Die Zenubia Schmuck AG in Winterthur ZH bezeichnet sich im Internet vollmundig als «Nr. 1 Adresse für Ihren Edelmetall-Ankauf in der Schweiz». Zudem schreibt die Firma: «Ihre Vorteile bei der Zenubia Schmuck AG: Sie erhalten Höchstpreise.»
Zenubia ist mit solcher Werbung nicht allein: Auch Händler wie Altingold in St. Gallen, Goldhaus in Luzern, Oberturm in Aarau, Kaufengold.ch in Bern und Rent a Box in Zürich werben damit, sie würden für Altgold Höchst- oder Bestpreise bieten.
K-Geld wollte wissen, was von diesen Versprechen zu halten ist. Eine Testkundin begab sich mit je zwei Goldketten, Armbändern und Ringen in das Schmuckgeschäft von Zenubia. Dort prüfte ein Mitarbeiter zunächst, ob das Gold echt ist und der Goldgehalt mit der Prägung auf dem Schmuckstück übereinstimmt. Dafür rieb er den Schmuck auf einer kleinen Schiefertafel. Den Abrieb beträufelte er mit einer Flüssigkeit, die vor allem aus Salpeter- und Salzsäure besteht. Je nach Zusammensetzung der Säure, durch die sich der Abrieb auflöst, lässt sich feststellen, ob es sich um echtes Gold handelt und wie rein es ist.
Schliesslich teilte der Mitarbeiter den Schmuck in zwei Häufchen: Eine Goldkette aus 18-karätigem Gold kam auf die eine Seite, der 14-karätige Schmuck auf die andere. Die Diamanten auf einigen der Schmuckstücke seien zu klein, um wieder verwendet zu werden, sagte der Mitarbeiter. Sie würden deshalb beim Preis nicht berücksichtigt. Dann wog er den Schmuck, ohne dass die Kundin die Anzeige der Waage einsehen konnte.
Händler Metobal bot den besten Preis
Für den Schmuck bot Zenubia schliesslich 8032 Franken. Damit ist das Geschäft aus Kundensicht nicht annähernd die erste Adresse für den Ankauf von Geld. Es landete in der Stichprobe von K-Geld bei zwölf Altgoldankäufern nur auf Platz neun. Für den Offertenvergleich wurden Goldhändler mit Filialen in mehreren Schweizer Städten ausgewählt, dazu aber auch kleinere Geschäfte. Kleine, traditionsreiche Ankäufer konnten dabei bezüglich Kompetenz und Preisen mit den grösseren Unternehmen durchaus mithalten.
Den besten Preis in der Stichprobe bot Metobal in Muttenz BL: Der Händler war bereit, für die Goldstücke 9438 Franken zu zahlen. Das tiefste Angebot kam von der Rent-a-Box-Filiale in Zürich. Dort hätte K-Geld für den Schmuck lediglich 5500 Franken bekommen. Das heisst: Der beste Händler hätte im Vergleich zu jenem mit dem niedrigsten Angebot fast 4000 Franken mehr bezahlt. Wie Metobal boten Goldboerse.ch in Basel, die Galerie Inauen in Zürich, die Philoro-Filiale in Zürich und Johannes Müller & Söhne in Bern über 9000 Franken für den Goldschmuck.
An den drei Tagen der Stichprobe lag der Goldpreis zwischen Fr. 66.03 und Fr. 67.64 pro Gramm Gold. Aufgrund dieser Differenzen sind die offerierten Preise bereinigt. Als Referenz galt der Tagessatz vom 9. August mit Fr. 67.64. Gleichwohl blieb die Preisspanne zwischen den Offerten der Händler riesig.
Gegenüber K-Geld kann Rent a Box das tiefe Angebot für den Schmuck nicht schlüssig erklären. Die Preise würden sich am aktuellen Goldpreis orientieren und seien Tagespreise, heisst es beim Händler. Als weitere Begründung für die grossen Differenzen führt Rent a Box Schmelzkosten an. Zudem würden Edelsteine nicht berücksichtigt. Andere Händler der Stichprobe äussern sich ähnlich.
Metobal in Muttenz sagt ebenfalls, man wende stets den Tagespreis für Gold an. Beim Recycling des Schmucks arbeite man mit einem Unternehmen in Biel BE zusammen, das zwar nicht die besten Preise zahle, aber vertrauenswürdig sei.
Für Schmuckbesitzer, die ihre Stücke verkaufen wollen, sind die Zeiten günstig. Der Goldpreis befindet sich auf Rekordhöhe. Während die Produktion in den Minen zurückgeht, wird Gold zunehmend recycelt. Viele Edelmetallhändler versuchen deshalb seit einiger Zeit, Ware auf dem Occasionsmarkt anzukaufen.
Preis für Gold hängt vom Gehalt und vom Gewicht ab
Welchen Preis man für Schmuckstücke erzielen kann, hängt vom Feingehalt des verwendeten Goldes und vom Gewicht ab. Die Feinheit wird in Karat oder in Promille angegeben. Die reinste Stufe – 999 Promille beziehungsweise 24 Karat – kommt vor allem in Münzen und Barren vor. Der Goldgehalt von in der Schweiz oder in Deutschland angefertigten Schmuckstücken ist niedriger: Er beträgt meist 750 oder 580 Promille. Das entspricht 18 oder 14 Karat.
Enthält der Schmuck Edelsteine, zahlen einige Händler einen Zusatzpreis, sofern sie den Schmuck als Occasion verkaufen oder die Steine für anderen Schmuck wieder verwenden können. Das war bei den Stücken in der Stichprobe von K-Geld nicht der Fall. Einige Händler hätten die Steine jedoch auf Wunsch herausgearbeitet.
Fazit: Nicht überall, wo Goldhändler Höchstpreise versprechen, sind Bestpreise zu erwarten. Und: Über den aktuellen Goldpreis sollte man sich vor einem Verkauf stets gut informieren. Denn offensichtlich bestimmen viele Händler ihre «Tagespreise» nach eigenen Kriterien.
So holen Sie für Ihren Schmuck einen guten Preis heraus
- Holen Sie für Schmuckstücke oder Zahngold stets mehrere Angebote ein. Für Standardmünzen wie das Goldvreneli finden Sie die aktuellen Preise auf den Internetseiten der Goldshops.
- Informieren Sie sich vor dem Verkauf über den tagesaktuellen Goldpreis in Franken pro Kilo. Orientierung bieten die Goldpreise in den Tageszeitungen oder auf den Internetseiten von Banken. Seriöse Händler machen die tagesaktuellen Preise ebenfalls auf Ihren Internetseiten publik oder hängen sie im Laden aus. Wichtig: Von hohen Kursen sollte man sich nicht blenden lassen. Mitunter wird als Lockvogelangebot der höhere Preis für Feingold angegeben.
- Den ungefähren Materialwert von Goldschmuck können Sie selber bestimmen. Ein Rechenbeispiel für 18-karätigen Schmuck, der eine 75-prozentige Reinheit aufweist: Liegt der Kilopreis für Feingold bei 67'648 Franken, teilen Sie den Grammpreis (Fr. 67.60) durch vier und multiplizieren das Resultat mit drei. In diesem Fall ergibt sich ein Grammpreis von Fr. 50.70. Diesen Betrag multiplizieren Sie mit dem Gewicht des Goldschmucks.
- Vorsicht bei Händlern, die mit Flyern für Ankaufanlässe in Hotels oder Restaurants werben. Auch hier sollten Sie sich zuvor über die aktuellen Goldpreise informieren und Preisvergleiche anstellen. Einige Geschäfte bieten im Internet Goldrechner mit ihren Tagessätzen an: etwa auf Altgoldkaufen.ch/goldrechner und Philoro.ch/altgold-ankauf.
- Verlangen Sie vom Verkäufer freie Sicht auf die Waage. Notieren Sie das Gewicht der zu verkaufenden Stücke.
- Besonders schöne und perfekt verarbeitete Stücke bringen oft mehr ein als den Materialwert – vor allem wenn ein Echtheitszertifikat vorhanden ist. In diesem Fall sollten Sie zusätzlich Angebote von Juwelieren oder Antiquitätenhändlern einholen.
- Wertvolle und grosse Edelsteine auf Schmuckstücken sollten Sie bei einer Fachperson für Edelsteine (Gemmologe) separat schätzen lassen.