sagt, Transparenz und Rückverfolgbarkeit seien erste Schritte für eine umweltfreundlichere und gerechtere Gold-Wertschöpfungskette. Die Label Fairtrade und Fairmined würden beim Kauf eine gewisse Orientierung bieten. Laut Lipsky sind das allerdings Nischenlösungen. Nötig sei branchenweit ein Bekenntnis zu mehr Verantwortung in der Goldproduktion.
Fonds mit Fairtrade-Gold
2022 lancierte die Basler Kantonalbank (BKB) den weltweit ersten Goldfonds mit Fairtrade-Label – den BKB Physical Gold Fairtrade Max Havelaar (Valor: 118505048). Damit haben Anleger an der Entwicklung des Goldpreises teil. Das unter fairen Arbeitsbedingungen produzierte Gold ist physisch hinterlegt. Fairtrade-Gold ist für Privatkunden meist nur in kleinen Barren (von 1 bis 20 Gramm) erhältlich. Der BKB-Fonds ist eine Anlage, die auf 1-Kilo-Fairtrade-Goldbarren basiert.
Das Volumen des Fonds umfasst zurzeit 1,9 Tonnen Gold mit einem Wert von rund 135 Millionen Franken.
Die Gesamtkostenquote (TER) ist beim Fonds mit 0,62 Prozent pro Jahr klar höher als bei ETF mit normalem Gold. Grund dafür ist die Lizenzgebühr für die Max-Havelaar-Stiftung. Sie finanziert die Tätigkeit der Stiftung in der Schweiz.